Eine Kritik von iHaveCNit (Bewertung des Films: 9 / 10) eingetragen am 13.08.2021, seitdem 386 Mal gelesen
iHaveCNit: Nahschuss (2021) – Franziska Stünkel – Alamode Film
Deutscher Kinostart: 12.08.2021
gesehen am 12.08.2021
Arthouse Kinos Frankfurt – Eldorado – Reihe 5, Sitz 11 – 20:45 Uhr
Zeit für ein richtig starkes Stück deutsches Kino über eine sehr dunkle Tatsache, die noch bis in die 80er-Jahre hinein in der DDR praktiziert worden ist – die Todesstrafe per unerwarteten Nahschuss in den Hinterkopf. Basierend auf einem reell existierenden Mitarbeiter der Staatssicherheit, Dr. Werner Teske, der die letzte Person gewesen ist, die mit dieser Strafe verurteilt und hingerichtet wurde, inszeniert die Regisseurin Franziska Stünkel ein extrem intensives und menschliches Stasi-Drama mit einem extrem starken Lars Eidinger in der Hauptrolle
Franz Walter möchte eigentlich nachdem er promoviert hat, zu einem Job in Äthiopien reisen. Im Flugzeug wird er jedoch abgefangen und man macht ihm ein attraktives Angebot beim Nachrichtendienst der DDR. Für diese lukrative Tätigkeit bekommt er eine neue Wohnung und auch den Vorgesetzten Dirk Hartmann zugeteilt. Das Hauptziel seines Auftrags ist ein nach Westdeutschland transferierte Fußballspieler, den Franz flüchtig persönlich kennt mit dem Ziel, Informationen zu sammeln und gezielte Manipulationen. Doch je tiefer er in diesen Auftrag eintaucht, umso mehr kommen ihm Zweifel und die Angst, nie wieder aus diesem System ausbrechen zu können.
Franziska Stünkel fokussiert sich in der nüchternen, ruhigen und tristen Inszenierung des Films auf den menschlichen Aspekt und wie eine Person an den Methoden, dem Misstrauen und der Manipulation innerhalb des Staatsapparats der DDR zweifelt und daran zu zerbrechen droht. Gerade die Inszenierung macht den Film sehr eindringlich und intensiv mit einer radikalen Intensität, die ihresgleichen suchen könnte. In der Kombination mit dem starken, zurückhaltenden, aber nicht minder intensiven und nuancierten Schauspiels von Lars Eidinger wird der Film zu einem sehr starken Erlebnis, das nachhallen kann. Gerade auch die narrative Struktur des Films, die zwischen einer fortlaufenden Handlung und schrittweisen Erzählung der Ereignisse sowie zwischen einer Gerichtsverhandlung wechselt macht ist auch ganz interessant gewählt. Schön, dass sich Franziska Stünkel in diesem Film genau diesem Thema gewidmet und für eine noch bedrückendere und authentischere Atmosphäre an zum Teil Originalschauplätzen gedreht hat. Die geschaffenen Bilder sind großartig und auch noch ergänzend bezüglich Authentizität und Atmosphäre hat mir auch das allgemeine Setdesign sehr gefallen. Insgesamt ist „Nahschuss“ ein wichtiges Stück deutsches Kino.
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