Eine Kritik von Blade Runner (Bewertung des Films: 5 / 10) eingetragen am 09.10.2004, seitdem 3689 Mal gelesen
Irgendwann ist es soweit. Wenn man zu viele Filme gesehen hat und, wie in diesem Fall, inzwischen die Denkweisen und Ideen des Romanautors kennt, kann man die eigentlich als Ăberraschung im letzten Drittel angelegten Plottwists schon nach 10 Minuten vorhersehen - so geschehen bei „Secret Window, der Adaption eines Stephen-King-Romans. Deshalb hat mir der Streifen nur halb so viel SpaĂ gemacht und kassiert folgerichtig auch eine stark subjektiv geprĂ€gte Note.
Kings AlbtrĂ€ume auf Zelluloid zu bannen ist seit je her schwierig, in den meisten FĂ€llen eigentlich unmöglich, da der viel den Phantasien des Lesers ĂŒberlĂ€sst. „Secret Window, Secret Garden“ eignet sich da noch am ehesten, weil dem Leser nicht zuviel Mitdenken abgefordert wird.
In der Tat schafft Drehbuchautor David Koepp (Screenplays zu „Spider-Man“, „Jurassic Park“) mit seiner ersten Regiearbeit, nach dem unterschĂ€tzen „Stir of Echoes“, hier zu Beginn ein faszinierendes Kammerspiel in der am Fluss gelegenen BlockhĂŒtte zu etablieren. Er hat nĂ€mlich einen Hauptdarsteller, der in Hollywood inzwischen von jedem Regisseur mit Narrenfreiheit ausgestattet wird und sich deswegen immer wieder mit der gleichen, unverwechselbaren Schludrigkeit einbringt – Johnny Depp („Fear and Loathing in Las Vegas“, „Sleepy Hollow“). Hier gibt er den leicht lethargischen, in den Tag hinein lebenden Schriftsteller Mort Rainey, der isoliert im Wald lebt, versucht die Trennung von seiner Frau zu verkraften und einfach nicht mit einer neuen Geschichte voran kommt. Als dann eines Tages ein gewisser John Shooter auftaucht und ihn des Plagiats beschuldigt, beginnt der Terror in seinem Leben. Der unwillkommene Besucher will alles daran setzen, die „Sache“ zu klĂ€ren...
Wie Depp in zerrissenen Bademantel den trĂ€gen, unmotivierten Schreiberling mit verwahrloster Hippiefrisur gibt, ist allerliebst. Leider stehen im Gegensatz dazu die halbherzigen Versuche falsche FĂ€hrten zu legen, um das Publikum zum GrĂŒbeln zu bringen. WĂ€hrend ein Privatdetektiv (Charles S. Dutton, „AlienÂł“, „Gothika“) angeheuert wird, um Shooter ausfindig zu machen und auszuquetschen, sorgt sich Morts Ex Amy (Maria Bello, „Payback“, „Coyote Ugly) um sein Wohlbefinden, was ihren Neuen Ted (Timothy Hutton, „The Dark Half“, „Playing God“) wiederum sehr verdĂ€chtig erscheinen lĂ€sst. Immerhin sind die Scheidungspapiere immer noch nicht unterzeichnet. Handelt Shooter nun wirklich nach eigenen Motiven oder ist er angeheuert worden?
Gegruselt werden darf sich derweil eigentlich nur, wenn Mort sich nachts allein vor sich selbst erschreckt oder das Inventar demoliert. Die Schocks sind zwar nicht deplaziert, hinterlassen aber wenig ĂŒberraschenden Eindruck, weil zu konventionell gestrickt (Spiegel... *gĂ€hn*). Immerhin klappt es mit dem AtmosphĂ€reaufbau dank dĂŒsterem Wald, Nebel und einsamer HĂŒtte etwas besser. Aus den Socken haut das dank der zu trĂ€gen ErzĂ€hlweise und der ausfĂŒhrlichen Exposition auch nicht mehr.
Schauspielerisch kann man sich nicht beschweren, ganz im Gegenteil. An Johnny Depp ist sowieso nicht zu kratzen, wĂ€hrend Maria Bello ihre kleine Rolle routiniert ausfĂŒllt. Duttons paar Minuten fallen dabei gar nicht so negativ auf, ich hĂ€tte ich mir allerdings mehr Screentime fĂŒr den hier chronisch unterforderten Timothy Hutton gewĂŒnscht. Der kann nĂ€mlich mehr, wenn er mal darf. Leider ist das zu selten in seiner Karriere der Fall.
Fazit:
Ăbrig bleibt ein gut gespielter, bisweilen etwas monoton vor sich hin plĂ€tschernder, Thriller mit Horrorelementen, der mit einem hĂŒbsch fiesen Ende aufwarten kann. Johnny Depp trĂ€gt den Film allein, schade nur dass der Witz an der ganzen Sache mir schon nach der Anfangsviertelstunde bekannt war. Besser als so manch andere King-Adaptionen, doch zum Genreprinzen macht ihn das leider noch nicht.
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