Eine Kritik von Largo (Bewertung des Films: 3 / 10) eingetragen am 11.03.2002, seitdem 1120 Mal gelesen
Dem Drehort nach zu urteilen war „Knock Off“ wohl ein Versuch Van Dammes, an alte Erfolge à la „Bloodsport“ oder „Double Impact“ an zu knüpfen. Dass die Rechnung nicht aufging, kann man noch nicht mal einer einzelnen Person zum Vorwurf machen, da hier so ziemlich jeder, dessen Tätigkeit einen Film entscheidend prägt, seinen Job verfehlt hat. Es fängt schon bei der Handlung an: Nach dem schwer verdaulichen „Street Fighter“ hat Steven E. de Souza es tatsächlich erneut gewagt, sich für ein Drehbuch ganz alleine an die Schreibmaschine zu setzen und damit wohl endgültig bewiesen, dass er nur für spritzige Einzeiler tauglich ist, nicht aber für eine annehmbare Geschichte. Von logischen Zusammenhängen hat der Mann noch nie was gehört, ausserdem tritt das eigentliche Hauptthema kurz nach Beginn in den Hintergrund und wird bis zum Ende nur noch grob fahrlässig behandelt. Doch auch seinem Markenzeichen, nämlich den kultigen Sprüchen, mit denen er vor allem Arnold Schwarzenegger („Phantom Kommando“, „Running Man“) und Bruce Willis („Stirb langsam 1& 2“) in den 80ern mehr als nur hinreichend versorgte, wird de Souza nicht gerecht. Konnte man bei „Street Fighter“ noch halbwegs regelmäßig über die eine oder andere Dialogzeile schmunzeln, so hat man es diesmal fast ausschliesslich mit plattem Gelaber zu tun, was nur im entferntesten Sinne noch als amüsant an zu sehen ist. Also, entweder ist Van Damme der Mühe nicht wert, wenigstens ein paar originelle Sätze zu Papier zu bringen, oder de Souza’s Zeit gehört definitiv der Vergangenheit an.
Das größte Problem aber scheint mir der Regisseur zu sein: Tsui Hark macht mit seiner wirren Inszenierung jede Hoffnung, diesen Film noch konsumieren zu können, völlig zunichte. Ich für meinen Teil habe zwar nicht genügend Filme von Hark gesehen, um beurteilen zu können, inwieweit es sich dabei um seine typische Art handelt. Trotzdem kann ich wohl guten Gewissens behaupten, dass Hark zumindest den Van-Damme-Film „Double Team“, der unter’m Strich auch nicht viel besser war, wesentlich überschaubarer in Szene gesetzt hat als „Knock Off“, wo man es äusserst schwer hat, den Ereignissen überhaupt zu folgen, da die Kamera praktisch zu keinem Zeitpunkt stillsteht, sondern ununterbrochen in Höchstgeschwindigkeit hin- und herschwenkt (wer sich das „Making of“ anschaut, wo u.A. Tsui Hark bei den Dreharbeiten zu sehen ist, wird darüber kein bisschen verwundert sein), mit einem derart hektischen Schnitt, dass sogar Jackie Chan neidisch werden müsste. Selbst das Rikscha-Rennen, welches an sich eine tolle Ausgangsidee darstellte, verliert seinen Unterhaltungswert durch diesen chaotischen Stil fast gänzlich. Einzig der Showdown (Tsui Hark ist zum Ende hin wohl die Puste ausgegangen) ist unter den Action-Sequenzen noch einigermaßen erträglich, kann den Film mitsamt seinen billigen Charakteren dann aber auch nicht mehr retten.
Das Ganze ist natürlich sehr ärgerlich, da man zumindest meiner Meinung nach aus „Knock Off“ viel mehr hätte machen können. Allein Hongkong als Schauplatz eröffnet bereits Möglichkeiten, die Hollywood einfach nicht bieten kann. Und dass man auch aus einem schwachen Skript einen hervorragenden Actionkracher produzieren kann, hat ja schon John Woo mit „Hard Target“ bewiesen.
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