Den großen Run auf das Genre des Slasherfilms löste „Halloween“ 1978 aus, doch immer wieder findet man in der Filmgeschichte mehr oder weniger bekannte Vorläufer, von „Bay of Blood“ über „Black Christmas“ bis hin zu „Silent Night, Bloody Night“.
Auch „Theatre of Blood“ kann durchaus dazu zählen, auch wenn die Slasherwurzeln hier noch in einem saftigen Brit-Krimi stecken. Jedoch beginnt auch Douglas Hickox‘ 1973er Film mit dem genretypischen Auftaktmord. Hier wird ein Theaterkritiker unter Vorwand in ein leer stehendes Gebäude gelockt, wo er von einer Horde abgeranzter Gestalten niedergestochen wird – ähnlich wie Julius Cäsar in dem entsprechenden Shakespeare-Stück, für das auch ein Plakat wirbt, genauer gesagt für die Produktion des Schauspielers Edward Lionheart (Vincent Price).
Lionheart hat den Mord auch geplant und in Auftrag gegeben, schließlich gehörte ihm der Darstellerpreis, den die Kritikergilde ihm verweigerte, zumindest seiner eigenen Meinung nach. Seine Weigerung etwas anderes als Shakespeare zu spielen war einer der Gründe, die in den Augen der Kritiker gegen ihn sprachen, auch seine Schauspielkunst war nicht die beste. Offiziell gilt Lionheart jedoch als tot, war er doch infolge der Schmach aus dem Fenster gesprungen. Der Zuschauer weiß allerdings von Anfang an, wer hinter den Morden steckt, also ist „Theatre of Blood“ kein Whodunit, sondern tatsächlich wie einer jener Slasher, dessen Zielpublikum zehn Jahre später einem bekannten Mörder wie Jason Vorhees beim Abschlachten von Teens beiwohnen durfte.
Anstelle von den erst später populären Teenopfern ist hier der Kritikerzirkel, auf den Lionheart mithilfe seiner Tochter Edwina (Diana Rigg) und seiner hilfsbereiten Pennertruppe Jagd macht. Diese ahnen natürlich nicht, dass er noch lebt und sind daher nicht so vorsichtig wie sie sein sollten…
Natürlich kann dieser Kniff nicht immer hinreichend erklären, warum die Kritiker so sorglos in die von Lionheart gestellten Fallen laufen, nicht zuletzt, da nach einer Weile klar ist, dass ihr Berufsstand zum Abschuss freigegeben wurde, doch ehrlich gesagt ist das bei „Theatre of Blood“ eher sekundär. Auch die Frage, warum Lionhearts Crew da so skrupellos mitmischt und wie sie rekrutiert hat, wird dezent ausgespart, während die Ermittlungen der Polizei eine Randnotiz bleiben. Gegen Ende muss Lionheart sich ein wenig Mühe machen um sie zum Narren zu halten, was Hickox gleich als Aufhänger für eine recht fesche Autojagd benutzt, doch ansonsten gehört die Bühne dem Killer – im wahrsten Sinne des Wortes.
Denn Lionhearts elaborierte Mordtaten machen den Hauptteil der Spielzeit aus, ein Kritiker nach dem anderen wird nach dem Vorbild einer Todesszene aus einem Shakespeare-Stück um die Ecke gebracht, wozu Lionheart mit böser Freude den Barden zitiert, was dem Film für pechschwarzen Humor nutzt, etwa wenn einen pudelliebenden Kritiker eine Bestrafung nach „Titus Andronicus“ erwartet, eine nächtliche OP am lebenden Patienten durchgeführt wird (frei nach „Cymbeline“) oder sich Lionheart als Einflüsterer in der Tradition Iagos („Othello“) betätigt. Es sind vor allem die Darstellung von Rampensau Vincent Price, der gewitzte Humor in den kreativen Tötungsszenen und die dynamische Inszenierung Hickox‘, welche „Theatre of Blood“ zum Vergnügen machen.
Denn insgesamt ist Hickox‘ Film ein reichlich episodisches Schlachten der Kritiker, das seine Opferfiguren im Zehnminutentakt exekutiert, wonach man beinahe die Uhr stellen kann. Natürlich ist einer davon scharfsinniger als der Rest und gleichzeitig die erbittertste Gegner Lionhearts, weshalb diesem natürlich der Showdown mit dem Wahnsinnigen vorbehalten bleibt – das Ergebnis kann man sich ausmalen, denn bei aller Freude am Treiben des Psychopathen will „Theatre of Blood“ dann doch nicht zu verstörend sein. Spaß macht das schon, doch hin und wieder erscheinen die Minuten zwischen den ausgefallenen wie ausführlich geratenen Mordszenen fast schon wie unliebsames Füllmaterial, das abgehandelt werden muss, auch wenn „Theatre of Blood“ im letzten Drittel mehr Zug bekommt.
Vincent Price absolviert seine Rolle dabei mit sichtlichem Vergnügen, spricht seine Monologe mit Charme, Hingabe und gleichzeitigem Augenzwinkern und schlüpft in zahlreiche Verkleidungen. Diana Rigg ebenso, die hier allerdings zweite Geige bleiben muss, da der Film Price gehört und allenfalls einige der schrillen Kritikerfiguren noch etwas mehr auffallen. Die sind zwar alle auf wenige Eigenschaften runtergebrochen (Trinker, Lustmolch, effeminiert), werden aber überzeugend schrill dargestellt, dass die Eindimensionalität gar nicht stört, sondern zum Komödienton des Films passt.
Insofern ist „Theatre of Blood“ kein sonderlich komplexer Film, passagenweise arg episodisch, aber dafür mit so viel Witz, inszenatorischen Einfällen und einem famosen Hauptdarsteller gesegnet, was so manche Drehbuchschwäche vergessen macht. Wenn schon kreatives Killen ohne große Überraschungen, dann am besten so oder so ähnlich.