Eine Kritik von Con Trai (Bewertung des Films: 4 / 10) eingetragen am 05.07.2022, seitdem 181 Mal gelesen
“Not only did (writers) Leon (Langford) and Collin (Watts) make a really great script. They allowed me to think of how to make it. It’s about a guy strapped to a chair. I had to think of how to make it happen. That’s what I enjoyed about the challenge.”
~ James Cullen Bressack
Mittlerweile bestätigt sich der Eindruck, dass Mel Gibson der Ersatz für den scheidenden Bruce Willis ist, die Produzenten um Randall Emmett und George Furla sind dieselben, die Mitspieler wie Lydia Hull und Kevin Dillon, und hierbei auch der Regisseur, welcher zuvor (mit Steven Seagal dessen bisheriges Abschiedswerk Beyond the Law, 2019 gedreht hat und) mit Willis selber Survive the Game (2021) sowie Fortress (2021) fabriziert. Ausgehend von den Erfahrungen von dort, darf der Zuschauer auch bei viel Wohlwollen erst einmal nicht allzu viel erwarten, die Budgets sind immer noch höher als bei der Konkurrenz, aber nicht unendlich, was sich in den entsprechenden Schauwerten ausdrückt; zwei Anreize an Spektakel für den Markt und die Käuferschar quasi, den Rest des Geldes wird schon der eigentliche Star des Geschehens und der eigentliche Grund für die Finanzierung des Projektes und dessen Marktfähigkeit überhaupt einstecken. Zudem hat Regisseur James Cullen Bressack bei den Vorarbeiten bisher nicht wirklich spezielles Talent für die Inszenierung der Actionszenen gezeigt, Übung macht allerdings den Meister, oder: Wer immer auf die Nase fällt, der übt zu wenig auf der Welt:
Der IT-Experte Orlando Friar [ Kevin Dillon ] hat auch an Feiertagen gut zu tun und wird zur Arbeitsstelle beordert, ein aufgrund der Festlichkeiten derzeit unmittelbar nur noch vom Kollegen Enzo [ Michael Welch ] bevölkertes Großraumbüro im Hudson Tower, wo man sich um die Computerproblematik der um Hilfe suchenden Kunden kümmern muss. Abgesehen vom Streit mit seiner Noch-Ehefrau Kim [ Lydia Hull ], die ihm aufgrund eines erneut verpassten Geburtstages der gemeinsamen Tochter Zoey [ Anna Harr ] frisch die Scheidungspapiere überreicht hat, fängt der Dienst dabei relativ harmlos an, allerdings bekommt Orlando, ein ehemaliger Hacker, bald die Ansage eines mysteriösen und mit verstellter Stimme sprechenden Mannes, dass der unter seinem Schreibtischstuhl ein druckintensive Bombe hat und am PC diverse Aufgaben zu erfüllen, um sein eigenes Leben zu retten und dass seiner Familie auch noch. Währenddessen sind Officer Wallace Reed [ ordentlich, aber Perlen vor die Säue: Mel Gibson ] und Kompagnon Jackson [ Eddie Steeples ] auf der Fährte eines Bombenlegers, was sie bald ebenfalls zum Hudson Tower und unter die Order von Chief Pam Connelly [ Shannen Doherty ] führt.
"Hey, did you hear that? Sounded like a bomb went off." - "No, but I heard police sirens, and thought maybe they were coming for you."
Ein Fünf-Sterne-Film wird hier geboten, ehrwürdige Produktionsfirmen schon im Hintergrund tätig und fleißig am Wirken, Lionsgate, Grindstone, Bondit Media, der Film läuft an, die Frist zählt rückwärts. Die erste Explosion zerreißt die Leinwand, deutlich im Effekt und (wie die wenigen noch überhaupt folgenden Detonationen als Alleinstellungsmerkmale der 'Actionszenen') deutlich schlecht getrickst. Die Rezession greift um sich, was auch die Handlung darstellt, Sparmaßnahmen allerorten, die Leute arbeiten für einen Hungerlohn, selbst an Weihnachten, oder sitzen zu Hause und arbeiten gar nicht. "They're laying people off left and right. Checks aren't what they used to be." Die Mitte Amerikas (gedreht wurde auch aus monetären Gründen November 2021 in Las Cruces, New Mexico) wird hier gezeigt, die Darsteller sind klein und schäbig, die Jobs ehrlich, jeder gibt sich Mühe, aber das reicht vorn und hinten nicht.
Erzählt wird 'Speed on a Seat' an einem Tag, von morgens an, einer Explosion im Park. Christfest ist es, und Geburtstag ist es gleichermaßen, für den Hauptdarsteller hier könnte es auch das Ende seines Lebens sein und der Gang zum Sarg. Die entsprechende Drohung und damit die Prämisse steht beizeiten, wenig Vorlauf, knappe Kommunikation, das Aufwerfen einiger Anhaltspunkte und das Stellen doch so mancher Fragen. Dillon, der zuletzt in A Day to Die (2022) gar in einer ähnlichen Position war, zu einer oder mehreren Aufgaben gezwungen wurde und erpresst, meistert die Angelegenheit als Gläserner Mensch hier besser als dort, ist (vergleichsweise) überzeugender geschrieben und (auch vergleichsweise) intensiver, gerne mit Brille rauf, Brille runter, Stirn in Falten, Doppelkinn voran dargestellt. Das Szenario im Wechsel und im Fließen vom Bombenkiller zum Hackerthriller und Geiseldrama mit viel Geschreie, Gefluche und Tastaturgeklimper, der Zuschauer nicht gerade auf heißen Kohlen, aber schon bei der Angelegenheit dabei und insgesamt mehr (als üblich bei den anderen kleinpreisigen Vertretern) involviert. Wenn man denn per se ein Faible für derlei Nichtigkeiten, auch einigen deutlichen Dämlichkeiten und dem aktuellen DtV-Fundus überhaupt hat; für den 'normalen' Zuschauer ist das nichts und bloß die Vorlage für einen groben bis gehässigen Verriss.
Dillon spielt dabei die meiste Zeit allein und mit sich selber, mal ist ein Kollege anbei, mal die Ehefrau zugeschaltet von daheim, mal rauscht die blonde Büromaus vom Stockwerk höher herein. Größer und breiter wird auch der Film nicht, die Kamera bleibt auf den Gesichtern der wenigen Figuren, macht mal die Halbtotale, aufwändige Einstellungen sind entweder Stock footage, Nachrichtenbilder gerne, ein paar Polizeiwagen auf den Straßen, verbal ordentlich aufgeheizt, "locked and loaded", mit breiten Schultern und breiten Beinen, im Bilde selber alles überschaubar und alles im Kleinklein; die nächste Arbeit von Gibson vor der Kamera, On the Line, fällt ähnlich gefangen in sich und ähnlich als aufgezogenes Theaterstück aus. Action sind ein paar Schüsschen im Showdown auf einem Häuserdach. Ansonsten: Nada. Niente. Nichts.
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