Eine Kritik von Leimbacher-Mario (Bewertung des Films: 5 / 10) eingetragen am 25.01.2023, seitdem 154 Mal gelesen
Grimassen lassen Massen passen
„Two Witches“ ist klar ersichtlich ein Indie-Horrorfilm von Pierre Tsigaridis, der Fulci, Argento und Co. ebenso deutlich Tribut zollt. Oder zumindest zollen will, denn es klappt bei Weitem nicht alles, was in den besten Schaffensphasen der Vorbilder geklappt hat. Aber an solchen Zielen sind ja schon ganz andere Macher und Budgets gescheitert, da kommen zum Teil die Altmeister selbst nicht mehr hin… Erzählt wird in zwei lose miteinander verbundenden Episoden von Hexen und deren Heritage, von Flüchen und Foeten, von Morden und Mamas. Alles recht episodisch und nicht immer ganz logisch…
Würde ich ab morgen einen Film (mit)drehen - ich hätte ähnliche Ambitionen, Vorbilder und Ziele wie die Macher von „Two Witches“. Günstig, schleimig, eklig, garstig, mit leichtem Augenzwinkern. Aber ich bin mir nicht sicher, ob ich das Niveau von Tsigaridis' Produktion auch nur ansatzweise erreichen könnte. Der Vertrieb von „Two Witches“ über Arrow im UK sollte ein weiteres Indiz dafür sein, dass diese Hexenhatz ganz sicher kein Abfallprodukt ist und mindestens als Bewerbung für Größeres (vielleicht in der angeteasten Fortsetzung?) sein könnte. Dennoch sollte man die Erwartungen und den Ball flach halten. Weder „Evil Dead“ noch „The VVitch“ erwarten. Dafür wiederholen sich die Grimassen zu oft, dafür sind Schnitte und Beleuchtung zu dilettantisch, damit kannst du heutzutage einfach nicht mehr allzu viele Leute hinter'm Ofen hervorlocken, das könnte ein Fulci auch schon ewig lange nicht mehr. Was man jedoch erwarten kann ist ein besonderer „Spaß“ für werdende Eltern, ein paar explizitere Sex- und Nacktszenen (obwohl eine davon leider wenn's wirklich nett wird plötzlich und ärgerlich abgebrochen wird), einige feine Masken- und Schminkeffekte, eben diese Aura von früher nur mit modernen Mitteln. Ohne künstliches Filmkorn oder Schmutz auf dem Bild. Das muss man auch erstmal schaffen. Das handgezeichnete Poster ist toll, verspricht vielleicht minimal zu viel. Das Grindhouseflair stimmt wie gesagt, ohne total in-your-face zu sein. Rebekah Kennedy ist ein Standout. Und ich würde gerne mehr von vielen Beteiligten sehen - eine Steigerung vorausgesetzt, vor allem in Sachen kohärenter Story!
Fazit: ein (oder gleich zwei) nette, sympathische Hommage(n) an Fulci und das italienische Bahnhofskino - nur in aktueller, blasser und billiger. Dennoch: für Fans des damaligen Italo-Gore-Exploitationkinos ein gefundener Zwischensnack - selbst wenn ich persönlich dennoch immer noch zum hundertsten Mal eher zu den berüchtigten Klassikern greifen würde. Mehr Wunsch als Können gibt’s hier - aber immerhin war der Wille da!
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