Eine Kritik von Con Trai (Bewertung des Films: 6 / 10) eingetragen am 03.02.2023, seitdem 108 Mal gelesen
Von den Veteranen Lam Chi-wah und Yip Tin Shing initiierter Actionthriller als serienübliche Ausdehnung von 30 Episoden, Bestandteil der 2018er-Jahrgangs von TVB, die Vergleichbares für Genrefans schon mit Flying Tiger und im Grunde auch Guardian Angel (mit teils gleicher Besetzung) veranstaltet und für das Publikum bereitgehalten haben; eine nicht nur in dem Jahr bewährte Mixtur für die Zuschauer, in denen ein Verschwörungs- und Krimiplot oftmals nur den Rahmen bietet und wo dann die beziehungstechnischen und familiären Probleme und Diskussionen im Mittelpunkt stehen.
Die Füllung für die jeweils 45min, und der Inhalt für die sechswöchige Ausdehnung (die Serien werden wochentags von Montag bis Freitag zur jeweils festen Sendezeit, in dem Fall oft die 21:30h Schiene ausgestrahlt), wobei man die von vornherein geplante Folgenzahl häufig wesentlich reduzieren könnte, da mittig vermehrt Leerlauf in der Dramaturgie besteht. Hierbei wird selbst zeitlich der Rahmen auf zwei Dekaden, als Ausgangspunkt der Dramatik die vor 20 Jahren stattfindende Finanzkrise als Schicksal und die daraus entstehenden Reibereien zwischen drei Brüdern als Prämisse gesetzt; hinzu noch ein mysteriöser Hintergrund plus die Exotik und der Aufwand durch einen Außendreh (in Europa und Südostasien), Gimmicks für die Kundschaft, die mit einem Appetizer in Sachen Action und Thrill ebenso angesprochen werden soll wie mit der hausbackenen emotionalen Ebene und der gewissen TVB-Sterilität. Fernsehen, das zwar hier und da inszenatorisch modern und materiell mäandernd daherkommen mag, aber keine Innovation, sondern das Übliche, das Bekannte, das Liebgewonnene in immer anderen Gewände und dennoch der Standard für die allabendliche Unterhaltung ist:
Der selbsternannte 'Web Leader' Fever Cheung Fei-fan [ Vincent Wong ], ein Online-Mogul, erklärt sich mitsamt seinem Assistenten Double Tsu Tak-po [ Jack Hui ] zur Austragung eines Boxkampfes namens “Fire Fist Fight“, bei dem er auch teilnimmt und zu dessen Zweck er auch fähige Kombattanten u.a. aus den Philippinen einfliegen, aber auch die einheimische Athletin Chan Ling [ Tiffany Lau ] teilnehmen lässt. Einer der Boxer ist allerdings nur mit Absicht dabei ins Land hineingeschmuggelt worden, besitzt er doch Informationen über ein streng geheimes und stark begehrtes Überwachungssystem, welches nicht nur global funktioniert, sondern auch eine Liste der besten Hacker beinhaltet und entsprechend sowohl von den staatlichen Institutionen als auch einer osteuropäischen Terrorzelle namens PSD gesucht wird. Da Cheung entsprechend permanent Schutz benötigt, engagiert er mit der von Raymond Chin Kwok-Fung [ Timothy Cheng ] geführte Wilson Secure Solutions (Hongkong) Limited u.a. die fähige Truppe um Leo Ha Tin-hang [ Mat Yeung ], zu dessen Team auch neu die etwas eigenwillige Sitting Ma Sze-ting [ Kaman Kong ] gehört und bald in die brenzlige Lage und die Schusslinie von v.a. auch dem Großkriminellen Chang Man-Kei [ Chun Wong ] gerät. Währenddessen nehmen die regionale Crime-Unit, Kowloon West Regional Police Headquarters unter Führung von Iron Ho Tit-nam [ Phillip Ng ] und Interpol mit Chief Inspector Yeung Ching-ching [ Rebecca Zhu ] unabhängig voneinander die Ermittlungen auf, während im Hintergrund der hochelitäre Kreis des sogenanntem 'Knight's Club' mit diversen Politiker-, Polizei-, Medien- und Geschäftsgrößen unter Aufsicht von Hunter Wan Shing-hang [ Shek Sau ], einem Mediatycoon, und mit Mitgliedern wie Assistant Commisioner of Police To King-sun [ Parkman Wong ] die Fäden zieht und die Metropole regiert.
Eine auffallend wilde Mischung aus verschiedenen absurden Situationen ohne jedwede Vorgeschichte, Zeit- und Ortssprüngen, einem Hineinwerfen mitten in das Geschehen und eine dem Inhalt auch entsprechende Inszenierung lässt sich in der ersten Folge der Serie erkennen. Eine Verfolgungsjagd zu Fuß vor britischen Schlägern und die anschließend kurze Prügelei vor dem Wahrzeichen der Londoner Tower Bridge ist die Introsequenz; ein Sprung in das heutige 2018 und die Location der Philippinen schließt sich dem an, ein Hin und Her aus diversen Charakteren mit noch ohne Namen, ohne bisher bekannte Herkunft, auch noch ohne Perspektiven stellt sich dem Zuschauer vor, der durch rapide folgende Ereignisse – ein Waffendeal im Slum, ein versuchtes und dann abgebrochenes Attentat, ein Angriff gegen vier Polizisten, eine bewaffnete Attacke mit Schusswaffen auf offener Straße und eine kurze ergebnislose Flucht auf vier Rädern – immerhin bei Laune gehalten wird und die Reise in das noch Unbekannte trotz einer wechselhaften und auch etwas aufdringlichen Inszenierung für den Moment doch antritt.
