Eine Kritik von Sauza (Bewertung des Films: 5 / 10) eingetragen am 27.05.2022, seitdem 247 Mal gelesen
Ein frühes Kindheitstrauma, bei dem er den Selbstmord seiner älteren Schwester miterleben mußte, belastet auch nach Jahren noch den mittlerweile erwachsen gewordenen Schüler Finn (Max Schimmelpfennig), der deswegen immer noch in psychiatrischer Behandlung ist. Immer wieder hat er merkwürdige Visionen von Geistern und Dämonen, die allerdings nur er sieht, womit er seiner Familie und besonders seiner Schwester Sophie (Milena Tscharntke) auf den Wecker fällt. Immer wieder erstaunt, daß niemand die "Gefahren" erahnt, deretwegen er nachts mit einem Beil im Garten herumschleicht oder mit einem Baseballschläger im Zimmer seiner Schwester Wache schiebt, muß er bald resigniert feststellen, daß ihn seine eigene Familie für bescheuert hält. Zuspruch gibts immerhin von seiner besten Freundin Lena (Lea van Acken), einer selbstbewußt-flippigen Mitschülerin, die mit ihm durch dick und dünn geht, obwohl sie sich noch nicht sicher ist, ob sie überhaupt auf Typen steht oder nicht doch auf Samira, eine ruhige Klassenkameradin, welche Finns Eltern übrigens für ihren Sohn bevorzugen würden.
Auf einer Techno-Party werden aus Neugierde Pillen eingeworfen, die Finns Gemütszustand nicht gerade verbessern, doch als ein Schulfreund in einer Autowaschstrasse stirbt, wird auch Lena langsam hellhörig, denn ein Selbstmord, wie die Polizei vorschnell annimmt, war das sicher nicht. Fortan suchen Finn und Lena nach Spuren und Hintergründen, lassen die Partydroge untersuchen und erfahren, daß diese einen sehr seltenen Pilz beinhaltet, dessen Konsum ungeahnte Reaktionen nach sich zieht...
Die deutsche Produktion Das Privileg - Die Auserwählten baut zunächst eine durchaus nachvollziehbare Story um einen offenbar halluzinierenden jungen Mann auf, verzettelt sich dann jedoch in einen bunten Reigen aus allen möglichen (Horror-)Versatzstücken, um schließlich bei einer obskuren Verschwörungstheorie zu landen. Die hierbei angeschnittenen Themenbereiche umfassen neben Mystery u.a. auch Beziehungsdrama, Science-Fiction, Komödie, mad scientists, Gesellschaftskritik und Satanismus, um nur einige zu nennen. Daß sich nach diesem Durcheinander und dessen Krönung (nämlich der sich am Ende als wahr herausstellenden VT) kein befriedigendes Gefühl beim Zuschauer einzustellen vermag, liegt auf der Hand.
Die eingesetzten Computereffekte können insgesamt als passabel gewertet werden - zwar keineswegs innovativ, dafür meist sauber (Dämonenfratzen, schwarze Fliegenschwärme, weiße Pupillen) oder durch spezielle Filter (lebendiger gelber Pilz) hervorgehoben unterstreichen sie die gewollten Schockeffekte - lediglich das abstürzende Auto inklusive Feuerball wurde miserabel umgesetzt. Man darf sich allerdings durchaus fragen, was einen nachhaltigeren visuellen Eindruck hinterläßt: computergenerierte CGIs oder halbnackte alte Menschen...
Während die klischeehaft russischen Ghostbuster (Mutter und Sohn) als humorvolle Einlage durchaus das ein wenig konfuse Geschehen auflockern, ist die nach dem Motto "Seht her, wir denken auch an die LGBT-Community" eingeflochtene Kuschelszene, in der Finn, Lena und Samira gemeinsam schmusen, völlig an den Haaren herbeigezogen: nachdem die drei aus Angst und Verzweiflung vor den "Geistern" gemeinsam übernachten müssen, fällt ihnen nichts Besseres ein, als ganz entspannt miteinander rumzumachen - wtf?! Obgleich thematisch natürlich prinzipiell ok passt dieser Regieeinfall so gar nicht zur dominierenden Gruselstory von bösartigen Mächten. Solcherlei mit der Brechstange im Skript untergebrachte Statements, die nicht das Geringste mit der Handlung oder dem Genre zu tun haben, gehören leider zu den kennzeichnendsten Merkmalen deutscher Filmproduktionen. Leider, denn ohne diese überflüssige Szene wäre Das Privileg - Die Auserwählten in Punkto Kameraführung, Schnitt und Erzählstil internationalen Produktionen dieses Genres durchaus ebenbürtig.
Mit seinen ständigen Richtungswechseln und neuen Spuren kommt die eigentliche Story somit zwar nie recht vom Fleck, weiß aber durch das Erzähltempo immerhin allfällige Langeweile hintanzuhalten - auch die Darsteller, angefangen von den nicht unsympathischen Hauptfiguren bis zu den unauffällig-authentisch dargebotenen Nebenrollen (die Wissenschaftlerin am Mikroskop, Finns wohlhabende Eltern, die Geisterheilerin oder auch Horst Janson als Opa auf dem Sterbebett) machen ihre Sache durchwegs gut, sodaß auf der Habenseite dieses am Schluß ins unrealistsich-phantastische abgedrifteten Horror-Streifens immerhin ein leidlicher Unterhaltungswert zu verbuchen bleibt: 5 Punkte.
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