Eine Kritik von Maichklang (Bewertung des Films: 4 / 10) eingetragen am 01.02.2023, seitdem 266 Mal gelesen
Irgendwann in den 90ern kamen die ersten PC-Programme heraus, mit denen man nicht nur Innenräume, sondern auch Landschaften, insbesondere jene für Eisenbahnstrecken virtuell gestalten konnte. Einzelne Abschnitte bestanden aus jeweils 500 Metern, die vielleicht drei Bäume und einen Strommasten beinhalteten und damit nicht gerade für ein lebensechtes Umfeld sorgten. Ähnlich darf man sich die Optik des vorliegenden Katastrophenfilms vorstellen.
Es ist die Jungfernfahrt für den schnellsten Zug der Welt, welcher von Los Angeles nach San Fransisco in Betrieb genommen wird. Neben einigen Verantwortlichen befindet sich auch Kessler an Bord, ein Militärexperte für Bombenentschärfungen. Dieser wird schließlich dringend gebraucht, als ein anonymer Anrufer auf diverse Bomben am Zug hinweist, welche zünden, sobald das Gefährt eine Mindestgeschwindigkeit unterschreitet…
Mit dem nahezu gleichnamigen Film mit Brad Pitt hat der Stoff natürlich nichts am Hut, aber der Titel soll ein paar Unbedarfte in die Falle locken, um einer Variante von „Speed“ beizuwohnen. Im engeren Sinne handelt es sich gar um ein Remake des Steifens „Panik im Tokio Express“ von 1975, - Action in vollen Zügen also.
Die wenigen, zumeist passiv agierenden Passagiere sind rasch etabliert und bei alledem ist der Drahtzieher auf den ersten Blick ausgemacht. Kessler, der mindestens in Afghanistan war und wenigstens unter PTS leidet, reißt sich hurtig aus seiner Lethargie und organisiert couragiert etwaige Rettungsaktionen, indem er entweder unterm Zug nach Explosionsmaterial sucht oder sich mit Isolationsband dolle Handschuhe bastelt, die ihm wiederum auf dem Dach bei rund 250 Km/h den notwendigen Halt bescheren.
Und weil Asylum hinter dem Projekt steht und ein Eric Roberts gerade in der Mittagspause war, wurde einmal mehr Tom Sizemore als Sesselpupser bemüht, der sich nur dann erhebt, wenn er sich komplett aufregt, was seinem Gesicht allerdings zu keiner Zeit anzusehen ist. Die Schauspieler sind hier nicht gerade die Elite nuancierter Performances und auch der Score treibt nach Schema F an, wobei er, wie der Zug, keinen Zwischenstopp einlegt.
Grobschlächtige CGI und Greenscreen machen schließlich den Actionanteil aus, bei dem die Landschaften zu dem zählen, was Trashfans wahrlich feiern können. Der fahrende Zug liegt allenfalls eine Qualitätsstufe vor simplen Zeichentrick, während der Rest aussieht, als hätte die Bahn in den 80ern ein Erklärvideo für die korrekte Benutzung von Bordtoiletten erstellt.
Wenn mittendrin auch noch Figuren hantieren, ist es spätestens dann mit der Glaubwürdigkeit dahin. Immerhin sehen diverse Schaltzentralen nicht völlig dahin geklatscht aus, eine Handvoll Explosionen sind als solche erkennbar und die Innenausstattung fällt beinahe zweckdienlich aus, obgleich das Interieur an leicht umgebaute Büroräume erinnert.
Das nahezu latent hohe Tempo und die passable Kamera nebst tauglichen Schnitt kaschieren natürlich nicht die lieblose Machart und das entsprechend niedrige Budget des Actioners, der in Sachen Spannung allenfalls Mittelmaß liefert. Und das auch nur bei massiv zurückgenommener Erwartungshaltung in Sachen Asylum.
4 von 10
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