Belohnt wird er dabei durch eine zwar nicht wirklich dichte, aber dafür wilde thematische Mischung mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten, quasi ein großangelegter Verschwörungsplot mit geheimen Hinterleuten, einem Actionthriller zwischen Polizei in mehreren Bereichen und die Stadt belagernden Terroristen, einem Bloodshed-Bruderdrama, einem sich steigernden innenpolitischen Geklüngel und natürlich dem Boxerfilm. Eine nicht von Beginn an einzusehende Mixtur, die lange Zeit mit Wendungen und Überraschungen arbeiten kann, auch in Folge 2 neben einer Schießerei auf einem Schrottplatz und einer erst observierenden und dann eskalierenden Autohatz sowohl erste Antworten als auch weiterhin Fragen aufstellt und ein narrativ attraktives Dickicht ist.
Gedreht ist das eingangs zumindest bemüht zeitgenössisch bis modern, oder was man darunter versteht, mit häufigen Tempowechseln bis hin zum leichten (und albernen) Upspeeding, vielerlei unterschiedliche Blickwinkel per Drohnenaufnahmen, POV-shots, Spiegelungen durch Brillengläser usw., einer recht knalligen bis knallbunten, aber auch dunkle Töne her- und herausstellenden Farboptimierung, dem Einbeziehen digitaler Medien, und einem aufgesetzt 'hip' scheinenden oder zumindest darum kämpfenden, zuweilen bis an den Rand eines (unfreiwillig) parodistisch wirkenden Geschehens. Dafür, dass die normale TVB-Gestaltung jahrein, jahraus und dies auch aus guten Grund der Gewöhnung und der Beibehaltung der Stammzuschauerschaft dieselbe und nur geringfügig variiert und deutlich den Bedingungen des Fernsehens ausgeliefert und eher archaisch gehalten ist, ist diese hier dazu konträr gehaltene Bemühung (aber weiterhin im Rahmen des üblichen) auch relativ obskur bis grotesk, nur nicht gänzlich ohne Reiz zu sehen.
Erst ein gewollt statt richtig verstanden oder gut gekonnt, aber mit zunehmend viel Sinn für den bloßen Schein und den geschickt eingesetzten Gimmick, anfangs (vor allem in Folge 3 mit einer erpresserischen Entführung zwischen Tondo District und Manila Bad) auch mit reichlich Bewegung, vielen gut choreografierten Zweikämpfen und dem häufigen Einsatz der Schusswaffe gegen Schergen jeglicher Art, und einem erstaunlich guten Auge für die richtige oder in diesem Fall auch die passend extravagante Location (bspw. der verlassene Aqua-Vergnügungspark als Schauplatz einer schießwütigen Geiselbefreiung, oder ein bis dato aus HK noch nie gesehener Wohnwagenpark als Heimstätte, aber auch oftmals die ehrwürdig luxuriöse Inneneinrichtung selber). Was man der Serie auch nicht vorhalten kann, sondern hier starker Pluspunkt ist, ist eine relativ hohe Abwechslung in der Geschichte bzw. den Geschichten, die einzelnen Episoden (ein Juwelendiebstahl während einer Modenschau, ein totes Model, Einbrüche bei einem Hostessensyndikation, Spitzelaktionen im Polizeirevier, in Folge 8 ein Doppel-Shootout auf einem Verladeplatz bzw. einer Industrieruine, und ein Überfall auf die Nachrichtenabteilung) im großen Ganzen, in denen verhältnismäßig viel und miteinander verbunden los ist und verhältnismäßig oftmals etwas auch passiert. Das Tempo der Handlung ist relativ hoch und das Hin und Her zwischen all den Beteiligten wird auch tatsächlich und auch tatsächlich mit Grautönen betrachtet, nichts ist auf den ersten Blick so richtig wahr oder falsch, die Dialoge wichtig und so die Dramaturgie zusehends verzwickt.
In Folge 10 (und um die 20 herum) geht es nochmal zurück nach England, ein sowohl touristischer Ausflug des Drehteams für die Aufnahme von tatsächlich gelungenen Tourismusbildern, filmt man neben London und der King's Cross Station doch v.a. auch auf dem beschaulichen Lande (u.a. Denbies Wine Estate in der Nähe von Dorking, Surrey, und am Leuchtturm Belle Tout in Beachy Head, East Sussex), soll ein luxuriöses Anwesen vor Angriffen geschützt werden und wird zumindest auch ein Attentat im Wald, kurz vor einer Jagd verhindert. Folge 11 startet mit einer Vergeltungs- und anschließend Rettungsaktion in eher den Slums von London, die mancherlei gelungene Bewegungen von Action Director und Hauptdarsteller Ng sowie ein knapper Cameo von Jean-Paul Ly aufweist. Mid-Season, genauer gesagt in Folge 16 wird wieder ein Abstecher in die Phillipen und dort eine rabiate Auseinandersetzung mit örtlichen Kleinkriminellen und auch dem nötigen Eingreifen einer Abgesandtschaft des lokalen Militärs eingelegt. In Folge 17 versucht ein LKW, mit Absicht ein vor ihm fahrendes Auto von der Straße zu rammen, während zu Beginn des letzten Drittels das große Sterben, darunter bspw. bei einer Schießerei in einem Restaurant in Folge 23 und mit und gegen viele Schergen in und um einer Lagerhalle in Folge 25 beginnt. Handlungstechnisch ist man da in einer großen und lange zurückliegenden Verschwörung mit Politik- und besonders Finanzhintergrund bis zur Krise 1991 angelangt, viele Leute spielen mit falschen Karten oder wechselnd ständig ihr Ansinnen; hinzukommt noch etwas Popanz um Dark Web und Deep Web und Virtual Reality, sowie auch ein bisschen Liebelei, um die Minuten zu füllen.
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