Eine Kritik von Maichklang (Bewertung des Films: 6 / 10) eingetragen am 30.11.2019, seitdem 473 Mal gelesen
Während der polnische Regisseur Krzysztof Kieslowski 1988 die Zehn Gebote in Alltagsparabeln ummünzte, setzte er sich ein Jahr zuvor bereits ein wenig intensiver mit dem fünften Gebot auseinander und kreierte damit ein Plädoyer gegen das Töten.
In einem Warschauer Ghetto 1987 folgen wir drei Individuen, deren Tagesabläufe sich an jenem Tag kreuzen werden: Herumtreiber Jacek, einem Taxifahrer und dem frisch gebackenen Anwalt Piotr. Am Ende gibt es einen Mord und später soll jener durch den Staat gesühnt werden…
Kieslowski skizziert das Umfeld der Hauptfigur Jacek so, wie man sich als Kind das Gebiet jenseits der Berliner Mauer vorstellen mochte: Alles Grau, alles trostlos, ein anonym wirkender Plattenbaumoloch und auf den Straßen nur freudlose Menschen, die ziellos wie Zombies umherlatschen. Nur einmal sieht man Jacek lächeln, als er zwei Kinder mit einer ebenso kindlichen Geste aufheitert, was ihm zumindest ein Minimum an Emotionalität verleiht. Denn viel gesprochen wird nicht und genauso wenig werden Motivationen oder etwaige Hintergründe geliefert.
Dennoch entwickelt das scheinbar wahllose Treiben einen gewissen Sog, was durch die in Grünfilter getauchten Bilder mit zum Teil eingeschränkter Perspektive noch verstärkt wird.
Zudem trifft man allerorten Tod, Verderben oder zumindest Böswilligkeiten an, wogegen Piotr schon früh einen passenden Vergleich zwischen Kain und Abel und der Natur des Menschen hinsichtlich gewisser Verhaltensweisen aufzeigt. Umso unvermittelter illustriert der Mord, dass der Vorgang des Tötens meistens einen Kampf impliziert: Den gegen das Opfer und den mit sich selbst, wenn es irgendwann kein Zurück mehr gibt. Die erschreckende Nüchternheit des Tötens wirkt zum Finale jedoch deutlich drastischer.
Die recht distanzierte Herangehensweise, welche lange Zeit kaum einen Zugang zu den Figuren ermöglicht, erschwert zwar die entsprechende Empathie, doch hinsichtlich des Tötens im Allgemeinen benötigt es keinen Hintergrund, um die Botschaft klar zu vermitteln.
Ein mit simplen Mitteln produziertes Kriminaldrama, das zumindest einmal gesichtet werden sollte, da es in Sachen Gerechtigkeit durchaus nachdenklich zu stimmen vermag.
6,5 von 10
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