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Sonne, Sand und heiße Schenkel (1975)

Eine Kritik von buxtebrawler (Bewertung des Films: 7 / 10)
eingetragen am 10.02.2012, seitdem 2122 Mal gelesen



Um es gleich vorwegzunehmen: Der Film „Sonne, Sand und heiße Schenkel“ des italienischen Regisseurs Silvio Amadio („Amuck“) aus dem Jahre 1975 ist ebensowenig eine seichte Sleazeklamotte wie Fernando Di Leos „Oben ohne, unten Jeans“, dem bei der deutschen Titelgebung ein ähnliches Schicksal widerfuhr. Der englische Titel „So Young, So Lovely, So Vicious…“ trifft es da wesentlich besser, handelt es sich schließlich um ein Erotikdrama, das es durchaus in sich hat.

Backfisch Angela (Gloria Guida, „Oben ohne, unten Jeans“) sieht ihr sorgloses Lotterloben bedroht, denn ihr Vater hat Irene (Dagmar Lassander, „Das Haus an der Friedhofmauer“) kennengelernt. Angela hat aber so gar keinen Bock auf eine Stiefmutter und beginnt, Intrigen gegen sie auszuhecken…

Mit Gloria Guido konnte man auf eines der schönsten Kinder des italienischen Kinos zurückgreifen, die sehr zeigefreudig das verwöhnte Gör Angela – nach außen hin ein blondes Engelchen – mimt, welches verschlagen und hinterlistig ihrer Egozentrik freien Lauf lässt und stets gute Miene zum bösen Spiel macht. Die weniger kindliche, aber ebenso attraktive Dagmar Lassander verkörpert die souveräne Irene, die so viel über sich ergehen lassen muss, bis ihre Fassade durchbricht und ein sensibler, verletzlicher Mensch zum Vorschein kommt. Das Psycho-Duell, das sich diese beiden Hauptrollen liefern, ist insofern einseitiger Natur, als der Zuschauer im Laufe der Handlung erfahren muss, dass Angela vollkommen zu Unrecht Irene von selbiger unbemerkt attackiert, da sich diese als charakterlich überaus integer heraus- und sich gar nichtsahnend schützend vor Angela stellt.

Der von Angela ausgehende rasende Terror, von ihr aber erschreckend professionell und vollkommen gefühlskalt in ein bösartiges Intrigenspiel verpackt, für das sie ihr entwaffnendes Lächeln, ihre Schutzbedürftigkeit, ihren Charme und ihre Eloquenz, am Ende gar ihre Sexualität, gezielt und berechnend einsetzt, steht im Kontrast zu den Sorglosigkeit und Glück suggerierenden, sonnendurchfluteten Bildern, die trügerische Urlaubsstimmung atmen. Angela kämpft mit den Waffen einer Frau und ist falscher als die Rolex auf dem Marktplatz von Sardinien, an dessen Strand der Film spielt. Die Übergänge von harmlosen infantilen Eifersüchteleien und jugendlichen Spielchen beim Austesten von Grenzen zur kaltschnäuzigen Inkaufnahme der Zerstörung des Gegenübers sind dabei fließend, wobei die Konsequenzen nicht im vollen Ausmaß bewusst zu sein scheinen, da Lebenserfahrung und Verantwortungsgefühl fehlen.

Mit seiner in luxuriösen, gutsituierten Kreisen angesiedelten Handlung hat „So Young, So Lovely, So Vicious…“ eindeutig etwas gialloeskes an sich, bleibt in seiner Ausrichtung aber dramatisch und der tragischen Entwicklung der Beziehung Irenes zu Angela verpflichtet. Dabei spielt Angelas Vater interessanterweise keine Rolle, tritt kaum in Erscheinung und auch ihr Freund Sandro (der Norweger Fred Robsahm, „Barbarella“, „Django und die Bande der Bluthunde“) scheint in erster Linie nützliches Mittel zum Zweck zu sein, das von Angela eindeutig dominiert wird und von ihrem Wohlwollen abhängig ist. Um finanziell über die Runden zu kommen, ist er das wiederum von einer reiferen Hausbesitzerin, die ihn sich als eine Art Prostituierten hält. Die Feststellung, Amadio zeige hier eine von Frauen dominierte Welt der Oberflächlichkeit, des Egoismus und des Status, ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen.

Inwieweit dies beabsichtigte Kritik an der Dekadenz Vermögender oder an (vermeintlich?) weiblichen Verhaltensmustern oder schlicht dem Umstand geschuldet ist, sich auf die beiden Schönheiten zu konzentrieren, möchte ich nicht beurteilen. Bei der Integration und Fotographie der erotischen Szenen wurde allerdings darauf geachtet, nicht in allzu billige Sleaze-Gefilde abzugleiten und die schauspielerischen Leistungen sind sicherlich nicht preisverdächtig, aber ordentlich und ohne gröbere Aussetzer – einmal abgesehen von den unvermeidlichen Discopop-Tanzszenen, die wie so oft auch hier unbeholfen, hölzern und unfreiwillig komisch wirken. So viel diabolischen Argwohn das Drehbuch Jugendlichen wie Angela auch zugetraut hat, so wenig Ahnung hatte man anscheinend von Teenager-Partys.

Um beim Thema Musik zu bleiben, möchte ich den durchwachsenen Soundtrack nicht unerwähnt lassen, der in einigen Szenen mit unpassenden Komödienklängen entweder versucht, sein Publikum ebenso auf eine falsche Fährte zu locken wie der deutsche Verleih oder eine Unschuld Angelas zu suggerieren, an die der Zuschauer bereits von Beginn an nicht glaubt. Überwiegend weiß die musikalische Untermalung dann aber doch zu gefallen, gesungene Stücke tragen die sanfte Melancholie eines schicksalhaften Sommerurlaubs in sich und transportieren die passende Stimmung aufs heimische Sofa. Und so sollte „So Young, So Lovely, So Vicious…“ auch genossen werden: Wie ein Stück ernstzunehmender Anti-Kitsch in kitschiger Idylle, die begleitet von Guidas blankem Traumkörper demontiert wird. Der Teufel ist ein Eichhörnchen...


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