Eine Kritik von Moonshade (Bewertung des Films: 3 / 10) eingetragen am 10.12.2021, seitdem 165 Mal gelesen
Mal einen schönen Thriller aus dem Streamingangebot heraus pulen und dann feststellen, dass so manche Produktion dann eben doch nicht nur von der Stange ist, sondern de facto auch schon im Keller gelagert – keine schöne Sache.
„Hypnotic“ versprach intensive knappe 90 Minuten rund um eine junge Frau, die sich offenbar auf eine fatale Hypnosetherapie einlässt, wenn ich dann aber zusehen muss, wie das Auftaktopfer offenbar in einem sich zusammenschiebenden Fahrstuhl stirbt und dabei enorm schlecht Hysterie und Todesangst simuliert, steht vor der Tür schon mein gesatteltes Pferd.
Immerhin ist die Hauptdarstellerin Kate Siegel keine Unbekannte, wurde sie doch schon in drei geisterhaften Miniserien (Hill House, Bly Manor, Midnight Mass) präsentiert, hatte mir mit Letzterem aber fast alle Zähne gezogen. Dennoch bestand solange Hoffnung, bis sich der eigentliche Plot vor dem Zuschauer entfaltete.
Und der geht bei Thrillerkonfektionsware à la Netflix für weibliche Zuschauer ungefähr so: Heldin Jenn ist eine begabte und erfolgreiche Frau, die in Softwareentwicklung reüssiert hat, aber aktuell gerade auf das Arbeiten verzichten kann, weil ausreichend Geld vorab verdient wurde. Existenziell wird es eher auf der Partner-Ebene, denn sie hat sich nach einer Fehlgeburt von ihrem Verlobten getrennt oder er sich von ihr, so ganz wird das nicht klar. Die Lebenskrise für erfolgreiche amerikanische Frauen definiert sich also dadurch, dass sie sich daheim versteckt und literweise Rotwein kübelt.
Bei der besten Freundin (auch eine sehr interessante Definition dieser Figur, aber das muss wohl jeder Zuschauer für sich entscheiden) trifft sie dann auf den erfolgreichen Psycho-Onkel Jason O’Mara („The Man in the High Castle“), der in Hypnosetherapie macht. Besonderes Interesse weckt der freundliche Mann nicht bei ihr, aber dafür hat man ja beste Freundinnen, die buchen einem einfach einen Therapietermin!
Bei besagtem Termin kommen wir dann auch bald auf die Hypnose und siehe da, es funktioniert prima und man gewinnt wieder deutlich an Lebensfreude – wären da nicht diese seltsamen Flashbacks und Träume, die Jenn an der Integrität des Onkel Doktor zweifelvermutlich auch weder je Zeit noch Lust gehabt, sich diverse n lassen. Und dann ist der ominöse Blackout, bei dem sie ihrem Ex-Verlobten offenbar Erdnussöl in den Salat gemischt hat, der aber leider an einer populären Allergie leidet, die ihn für den Rest des Films ins Koma schickt.
Was bis dahin Klischee ist, geht von nun ganz den Bach runter, denn hinter der freundlichen Fassade des Docs versteckt sich natürlich ein erzböser Soziopath, der sein Handwerk bei seinem ebenfalls nicht ganz humanen Daddy gelernt hat und nun bei seinen Opfern einen Praxisersatz für seine tote Frau sucht. Widerspruch ist nicht gewünscht und da sich Jenn nicht sonderlich geschickt gibt, um den mutmaßlichen Mörder zu entlarven, kostest der hehre Versuch dann gleich ein paar Beteiligten das Leben. Und da Hypnose-Finstermänner dir auch zur Sicherheit immer gleich eine Reihe von Befehlen ins Gehirn implantieren, kann fortan der üble Kerl der tapferen Jenn stets mit einem hastigen Wörtchen den Boden unter den Füßen wegzuziehen.
Ich bin sicher, solch horribles Garn dient tatsächlich einigen Zuschauern als kribblige Abendunterhaltung, aber dass diese ziemlich utopische Variante von Hypnosemissbrauch nicht eben zu den gelungensten Garnen zählt, die Drehbuchautoren je gesponnen haben, sollte ihnen dafür immerhin egal sein. Wäre O’Mara nicht so ein Klischeebösewicht, Hill nicht komplett am anderen Ende seiner üblichen Skala angelegt und Siegel nicht so eine tranige Schnarchnase als Heldin, hätte mir dieses „convenience food“ vielleicht sogar Spaß gemacht, aber so gehört das zu den Sachen, die damals in der Videothek nur das Cover vorm Verstauben bewahren konnte. Und das ist dann auch hier das Beste am Ganzen. (3/10, beschauliche Naturen 5-6/10)
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