Eine Kritik von Thurgod (Bewertung des Films: 8 / 10) eingetragen am 26.09.2006, seitdem 803 Mal gelesen
„Stratosphere Girl“, eine internationale Gemeinschaftsproduktion, ist ein unspektakulärer, aber ziemlich chilliger und atmosphärischer Trip ins moderne Tokio. Als Otaku einer längst vergangenen Generation wollte ich mir den stimmungsvollen Städtetrip nicht entgehen lassen und schaltete vergangenen Sonntag um halb zwölf ARD ein. Hat sich doch gelohnt!
Angela (Chloe Winkel) träumt von einem Leben in Tokio. Von einem DJ, mit dem sie anbandelt, erfährt sie, dass junge, blondhaarige Frauen in Tokio als Hostessen viel Geld machen können und setzt prompt ihr Pläne in die Tat um: per Flieger geht es aus dem für sie perspektivenlosen Deutschland direkt nach Tokio, wo sie in einer WG mit ihresgleichen unterkommt. Die Mädchen arbeiten in einem Nachtclub als Hostessen, bedienen hart arbeitende Geschäftsmänner mit ihrer Gesellschaft. Neben heftiger Konkurrenz durch ihre Mitstreiterinnen beschäftigt sich Angela mit dem Verschwinden von einem jungen Mädchen, die ebenfalls bis vor kurzem in dem Club gearbeitet hat...
„Stratosphere Girl“ punktet weniger mit einer vielschichtigen, besonders spannungsfördernden Handlung als mehr mit purer Städteatmosphäre, die den Zuschauer und Fan schnell in seinen Bann zieht. Da kann einem auch mal egal sein, dass es keine wirklichen Highlights im Film gibt oder dass kaum Spannung vorhanden ist. Dafür hält der Streifen eine sehr kompakte Laufzeit ein und bietet einen einzigartigen Look, untermalt von stimmiger Musik und bezaubernden Schauplätzen. Nicht nur die Neonlichter der Riesenmetropole bestimmen das nächtliche Gesamtbild, sondern auch die Figuren, die sich mit der Lichterflut der Nacht treiben lassen. Unterstützend hiefür wirken die Zeichnungen der Hauptdarstellerin, die ihre Erfahrungen und Eindrücke bildlich zu Papier bringt, die sie während ihres persönlichen Quests ansammelt. Also in erster Linie was fürs Auge und die Ohren, ein schicker, feiner Streifen ohne komplizierten, anstrengenden Hintersinn aber sehr viel Kosmetik, für die sich jeder Japanfan spielend leicht begeistern wird. Dabei wird dem Zuschauer sogar noch auffallend wenig Japanologie auf Auge gedrückt und auch weniger erfahrenes Publikum kommt mit dem dargebotenen leicht klar. Einen Pluspunkt gibt es zudem noch für den minimalen Schuss stilvoller Erotik, der das Gesamtbild noch besser abrundet und für eine angenehm hohe Eyecandy-Quote sorgt.
Ein perfektes Ende der Woche also mit einem bezaubernden Bilderbogen im Spätabendprogramm, bei dem niemand überfordert oder zu nachdenklich gemacht wird und der (bei mir) höchstens etwas Fernweh ausgelöst hat. Braucht man für so einen Film denn unbedingt eine komplexe Handlung mit reichlich Plotwendungen und heillos übertrieben undurchsichtiger Symbolik? Denke ich nicht.
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