Eine Kritik von Leimbacher-Mario (Bewertung des Films: 3 / 10) eingetragen am 20.09.2021, seitdem 312 Mal gelesen
Junggesellenabrieb
Netflix will in den kommenden Jahren gerüchtweise hunderte Millionen Euro in die deutsche Filmlandschaft bzw. Akquisitionen pumpen - sehr geil, löblich und mutmachend. Nach Titeln wie „Dark“, „How To Sell Drugs…“ oder (den zumindest aufwändigen und mutigen) „Blood Red Sky“ auch nicht komplett aus der Luft gegriffen oder unverständlich. Und vielleicht kann der Streamingriese ja der brüchigen hiesigen Genrelandschaft wirklich wieder auf die Beine und endlich zu alten, neuen Höhen verhelfen. Der Backwoodthriller „Prey“ ist allerdings eher ein Gegenargument für diese monetäre und mutige Unterstützung. Hier wird eine bunte JGA-Gruppe im einsamen Wald von Schüssen bedroht und gejagt, was sich schnell als Lebensgefahr und nicht als Showact entpuppt…
„Prey“ macht viel falsch. Und er wirkt ehrlich gesagt auch weder fertig noch zu Ende gedacht. Die Darsteller wirken oft hölzerner als es ihr Talent eigentlich hergibt. Ihre Figuren sind austauschbar und handeln aufgesetzt, klischeehaft, wenig nachvollziehbar. Den Sniper und seine Motivation versteht man noch weniger. Alles wirkt aufgesetzt und fast wie bei einem echten JGA als Witz auf 'nem Bierdeckel festgehalten. Total flach und unausgereift. Ein etwas brutalerer ARD-Krimi. Und selbst da gibt’s oft bessere Alternativen. Von den ähnlichen „The Ritual“ oder gar Klassikern wie „Deliverance“ ganz zu schweigen. „Prey“ ist ärgerlicher Einheitsbrei. Und es schwankte bei mir öfters gar zwischen peinlich berührt und totaler Langeweile. Dabei mag ich einige der Gesichter und Leute, dabei gibt’s immerhin ein paar (plumpe) Jumpscareschüsse, dabei müsste die Ausgangslage eigentlich automatisch genug „Was würdest du tun?“-Momente und Spannung bieten. Aber irgendwie wird’s hier total versemmelt. Vergeudetet 90 Minuten. Maximal zum Nebeneilaufenlassen. Auch Score, Bildsprache und allgemeine Ideen sind unfassbar uninspiriert. „Prey“ ist schneller vergessen als man ein M82 nachladen kann.
Fazit: Hangover - German Hunting Edition. Nur in unlustig. „Prey“ ist spannend wie eingeschlafene Füße, tut dem deutschen (Netflix-)Film keinen Gefallen und ist nicht im Ansatz eine Alternative zu etlichen ähnlichen, besserten Vertretern dieser waldigen Zunft. Selbst „Red Dot“, „The Decline“ oder „Calibre“ boten da zuletzt viel mehr.
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