Eine Kritik von Moonshade (Bewertung des Films: 5 / 10) eingetragen am 13.05.2022, seitdem 69 Mal gelesen
Man stelle sich vor, man hat gerade eine Scheidung hinter sich und eine kleine Tochter bei sich – wo ziehe ich dann als moderne, psychisch angegriffene Frau hin? Klar, in die Einöde, in das Haus meiner verstorbenen Mutter, irgendwo hinter allen Bauenhöfen am letzten Maisfeld kurz vor Grenze.
So macht es Annie ängstlich und schmerzerfüllt, aber stets bemüht. Vor der Tür beginnt gleich der Mais, es ist gepflegt der Hund verfroren und irgendwie scheint der in das Haus eingebaute Fahrstuhl (für die gehbehinderte Mutter) ungute Gefühle hervorzurufen.
Da weiß man natürlich was kommt: entweder schleicht im Keller ein Meuchler umher, der von der Welt vergessen wurde oder im Feld sind Aliens. Und Annie mit ihrer angeknacksten Psyche gerät bestimmt bald zur Verdächtigen Nr.1.
Und so kommt es denn auch in Padraig Reynolds jüngstem Streich „Dark Light“, der schon einer Art Pre-Title-Sequenz quasie vorweg nimmt, was man von dem Film erwarten kann. Tatsächlich ist das dann auch keine Rückblende, sondern eine Vorausschau auf kommende Ereignisse.
Ich bin nicht eben ein Fan von Reynolds, der zwar findig mit kleinen Budgets umgeht, aber nicht wirklich gut strukturiert darin ist, eine Geschichte zügig und fesselnd zu erzählen, wenn er denn schon interessante Topoi im Fokus hat.
Immerhin „Dark Light“ ist etwas besser als „Worry Dolls/Devil’s Dolls“ und im ersten Drittel macht der Film auch eine Menge aus seinen begrenzten Ressourcen. Wenn plötzlich Lichter aus dem Maisfeld durch die Fenster scheinen und die Tochter verschwindet und auf dem Dach wieder auftaucht, dann kribbelt es schon ein wenig – doch dann erweist sich wieder, dass nicht jeder Regisseur auch sein eigener Autor sein sollte.
Da wäre zunächst mal das recht infantil agierende Kind, welches den Nervfaktor leider in die Höhe schraubt. Dann wäre da der Ex-Gatte, den man sich natürlich als wahres Monstrum vorstellt, der aber eher als normal präsentiert wird, womit wiederum nicht gut verständlich wird, warum sie so drastisch auf ihn reagiert.
Leider kippt der Film dann zur Halbzeit dorthin, wo man ihn eh schon verortet, in einer Runde „Mothers vs. Signs“, ergänzt durch eine immer kritischere Polizistin (die natürlich die Mutter in Verdacht hat, seit das Kind away ist) und einen Experten für paranormale Phänomene, der seit Jahren wie verrückt Material über ähnliche Fälle sammelt, aber mit einem lebenden Beweis erst nicht sprechen will und ihn (also sie) dann als „Beweis“ bei sich einsperrt.
Zum Glück wartet Reynolds nicht bis zur letzten Minute mit der Erklärung, um was es sich bei den Besetzern/Angreifern handelt, aber er inszeniert den Abstieg in die lang vermuteten Kavernen unter dem Haus (wo auch sonst, da ist ja auf Meilen nichts sonst) als beschwerliche Beinahe-Familienzusammenführung mit übernatürlichem Kokolores. Ich bin mal fies drauf und verrate nichts, aber letztendlich kommt bei vielversprechenden Vorgaben leider nur der akute Durchschnitt heraus, auch wenn die eine oder andere Suspense-Szene im Haus offenbar von Shyamalan inspiriert wurde.
Kern des Problems ist immer, dass ich mich für die Figuren auch interessieren muss, sobald man emotional involviert ist, steigt auch das Interesse. Bei Reynolds wird nur grob gezimmert und vieles bleibt nebulös, an der falschen Stelle überbetont oder „anders“, aber eben nicht kreativ, sondern eher von der entfremdenen Sorte.
Anschauen kann man sich den Film aber natürlich trotzdem, allerdings wäre hier meiner Ansicht nach mehr drin gewesen. (5/10)
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