Eine Kritik von Maichklang (Bewertung des Films: 3 / 10) eingetragen am 03.02.2023, seitdem 398 Mal gelesen
Beim wenig erotischen Erotik-Thriller ohne Thrill wird es echt schwierig und so wundert es kaum, dass der Streifen einerseits mit einigen Jahren Verzögerung bei uns erscheint und dann auch noch mit den dringlichen Worten „von den Machern von“ beworben wird.
Zugegeben, Regisseur Hideo Nakata konnte einst mit der Reihe um „Ring“ einen echten Meilenstein setzten, doch bereits sein „White Lily“ offenbarte, dass Sex und Crime nicht immer eine brauchbare Melange ergeben.
Seit Kyoko in ihrer Kindheit vom Stiefvater missbraucht wurde, lebt sie mit drei Mitbewohnerinnen, - in ihrem Kopf, da sie seit Jahren unter einer multiplen Persönlichkeitsstörung leidet. Als sie den Romanautoren Fuyuki kennen lernt, begibt nicht nur sie sich in Gefahr…
Nakata lässt nicht einmal eine Viertelstunde verstreichen, bevor er zur ersten ausladenden Softsexszene übergeht, während der Titel im Übrigen erst in Minute 26 eingeblendet wird.
Horror gibt es einstweilen nicht, es sei denn, man berücksichtigt Kyokos Mutter, die den Inbegriff einer latent betrunkenen Furie verkörpert. Da sich der Zustand der Persönlichkeitsstörung durch eindeutige Bilder früh abzeichnet, wird daraus kein Geheimnis gemacht, obgleich hier Potential für Spannung um etwaige, reale Mitbewohnerinnen gewesen wäre. Stattdessen gibt nach einer halben Stunde direkt die nächste Fummelei unter den vermeintlichen Lesben.
Themen mit möglichem Tiefgang wie Missbrauch und den daraus resultierenden Konsequenzen werden allenfalls vage gestreift und während der Autor für einige Zeit aus dem Geschehen verschwindet, bahnt sich eine kriminelle Tat im Umfeld Kyokos an, bei der das Publikum nicht lange herumrätseln muss, um entsprechende Zusammenhänge zu erkennen.
Statt Spannung aufzubauen, um ein Techtelmechtel blutig enden zu lassen, wird dieses wenige Minuten später ein zweites Mal aus einer leicht veränderten Perspektive wiederholt, wobei die wenigen Gewalteinlagen mehrheitlich im Off stattfinden und die FSK16 geradezu wie Hohn anmutet.
Immerhin sind die Nacktszenen einigermaßen ästhetisch gefilmt und unliebsame Details werden geschickt umgangen. Allerdings ist die Sounduntermalung etwas für Schmatzfetischisten, da hier jeder Kuss, jeder Anflug von Fellatio klingt, als würde jemand direkt vorm Mikro feucht mit einem Kaugummi spielen. Die Pianoklänge mit einigen Streichern hätten hier einen weitaus besseren Dienst geliefert.
Und so kommt es zum Finale wie es der Verlauf bereits andeutete: Es wird einmal mehr geoetkert. Zwar spielt auch hier die Kamera weitgehend gekonnt mit fließenden Bewegungen und den Auswirkungen gewisser Berührungen, doch den vorhersehbaren Ausgang kann auch die taugliche Verpackung nicht verschleiern. Die Chose bleibt spannungsarm und wenig pointiert, obgleich die Mimen, bis auf zwei Ausnahmen um Glaubwürdigkeit bemüht sind.
Folgerichtig kann man sich den Schmödder auch schenken, denn dem eigentlichen Thema wird er zu keiner Zeit gerecht.
3,5 von 10
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