Eine Kritik von Con Trai (Bewertung des Films: 5 / 10) eingetragen am 21.05.2022, seitdem 170 Mal gelesen
Schlag auf Schlag geht es derzeit mit den Abschiedswerken von Hollywoodstar Bruce Willis, die letzten Erzeugnisse des letzten Mannes aus Tinseltown, der nahezu im Alleingang für die Welt des B-Actionfilmes und der entsprechenden Auswertung in Streamingdiensten und anderen Onlineshops zuständig ist. Willis, dessen Abschied für viel Aufruhr gesorgt hat und späte Würdigung, hat sich dabei als ganze Palette unterschiedlicher Werke und unterschiedlicher Teams für seinen Endspurt ausgesucht, hier sich aber auf Jared Cohn als Regisseur und damit einen 'alten Bekannten' verlassen und (mit Mike Tyson und Thomas Jane) auch weitere namhafte Unterstützung um sich geschart. Cohn war bereits für Deadlock (2021) zuständig, eine Art Stirb langsam im Wasserwerk, hier ist erneut (für speziell Redbox Automated Retail LLC, ein amerikanisches Videoverleihunternehmen über automatisierte Einzelhandelskioske) ein Actionthriller in der Mache, diesmal urbaner gehalten und im Rachemilieu:
Familienvater und früherer Marine William Duncan [ wirkt locker zehn Jahre älter, als er ist: Clive Standen ] hat zusammen mit seiner Frau Jennifer [ Lauren Buglioli ] hat Tod der heranwachsenden Tochter Kat [ Maddie Nichols ] zu verarbeiten, das Mädchen wurde als Teil einer 'Initiation' von Danny Fetter [ Cabot Basden ], jüngster Sohn des Gangsterbosses Donnie Fetter [ Bruce Willis ] auf offener Straße erschossen. Duncan, dem die von der Staatsanwaltschaft im Vornherein verkündete mögliche Haft dafür dafür zu mild erscheint, sorgt für einen Freispruch mangels Beweisen, und sorgt selber für die Todesstrafe. Natürlich gerät er dadurch prompt in die Aufmerksamkeit sowohl des den Fall innehabenden Detective Neil Chen [ Kurz Yue ] als auch vom Fetter-Clan; vor allem der zweite Sohn Rory [ Theo Rossi ] hat es auf weitere Blutrache abgesehen.
Steife Familienszenen auf der einen Seite, Prügelking Willis mit dem ersten Mord des Filmes in der anderen Gegend der Stadt, hier das liebliche Familienhäuschen im Vorort, dort der florierende Nachtclub, Sex und Brutalität, Drogen und Schnaps. Die Stars and Stripes - Flagge hängt bei beiden Orten, das ist die erste Gemeinsamkeit der Stätten, bald kommen weitere hinzu, und das Blut und das Töten überschwappt. Ein unbezwingbares Schicksal, Tatort Amerika, eine unbekannte und unbenannte Stadt, die Polizei scheint außen vor, eine Spirale der Gewalt, "it all comes down to pain and pleasure", ein Mann greift auf sich zurück und zu seinen eigenen Waffen.
"Listen up, everyone, incoming. Load up. In a few hot seconds, some real bad guys are gonna come up here, so keep your fucking head on a swivel, and stay frosty 'cause a bunch of shit is about to pop the fuck off."
'Alles was ihm blieb war Rache' ist die Prämisse, Überraschungen demnach keine, die Ausgangslage bekannt und dennoch auf die Spitze getrieben, ein Mord von jetzt auf gleich und ohne jeglichen Nutzen und ohne erkennbaren Sinn; ein Einbruch in die Normalität, in die Kindheit des Opfers gar, ein Leben beendet, ohne Anlass und ohne Zweck. Revenge bis Vengeance in den unterschiedlichen Phasen von Emotionalität und Dramaturgie hier ausgelebt, der nichtige Zufall der Kriminalität erinnert ein wenig an Death Sentence, Cohn ist kein Wan, Standen kein Bacon, die Formel bleibt allgemeingültig und funktioniert auch weiterhin. Ein kleiner Clou ist der Gerichtsprozess, der anders als gedacht und anders als vermutet zusätzlich die Gefühle schürt, überhaupt hat der Film einen Vorrat an Gedanken und ein Haben an Ideen, er hat allerdings keine Details, keine richtige Durchschlagskraft und seltsam redundantes Benimm.
"I spy with my little eye a dead guy."
Präsentiert wird hier ein solider Actionthriller, das Budget ist etwas (minimal) höher als üblich im Metier und Umfeld, oder besser genutzt, die Besetzung tut ihr übriges, um das Szenario vom Kampf Gut gegen Böse und dem Widerstreit von Recht und Gerechtigkeit sowie Gesetzen und Selbstjustiz zu verkaufen, die Bilder sind im Stillen allerdings besser als in der Bewegung, die Dialogszenen und die Aktionen routiniert, der (eher lahme) Nachtclub und die dortige Schergenschar (un)angenehm schmierig. Ein gewisses Tempo wird konstant gehalten, das Ganze ist mehr Marathon als Sprint und auch eher minimalistisch, bisweilen gar miefig bis piefig. Die Vergeltung ist wie die Inszenierung: gut anlaufend im ersten Akt und im ersten Affekt, gleichzeitig mit einer gewissen Vorplanung, aber dennoch nicht komplett durchdacht und vor allem nicht auf die Nachwirkungen gecheckt. Da gleichen sich beide Seiten aus, der Kriegsveteran ist (wie der Regisseur und Autor Cohn) nicht richtig auf Zack, hat Mühe schon mit dem ersten Angreifer, die Gauner, "some bad apples" können wehrlose kleine Mädchen erschießen und sind (eingangs) zahlenmäßig überlegen, vermögen aber sonst nichts zu treffen und stellen genretypisch auch nicht die Hellsten.
"I feel like I'm right back in the Middle East in a fucking war zone."
Das Ganze könnte in seiner Alleinstellung durch Standen möglicherweise auch autark funktionieren, wie als verlängerter Arm der Taken-Serie, welche als generische Fernsehunterhaltung auch ihre Vorzüge hatte, aber ähnlich zeitlos und wenig treibend gehalten war und teils ihr Momentum auch nur durch die anderen Kameraden im Team erhielt. Genauso, wie mittig hier ein Film aufzuhören scheint, fängt ein anderer Film mit der Beteiligung von Thomas Jane und Mike Tyson an; beide sind wie Charaktergesicht Willis aber auch nur Zusätze, erweiterte Cameo, verkaufsfördernde Ergänzungen im graubärtigen Alte-Herren-Club, wobei die überschaubaren Actionszenen auch ähnlich 'realistisch' gehalten sind, oder bodenständig, wenn man das so nennen mag, und lange über ein versuchtes Attentat auf der Straße (der 6000 Einwohner-Kleinstadt Eatonton, Putnam County, Georgia) und einer Prügelei in einer versifften Ein-Raum-Wohnung nicht hinausgehen. Zum Ende hin werden auch ein paar Knallfrösche gezündet, wie erwähnt lässt die Treffsicherheit da arg zu wünschen übrig, eine Art Verfolgungsjagd führt auch zum Showdown, bei dem dann plötzlich alle tot sind.
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