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Rein privat [Webserie] (2022)

Eine Kritik von Sauza (Bewertung des Films: 5 / 10)
eingetragen am 24.01.2023, seitdem 58 Mal gelesen



Als Powerfrau hat die baskische Politikerin Malen (Itziar Ituño) schon so einige Schlachten geschlagen, nun aber steuert die 50-Jährige auf einen neuen Höhepunkt zu: sie soll Bürgermeisterin von Bilbao werden, nachdem sie sich erfolgreich gegen ihren innerparteilichen Gegenkandidaten durchgesetzt hat. Dummerweise taucht genau jetzt, in der entscheidenden Phase des Wahlkampfs, ein Sexvideo auf, das sie beim trauten Liebesspiel mit einem deutlich jüngeren Mann am Strand zeigt. Der Urheber des Videos will ganz offensichtlich nicht, daß Malen, der beste Chancen prognostiziert werden, die neue Bürgermeisterin wird, doch die resolute Kandidatin spielt den Vorfall herunter und tritt auch gegenüber ihren peinlich berührten Parteikollegen so auf, als sei nichts geschehen.
Während Malen über die Urheber und den Sinn dieses Videos nachdenkt, hat ein anderes veröffentlichtes Sextape kurz zuvor viel gravierendere Folgen nach sich gezogen: Ane Uribe (Verónica Echegui), eine Fabrikarbeiterin in einem örtlichen Stahlwerk, wurde ebenfalls mit solch einem Clip konfrontiert - irgendjemand hatte das bereits einige Jahre alte Material einem Arbeitskollegen geschickt, der dies mit einem großen Teil der Belegschaft geteilt hatte. Doch Anes Protest beim Betriebsrat brachte gar nichts, im Gegenteil, die Kollegen machte weiter anzügliche Bemerkungen und die Kolleginnen verdächtigten sie sogar, der über der Belegschaft schwebenden Kündigungswelle damit ein Schnippchen schlagen zu wollen. Die Mittdreißigerin wurde mit dieser Art Mobbing nicht mehr fertig und beging Suizid.
Kommissarin Alicia Vasquez (Ana Wagener) möchte besonders der Politikerin helfen, betrachtet sie die anonyme Veröffentlichung des Videos doch als Straftat - aber Malen will gar keine offizielle Untersuchung, sondern möchte selbst herausfinden, wer dahintersteckt. Dabei übersieht sie, wie die von ihr selbst als nichtswürdig betrachtete Affäre nicht nur ihre Parteikollegen, sondern auch ihren Noch-Ehemann Alfredo (Marc Martínez), mit dem sie seit einiger Zeit nur noch den Tisch, nicht aber das Bett teilt, vor allem jedoch ihre 16-jährige Tochter Leire (Yune Nogueiras) irritiert und betrifft...

Die spanische Produktion Intimidad beleuchtet ein gesellschaftspolitisches Thema, das zwar nicht neu ist, dessen Relevanz aber immer wieder spürbar wird: wie umgehen mit kompromittierenden Bildern und Videos, die sich, ungewollt veröffentlicht, nicht mehr aus der Welt schaffen lassen? In 8 Episoden schildert die Netflix-Serie verschiedene Frauenschicksale, die alle mehr oder weniger davon betroffen sind und wie diese auf unterschiedliche Weise damit umgehen. Die anfänglich Spannung versprechenden Thriller-Elemente um politische Intrigen und dunkle Hintermänner verflüchtigen sich jedoch alsbald und eröffnen mittels einiger Rückblenden den Blick auch auf die Vorgeschichten der jeweils Betroffenen. Obgleich anonym lancierte Sextapes kein rein weibliches Problem darstellen, ist Rein privat (so der deutsche Titel) natürlich ein typischer Frauenfilm, dessen einfühlsame Charakterzeichnung der Betroffenen ihn jedoch auch für andere Zielgruppen lohnenswert erscheinen lassen.

