Eine Kritik von Moonshade (Bewertung des Films: 7 / 10) eingetragen am 16.01.2022, seitdem 288 Mal gelesen
Erwartet jemand bei einem Titel wie „Slayed“ irgendeine Überraschung oder substanziell etwas Tiefsinniges? Oder denkt man da nicht gleich an Horden gemeuchelter Studenten?
Genau, eher Letzteres.
Doch wer etwas Geduld aufbringt und nicht eben den heiligen Gral an moderner Innovation erwartet, bekommt mit „Initiation“, so der Originaltitel, einen passablen Thriller und Slasher geboten, der in seiner Simplizität niemand vom Stuhl hauen wird, aber enorm effektiv umgesetzt wurde.
Der Trick bei „Slayed“ ist, die ersten 10 Minuten zu überstehen, ohne das Interesse zu verlieren, denn der Film beginnt mit der „Mutter aller Verbindungsparties“, mit halbnackten Typen, denen der Sabber in den Augen glänzt und Mädels, die sich in knappen Hotpants und tiefen Ausschnitten die Kante mittels der altbekannten roten Partybecher geben und fröhlich das andere Geschlecht scharf machen.
Und was passiert?
Genau, da ist plötzlich eine verschlossene Schlafzimmertür, von der sich Protagonistin Ellery aber nicht aufhalten lässt – und dahinter findet sie ihre fast bewusstlose Freundin Kylie auf dem Bett, bei der nicht ganz klar ist, ob ihr etwas angetan werden sollte oder das schon geschehen ist. Anwesend sind noch die Kommilitonen Dylan und Beau – und ihr Bruder Wes, der aber sehr abwesend wirkt.
Es kommt zu keinem Eklat, doch der Vorfall schlägt langsam aber sicher Wellen, spätestens am nächsten Morgen, wenn sich auch Kylie nicht ganz sicher ist, was denn nun eigentlich geschehen oder nicht geschehen ist.
Doch der eigentliche Kataysator in diesem Film ist das allgegenwärtige Smartphone, denn nun kommt alsbald Social Media ins Spiel und es dauert nicht lange und die Studentenschaft brummt vor Gerüchten. Das ist sehr geschickt aufgezogen und provoziert Spekulationen, im Film wie beim Zuschauer, denn sowohl Ellery wie auch Wes sind eigentlich Sympathiefiguren.
Der Film widmet sich nun detailliert dem weiteren Verlauf, hält den Fokus nicht auf die typischen Thriller- oder Slashermotive, sondern nimmt seine Figuren sehr präzise in den Fokus, die vermeintlich Guten wie die eventuell Bösen.
Und das ist auch das Fatale an dieser eigentlich recht simpel-seichten Story: denn John Berardo verzichtet auf das Definitve in seiner Erzählung, selbst als er zur Halbzeit den unvermeidlichen maskierten Killer ins Rennen schickt, der nacheinander mit größtmöglicher Präzision und Härte gewisse Teile des Casts wortwörtlich „an die Wand dübelt“. Dabei geht es nicht nur plötzlich derb zur Sache, es konterkariert auch den Rest des Plots, der sich tatsächlich mit Unverständnis, Verzweiflung und Trauer auseinander setzt.
Für Rätselfreunde ist das zwar nicht sonderlich aufregend, dass der Killer es offenbar hauptsächlich auf die männlichen Verdächtigen abgesehen hat (immerhin müssen die scheinbaren Unsympathen hier fast alle draufgehen) und es mindert auch leicht das Vergnügen des typischen Haschmisch-Finales in einem fast komplett abgeschlossenen Uni-Gebäude, da die beteiligten Mädchen in heilloser Panik agieren, von der offensichtlichen Erzähllogik aber überhaupt nicht in Gefahr sein dürften.
Immerhin zockt der Film zur Demaskierung wirklich noch eine nette Überraschung aus der Gesäßtasche, die man vielleicht nicht sofort erahnt hat.
Klar, Horrorfilme, ihre Plots und ihre Wirkung im Social-Media-Zeitalter sind nicht mehr der neueste Schrei und die Rape-and-Revenge-Basisstory, die hier bräsig im Zentrum des Plots döst, ist auch nicht wirklich innovativ. Aber Berardos Film erwischte mich mit seinem klischeearmen Umgang eines ungeklärten Konflikts ziemlich präzise. Die vermeintlichen „sluts“ aus der Startparty erweisen sich schon bald als gut fokussierte Studentinnen von beachtlicher akademischer Kapazität und auch den Tätern in spe sieht man den Umfang ihrer Beteiligung nicht gleich von ferne an.
Obwohl ich derlei Plots theoretisch aus jedem Networt seit 1970 raussuchen könnte, ist „Slayed/Initiation“ vor allem eines: überraschend interessant!
Die typische „Jaja, nun mach ihn/sie doch endlich kalt!“ (auf beiden Seiten) weicht hier einem gefühlvollen Umgang mit den Figuren und wirft stetig Fragen nach dem „wieso“ auf, auch wenn mit dem schmierigen Uni-Rektor tatsächlich eine absolut abgenudelte Figur mit am Start ist.
Berardo zielt genau in die Lücke zwischen dem klassischen Slasher und dem Rape-Thriller im grünen Crime-Bereich und kommt gut dabei weg: a cut above the rest! (7/10)
Unser News-Bereich wurde überarbeitet und wird in Kürze weiter ausgebaut werden, damit Sie stets aktuell über alle Neuigkeiten rund um die Welt des Films informiert sind.