Eine Kritik von McClane (Bewertung des Films: 6 / 10) eingetragen am 31.10.2004, seitdem 853 Mal gelesen
„Terminal“ ist ein putziges Kinomärchen von Steven Spielberg, wenn auch bei weitem nicht so richtungweisend wie viele seiner früheren Filme.
Der John F. Kennedy Flughafen in New York: Alles geht seinen gewohnten Gang, das Personal fertigt die Leute routiniert ab und man erkennt Verdächtige auf Anhieb – vor allem Sicherheitschef Frank Dixon (Stanley Tucci) hat den Blick für Details und unerwünschte Gäste perfektioniert und will seinen Laden sauber halten. Er spekuliert nämlich auf eine Beförderung. Routiniert und locker etabliert Spielberg seinen Schauplatz: Das Flughafenterminal. Jeder, der schon mal in einem Flughafen war, wird sofort die typische Hetze und das übliche Gedränge wieder erkennen und sich somit direkt in die Atmosphäre von „Terminal“ hineinfühlen können.
In diesem Tumult strandet auch Viktor Navorksi (Tom Hanks) – und bleibt dort auch stecken. Denn die Regierung seines Heimatlandes Kratkosien hat alle Reisepässe für ungültig erklärt, ist aber kurz darauf gestürzt worden. So darf Viktor weder in die USA reisen (wegen des fehlenden Visums) noch in sein Heimatland zurückfliegen, weil dort Bürgerkrieg herrscht. Die ganze Geschichte von „Terminal“ beruht übrigens auf einer wahren Begebenheit, die sich allerdings in Paris ereignete. Dort kam ein Iraner am Charles De Gaulle Flughafen in die gleiche Situation wie im Film und musste monatelang im Flughafengebäude leben.
Aufgrund seiner schlechten Englischkenntnisse und der Tatsache, dass Viktor mit dem American Way of Life nicht vertraut ist, ist der Staatenlose anfangs sehr verwirrt. Doch dann richtet er sich in einem verlassenen Gate häuslich ein und beginnt ein ganz eigenes Leben auf dem Flughafen…
„Terminal“ ist ein leichtes Kinomärchen, das sich für einen netten Kinoabend anbietet. Man sollte aber nicht unbedingt auf die eher simple Darstellungsweise achten: So bekommt Dixon nur gegen Ende sehr wenige positive Szenen zugeschrieben und wie Viktor selbst noch nach Monaten unbeholfen mit der amerikanischen Lebensart umgeht zeugt nicht wirklich von viel Völkerverständnis. Und doch geht die Geschichte vom liebenswerten Simpel ein wenig ans Herz, denn Spielberg zaubert immer wieder ruhige, anheimelnde Momente aus dem Ärmel, z.B. wenn Viktor die Flugbegleiterin Amelia Warren (Catherine Zeta-Jones) zu einem romantischen Abend im Flughafen einlädt. Ebenfalls klasse ist das Verhältnis, welches Viktor zu drei liebenswerten Chaoten vom Flughafenpersonal aufbaut.
Doch leider schwächelt der Film im weiteren Verlauf, was vor allem gegen Ende etwas nervig ist. Denn selbst als die finale Entwicklung ganz klar abzusehen ist, wird der Schluss dann mit arg künstlich wirkenden Wendungen noch hinausgezögert, was Zuschauergeduld kostet. Dabei schafft Spielberg es in den ersten zwei Dritteln überraschend gut Längen zu vermeiden, auch wenn „Terminal“ ein Film der leisen Töne ist und im Vergleich zu den meisten Hollywoodfilmen nur wenige, unspektakuläre Dinge passieren. Aber man ist doch irgendwie gespannt, wie Viktor wohl das nächste Problem (Geldmangel, Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot und dergleichen) wohl beheben wird.
Positiv hingegen ist der vorsichtige Einsatz von Humor zu bemerken, denn Spielberg begeht trotz einiger Klischees nicht den Fehler seinen Protagonisten zur Witzfigur zu degradieren. Stattdessen mag man sich zwar gelegentlich über Viktors Tapsigkeit amüsieren, aber man kann sich gleichzeitig mit ihm identifizieren und sich vorstellen, was man selbst in einer ähnlichen Situation tun würde. Auch die Vermeidung von allzu großem Kitsch gelingt Spielberg: So ist Amelia teilweise doch ein ziemliches Dummchen, ihr ist nicht das kitschige Glück mit Viktor am Ende des Films vergönnt und stattdessen muss Viktor in dieser Beziehung die harte Realität kennen lernen. Natürlich kommt „Terminal“ nicht ohne die ein oder andere etwas pathetische Szene, die Viktor übermäßig heroisiert, aus, aber es ist alles im Bereich des sehr gut Erträglichen.
Tom Hanks spielt mal wieder großartig und macht aus Viktor weitaus mehr als eine radebrechende Version seiner Forrest Gump Rolle. Stanley Tucci agiert ebenfalls schnittig, auch wenn seine Rolle vom Drehbuch her etwas zu negativ angelegt ist (zumindest in weiten Teilen des Films). Auch die Nebendarsteller brauchen sich nicht zu verstecken, wobei man außer Catherine Zeta-Jones und Chi McBride bestenfalls noch Barry Shabaka Henley, den Jazzclub-Besitzer aus „Collateral“ wieder erkennen dürfte.
„Terminal“ ist kein großer Wurf und gegen Ende schwächelt Spielbergs Flughafenmärchen, aber für einen netten Kinoabend langt der Film aufgrund der warmherzigen Atmosphäre, der netten Gags und des gewohnt sympathischen Tom Hanks auf jeden Fall.
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