Eine Kritik von Leimbacher-Mario (Bewertung des Films: 7 / 10) eingetragen am 26.01.2023, seitdem 156 Mal gelesen
Let The Right Stream In
„Dashcam“ war (noch immer in der Hochphase der Coronapandemie) Rob Savage's Folgeprojekt seines ziemlich viralen Hits „Host“ - und es ist wieder ein Desktop- bzw. Found Footage-Schocker. Dieses Mal mit weniger Grusel, dafür mehr Witz und Schocks und Tempo. Und einer der unausstehlicheren „Heldinnen“ der jüngeren Genregeschichte. Dermaßen banane und vercheckt, dass sie für mich jedenfalls schon wieder sehr unterhaltsam war… „Dashcam“ erzählt von einer radikalen, rechten, rappenden YouTuberin, die mitten in der Pandemie zu ihrem Kumpel fliegt und dessen Auto klaut, alles per Livestream festhält, in eine wilde Nacht aus Viren und Vampiren (?!) gerät…
Hauptfigur Annie muss man erstmal schlucken. Sie ist nicht nur eine bizarr-schlechte Freestyle-Rapperin, sondern will keine Masken tragen, pöbelt sich munter durch die Welt, kann ihre Klappe nie halten und wirkt immer etwas drüber bis „drauf“. Das kann wie bei mir dermaßen überzogen wirken, dass man irgendwann sogar mit ihr Spaß hat. Oder eben (wie auf manch andere) dermaßen nervig, dass der Film kaum noch gewinnen kann. Wer sich also schon bei Shyamalans „The Visit“ über den kleinen rappenden Influencer aufgeregt hat, der wird hier wohl eine meisterhafte Herausforderung für sich vorfinden. Ansonsten geht „Dashcam“ zum Glück vergnüglich nach vorne. Die Kamera wackelt gerade im letzten Drittel drei Spuren zu heftig. Alles wirkt ein wenig wie eine aufgeblasene „V/H/S“-Episode auf modernen Medien. Aber das heißt (besonders für meinen Geschmack) nichts Negatives. Die Einzeiler der „Mitgucker“ in der Leiste unten links sind authentisch und bieten ein paar lustige, authentische Kommentare zum rotgetränkten Wahnsinn. Der lange Abspann, in dem von Annie alle Mitarbeiter an der Produktion des Films in Versform beleidigt werden, sucht Seinesgleichen. Die blutigen Brüche, Effekte und Monster, wenn man sie mal vor lauter Gewackel, Gekreische und Gelaufe zu sehen bekommt, treffen den Punkt. Und die satirische Abhandlung und Überhöhung solcher fanatischer Impfgegner und Systemskeptiker trägt natürlich insgesamt zur Belustigung bei. Selbst wenn einem natürlich jahrelang kaum zu Lachen zu Mute war, wenn man sah, wie asozial, demokratiefeindlich und egoistisch sich manche Leute verhielten oder gerne verhalten hätten. Mittlerweile, mit etwas Abstand, kann ich allerdings durchaus über jede Seite der Medaille mindestens schmunzeln.
Fazit: der wahre „V/H/S: Viral“? V/H/S: Covid?! Zwischen „[Rec]“, Coronaleugnern und den schlechtesten Reimen seit Menschen weinen. „Dashcam“ ist trotz (oder gerade wegen?) einer der nervigsten Protagonistinnen seit Ewigkeiten ein ziemlich kurzweiliger, flotter Found Footage-Ritt. Wer die rappende Republikanerin aber nicht mit einem gewaltigen Augenzwinkern sehen kann, den könnte das schnell richtig abfucken. Erst recht in Kombi mit der extrem shaky Kamera.
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