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Schweigen, Das (1963)

Eine Kritik von psychopaul (Bewertung des Films: 9 / 10)
eingetragen am 04.06.2004, seitdem 720 Mal gelesen



"Das Schweigen" von Ingmar Bergman ist ein Meisterwerk der ruhigen Töne, ein schonungsloser Film über Tod und Seelenleid.

Gleich vorweg: der Film ist sehr "hart", aber das ist ganz und gar nicht körperlich gemeint, viel mehr herrscht hier eine "psychische Härte", die durch die ruhige, langatmige Inszenierung noch verstärkt wird.

Es geht um 2 Schwestern, Esther und Anna, sowie deren Sohn, die eine Zugfahrt unterbrechen, und sich in einem fremden Land in einem seltsamen Hotel einzuquartieren.
Johannes, der Sohn von Anna, erforscht mit einer Spielzeugpistole das Hotel und trifft dabei auf seltsame Gestalten, unter anderem eine Gruppe von Liliputanern und eine Art "Portier", der noch unverständlicher brabbelt als Kenny in "South Park".
Esther siecht in ihrem Bett dahin, den Tod erwartend, trotz Lungenentzündung qualmt und säuft sie, um ihre Schmerzen und die Einsamkeit besser zu ertragen.
Ihre Schwester Anna kümmert sich weder um Esther noch um ihren Sohn, sondern begibt sich in eine Bar, auf der Suche nach Sex.

Viel mehr passiert in diesem Film eigentlich nicht.
Er ist sehr langsam inszeniert und man wird sich vielleicht ein wenig wundern, was denn der Sinn des Gezeigten überhaupt ist.

Doch in den letzten zwanzig Minuten brechen die Mauern der Kommunikationslosigkeit zwischen den Schwestern und Bergman lässt den Zuschauer erahnen, wie sehr Anna Esther hasst.

In einer der stärksten Szenen des Films findet Esther ihre Schwester in einem Zimmer mit ihrem Liebhaber und Anna lässt ihre Hasstiraden auf die verzweifelte Todkranke los.
Von einstiger Bewunderung ist dann die Rede, die sich schlussendlich in eben diesen Hass verwandelt hat;
die genauen Hintergründe bleiben unklar.

Auch das Ende des Films liefert keine Erklärung:
Esther stirbt allein, nur der "Portier" des Hauses, der allerdings kein Wort von Esther versteht, ist bei ihr, während sie, im Todeskampf von Scham bei der "Befruchtung" spricht.
Anna und Johannes reisen im Zug weiter; Johannes liest einen Zettel, den Esther für ihn geschrieben hat; wir erfahren nicht, was drauf steht und dann endet der Film.

Bergman liefert also keine Erklärungen, dafür zeigt er uns eine schonungslose Momentaufnahme zweier Schwestern, die einsam, unglücklich und verzweifelt sind; sie "vegetieren" bloß dahin;
Langeweile wird vielleicht mancher Zuschauer verspüren, aber letztlich ist diese auch ein zentrales Gefühl der Charaktere im Film, das immerhin perfekt transportiert wird.

Neben extrem realistisch inszenierten Momenten der Leere und des Schweigens sorgte der Film vor 40 Jahren vor allem wegen damals durchaus gewagten Sexszenen für Aufregung:
Esther masturbiert(angedeutet), ein Kellner lässt eine Münze fallen, um Anna zwischen die Beine zu schauen, sie erzählt von Sex am Fußboden in einem Kino;
also eine Gangart, die damals eher skandalträchtig war.

Aber es sind auch die seltsamen Momente, die "Das Schweigen" so faszinierend machen, etwa wenn mitten in der Stadt ein Panzer durch die Strassen fährt...
Was dies eigentlich bedeuten soll, bleibt schlussendlich genauso ungeklärt wie die Gründe für den Hass von Anna auf Esther.
So erreicht Bergman sein Ziel:
er regt denjenigen, der nicht schon längst gelangweilt wieder auf "Deutschland sucht den Küblböck" umgeschaltet hat, dazu an, sich nach dem Abspann mit den zentralen Themen dieses Films und auch der menschlichen Existenz zu beschäftigen:

Verzweiflung, Einsamkeit, sexuelles Verlangen, Eifersucht, Hass und dem Tod.

Interessant ist auch, dass der Film verschiedene Ansätze über die zwischenmenschliche Kommunikation und ihre Probleme liefert:
es wird wenig gesprochen, aber sowohl Esther, als auch Anna scheinen darunter eher zu leiden;
kurios, als letztere einmal zu ihrem ausländischen Liebhaber sagt:
"Wie schön, dass wir nicht miteinander reden können!"
Kurz darauf erzählt sie ihm aber dann doch einiges aus ihrem Leben.
Diese eigenartigen Widersprüche machen den Film in meinen Augen so hochinteressant und ein auf den ersten Blick vielleicht eher inhaltsloses Werk zu einem meisterhaften Drama über Aspekte des menschlichen (Zusammen-)Lebens.

Die Schauspieler machen ihre Sache sehr gut, vor allem Ingrid Thulin als Esther spielt die Szenen, in denen sie sich vor Schmerz und Verzweiflung krümmt, mit aufgerissenen Augen und verzerrtem Gesicht, fantastisch.
In Verbindung mit Bergmans Regie, die den Charakteren viel Zeit gibt, um ihre innere Verzweiflung großteils wortlos zu zeigen, führt dies auch visuell zu einem sehr ansprechenden Ergebnis, dass es einem teilweise kalt den Rücken runterläuft.


"Das Schweigen" ist also kein lockerer Unterhaltungsfilm, aber dafür ein großartiges Drama über unangenehme Themen;
ein Film, der viel Raum für Interpretationen lässt, nebenbei noch famos gespielt und fotografiert ist: kurzum ein Meisterwerk!


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