Hauptdarstellerin Itziar Ituño (mit kantigem Gesicht und Geiernase) wirkt zunächst wenig sympathisch, übergeht sie doch nonchalant alle noch so gut gemeinten Ratschläge ihrer Entourage, die hauptsächlich aus ihrer langjährigen PR-Beraterin sowie ihrem persönlichen Assistenten bestehen: stattdessen ignoriert sie jegliche Pressemeldungen und macht den Mann aus dem Video ausfindig. Die wohlsituierte Politikerin, die auch gerne allein surfen geht von ihrem Ferienhaus an der Küste aus, hatte den 32-Jährigen Schönling ganz bewußt über ein Dating-Portal zum Vögeln ausgewählt: sie nimmt sich was sie will, genießt und macht sich auch tatsächlich keinerlei Gedanken darüber - eine bemerkenswerte Filmrolle, die sie immerhin bis zum Ende durchzieht. Heimlich gefilmt worden zu sein ist ihr im Grunde egal - aber was damit bezweckt werden soll, will sie unbedingt herausfinden.
Dabei verzichtet sie auch gerne auf die Hilfe der empathischen Kommissarin Alicia, die tagtäglich mit traumatisierten Mobbingopfern zu tun hat und Malens harte Schale für eine bislang unterbliebene Anzeige knacken will. Alicia selbst lebt privat in einer lesbischen Beziehung mit einer wesentlich jüngeren Frau und hadert mit deren Kinderwunsch bzw. einer künstlichen Befruchtung, da sie sich für eine Mutterrolle schon für zu alt hält, traut sich dies ihrer Partnerin gegenüber aber nicht offen zu kommunizieren.
Als Bindeglied schließlich fungiert Bego Uribe (Patricia López Arnaiz), die ältere Schwester von Ana. Die ist völlig fassungslos über den Freitod ihrer jüngeren Schwester, vor allem, daß sie davon nicht das Geringste geahnt hat. Die beiden Schwestern, so stellt sich heraus, haben unterschiedliche Lebenswege eingeschlagen und dabei auch ganz andere Charaktereigenschaften entwickelt: während die attraktive Ana, die ständig ihre Partner gewechselt hatte, ein eher stiller Typ war, der sich nie festlegen wollte (ihr letzter Freund hatte eine gut gehende Milchwirtschaft auf dem Land und wollte sie als Leiterin seiner geplanten Käserei einstellen, was sie sich jedoch "noch überlegen" wollte) ist Bego eine optisch unauffällige Lehrerin, die von Kommunikation mit anderen lebt und keineswegs bereit ist, den Tod ihrer Schwester hinzunehmen: auf eigene Faust "ermittelt" sie in der Firma ihrer Schwester und erhält dabei Unterstützung von Malens Vater, einem stadtbekannten erfolgreichen Anwalt.

Wenig schmeichelhaft ist jedoch, wie in fast allen für Frauen konzipierten Filmen und Serien, das Bild der Männer: in Rein privat handelt es sich ein weiteres Mal um die schon bekannten Stereotypen. Während Malens Ehemann Alfredo den Teddybären darstellt, der trotz Erlaubnis keine Seitensprünge macht, sondern sich lieber ums Essen und die Tochter kümmert, sind die Parteikollegen meist ältere Männer, die durch das Video Schaden für das Ansehen der Partei befürchten und Malen am liebsten ihr Mandat freiwillig niederlegen sehen würden. Der Video-Schönling stellt sich als Jammerlappen heraus, der sich wegen hoher Schulden zu dem Clip hatte überreden lassen - sein Vater, eine steinreiche graue Eminenz aus dem Wirtschaftsverband wollte seinem Versager-Sohn nämlich nichts mehr geben. Dass dieser dann verdroschen wird und sich bei einem Unfall selbst liquidiert, mag der genervte Zuseher fast schon als gerecht empfinden - mit diesem erbärmlichen Vollpfosten enden (etwa in Episode 3) jedoch bereits sämtliche Thriller-Elemente der Serie.
Malens Vater wiederum ist ein wortkarger Zyniker, den eine herzliche Abneigung mit seiner Tochter verbindet, und schließlich ist da noch der Freund von Töchterchen Leire, der dem Teenager nicht etwa bei dem ganzen Rummel um deren prominente Mama beisteht, sondern diese auch noch zusätzlich mit einem weiteren, in der Clique herumgezeigten Sexclip (von ihm und Leire) triggert. In dieser Arschloch-Rolle unterscheidet ihn nichts von Anas erwachsenen Arbeitskollegen, die die ahnungslose Frau eines Tages plötzlich mit zotigen Bemerkungen überschütteten. Bezeichnend hier die Szene, als Ana, nachdem sie endlich den Grund dafür erfährt, sichtlich nervös beim Betriebsrat vorspricht und dieser das Sextape auf seinem Laptop anschaut, während er vorgeblich der gemobbten Ana zuhört. Nein, die in Intimidad auftretenden Männer sind fast durch die Bank unsympathische Egoisten.

Erwartungsgemäß geht die Geschichte mit ihren reichlichen Spitzen gegen das (spanische) Patriarchat dann doch positiv aus, der Auftraggeber des Sexvideos kriegt auch noch sein Fett weg und was aus der Bürgermeisterin-Karriere wird, mag man vielleicht auch schon vorausahnen.
Zielgruppengerechte Unterhaltung eben, die sich in den letzten 3 Folgen etwas behäbig dahinschleppt und bewußt nicht auf ein großes Finale zusteuert. Neben der toughen Hauptdarstellerin bleibt von Rein privat zumindest die eine unglaubliche Zivilcourage entwickelnde Rolle der älteren Schwester Bego Uribe positiv im Gedächtnis. Ein durchwachsenes Drama: 5 Punkte.


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