Eine Kritik von Leimbacher-Mario (Bewertung des Films: 7 / 10) eingetragen am 23.05.2022, seitdem 133 Mal gelesen
Nightmare On Windsor Street
„Dream Demon“ hatte es Ende der 80er nicht leicht gegen enorm populäre, brutale und aufwändige Slashersequels und bankrottierende Studios gleichzeitig zu kämpfen - und ging erstmal in diesen Wirren sowie den Annalen der Horrorfilmhistorie unter. Bis der britischen Traumschocker vor ein paar Jahren gefunden, restauriert und rehabilitiert wurde - zur Freude und Bereicherung aller Horrorgucker wie uns. Selbst wenn er nie ein Must See sein oder zur A-Riege wie viele seiner damaligen Konkurrenten gehören wird - die Geschichte einer jungfräulichen Frau, die kurz vor ihrer Hochzeit mit ihrem berühmten Kriegshelden immer wirreren und verschachtelteren Alpträumen verfällt, ist ohne Frage psychologisch und prominent (!) sehenswert!
Lady Die
Normalerweise ist es gar nicht so schwer über Genre- und Horrorfilme zu schreiben. Hier und da kann man zwar Dinge interpretieren, oft geht’s aber auch einfach nur um Oberfläche und Spaß. Bei einem Teil wie „Dream Demon“ kann man es sich „leider“ nicht so einfach machen und nur auf das Sichtbare schauen. Thematisch, visuell, charakterlich und auf seiner Metaebene bietet er viel mehr als das Auge sieht. Ein Werk, dass man viel eher fühlt als direkt versteht oder genießt. Fast ist er phasenweise ein wenig die andere Seite der „Elm Street“-Medaille. Erwachsener, psychologischer, ruhiger und reifer. Nicht unbedingt besser oder perfekt. Aber ohne Frage interessant vom Feeling bis zur Filmanalyse. Die Parallelen zur damaligen britischen Prinzessin und ihrer prekären Situation sind nicht zu übersehen. Die psychoanalytischen, seelischen und sexuellen Anspielungen und Metaphern noch weniger. Es gibt frische Gesichter und doppelte Böden. Man weiß nie genau, was nun echt ist, was man glauben kann und worauf man sich verlassen kann. Einige Effekte sind echt gelungen und eklig. Es gibt sogar bauliche und architektonische Fallen und gewollte Ungereimtheiten. Das Overlook lässt grüßen. Timothy Spall war schon damals in jung erschreckend gut. Lustig, dass er auch im neuen „Spencer“ in eine nicht unähnliche Kerbe schlägt. Und der Score tut hypnotisch und verunsichernd sein Übriges. Expressionismus trifft Exzess, Splatter trifft Sexleben, Presse trifft Panik. Ein paar mehr handfeste Schocks und (Horror-)Highlights hätten es für meinen Geschmack sein können. Etwas redundant können das „Verlorensein“ und die vielen Kellergewölbe wirken. Aber das ändert nichts an einem reizenden Geheimtipp.
Fazit: keine Konkurrenz für Freddy Krueger. Muss aber auch nicht. „Dream Demon“ ist ein atmosphärischer Rausch aus Freud und Frau, aus Hölle und Hülle, aus Traum und Traumata. Zu unrecht damals untergegangen!
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