Eine Kritik von Moonshade (Bewertung des Films: 6 / 10) eingetragen am 08.10.2021, seitdem 222 Mal gelesen
Es hatte mich schon gegruselt, als ich vor Sichtung allein nur die Trilogie-Aufteilung gesehen – aber nicht vor prickelnder Erwartung.
Ich kann mich wirklich mit sich wiederholenden Mustern anfreunden, aber die Versetzung der Handlung in die selige Hexenverfolgungszeit ist nun wirklich nichts mehr, mit dem man mich unter dem Bett vorlocken kann. Natürlich zählt das zu den uramerikanischen Angelpunkten, wenn es um selbstgewachsenes Übernatürliches geht: entweder etwas von den Ureinwohnern oder deren Friedhöhe oder die Buben und Mädeln aus der Umgebung von Salem für den allgegenwärtigen Scheiterhaufen.
Im dritten Teil der Fear-Street-Trilogie müssen wir nun aber ganz stark sein und dem vorgegebenen Weg folgen, denn schließlich ging ja all das Übel und die Morde aus den ersten zwei Filmen von eben jeder Sarah Fier aus, die die Stadt Shadyside in Acht und Bahn und Mordserie hält und das nun schon seit 250 Jahren. Sollte man zumindest denken.
Also bringen Blut und Knochenhand der Hexe unsere liebste Protagonistin in das Jahr 1666 zurück, als die Stadt noch Union hieß und dennoch keine war, sondern nur eine flotte Holzhaussiedlung. Die wackeren Häubchenträger aus der Gründerzeit tragen natürlich das Potential für Bigotterie und Hexenglaube vor sich her – das ist spätestens nach drei Minuten klar, als die „Junge Union“, sprich die jüngere Generation im finsteren Wald des Nächtens auch mal ne hübsche 17th-Century-Party schmeißen will, komplett mit Kürbiskuchen, bissl Schmusen und lustige Pilze einwerfen. (Es ist übrigens ein inzwischen gängiger Konsens im Horrorfilm und auch sonstwo, dass Rauchen gar nicht mehr geht, aber Kiffen und Softdrogen schmeißen eine akzeptable Ersatzbefriedigung ist, selbst hundert Jahre vor der US-Staatsgründung.)
Nahebei im Wald wohnt dann auch das augenrollende Kräuterweiblein mit dem Folianten der schwarzen Magie, die aber, oho, baldigst den Löffel wirft, von fremder Hand gemeuchelt. Und so kommen bald die sieben Plagen über die Gemeinde und der örtliche Pastor vergisst sich und meuchelt martialisch ein Scherflein Kinder, was übrigens der visuell eindringlichste Plot Point dieses Films ist.
Spätestens an diesem Punkt habe ich dann halbwegs gut unterhalten Abbitte geleistet, denn anstatt den üblichen Sermon einfach nur runter zu kurbeln (von dem man das Ende ja schon hängt…bzw. kennt), gerät der etwas übermodernisierte Trip doch recht unterhaltsam und zieht dann auch den längst überfälligen Plot Twist aus der Hosentasche, den man spätestens am Ende von Teil 2 irgendwie schon vermutet hatte, aber für sich nicht recht begründen konnte.
Damit geht es dann nach gut einer Stunde von knappen zwei wieder zurück in die Gegenwart der Rahmenhandlung des Jahres 1994, wo man sich dann endlich mit dem eigentlichen Finsterling dieses Stücks und seinen Taten befassen muss. An diesem Punkt schlägt dann die Wünschelrute wieder ganz stark in Richtung bekannter Gruselvorbilder aus, speziell einer geslashten Melange aus „Stranger Things meets Ghostbusters 2“, die aber zumindest die Wünsche nach Horrorhysterie mit Teenagern und Drive solide bedienen kann.
Im Handstreich bilden die Verteidiger des Guten sogar noch ein Outcast-Einsatzteam und man darf sich somit ein zweites Mal nach dem Auftakt in Teil 1 in der zentralen Stadt-Mall zerhäckseln.
So kommt dann die Trilogie zu einem immerhin versöhnlichen Ende mit dem unvermeidlichen Schlussgag, der wirklich nicht das genial ersonnenste Garn ist (so ein Gegenstand wäre an dieser Stelle nie liegengelassen worden), aber immerhin dürfte sich das avisierte Publikum zwischen 14 und 29 akzeptabel unterhalten gefühlt haben.
Insgesamt hinterlässt diese noch vor der Pandemie abgedrehte Trilogie ein mittelprächtiges Gefühl auf den Geschmacksknospen. Es ist zwar schon Horror mit modernem Anstrich und selten brachial direkt geklaut, aber wirkliche Aha-Erlebnisse können die Filme nicht produzieren, keine echte Langzeitwirkung oder irgendein genretypisches oder stilbildendes Element für die gruseligen 20er Jahre. „Fear Street“ ist durch und durch das, wo es läuft: Produkt eines Streamingportasl mit Budget und Niveau, aber ohne den cineastischen Funken, der einstmals die Triebkraft der Filmschaffenden war.
Da ist alles drin: sympathische Charaktere, viel Blut, ein paar üble Überraschungen, dazu dann die Zeitzeichen der Moderne in Form von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und einem gerüttelt Maß an abwechslungsreicheren Hautfarben bzw. dem Verzicht auf die typischen Stereotype.
Was es nicht ist: subtil.
Ich bin schon bedeutend schmieriger mit „messages“ angegangen worden und die Filme erheben das auch einfach zur Normalität, allein waren sie das nicht in 1994 und schon gar nicht 1978, von 1666 ganz zu schweigen. Aber Serien wie „Bridgerton“ sei Dank, müssen sich vielleicht einfach die Sehgewohnheiten damit erst bequem machen, damit es nicht mehr so bemüht auffällt – schätzenswert ist die Entscheidungen allemal.
Wer sich also fünfeinhalb flotte Stunden machen will, der hat sicherlich seinen Spaß, wenn die gewissen Unebenheiten auch manchmal schwer zu kaschieren sind. Für Teil 3 spendiere ich mal 6,5/10 und die sind ja auch nicht für lau zu haben. In Farbe und bunt!
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