Eine Kritik von vodkamartini (Bewertung des Films: 5 / 10) eingetragen am 24.05.2019, seitdem 861 Mal gelesen
Kult plus Kult gleich Megakult. Wenn es doch so einfach wäre. Die Kombination aus typischen 80er-Jahre Flair und Jeff „The Dude" Bridges liest sich jedenfalls deutlich vielversprechender, als sie dann im bewegten Bild reüssiert. Der nach wie vor unter dem Signum „Erotikthriller" firmierende „Against all Odds" bringt allerdings weder auf dem Spanner- noch auf dem Spannungssektor die Leinwand bzw. den Bildschirm zum Glühen. Da haben William Hurt („Body Heat") und vor allem Richard Gere („American Gigolo" und mehr noch „Atemlos") in derselben Dekade und auf sehr ähnlichem Terrain ganz andere Feuer entfacht.
Dabei fängt alles sehr viel versprechend an, als Jeff im offenen Cruiser durchs sonnendurchflutete Mexiko kurvt und an schneeweißen Stränden mit aquamarinblauem Wasser nach der verschwundenen Jet Set-Schönheit Rachel Ward sucht. Diese flirrende Neo-Noir-Atmosphäre endet abrupt mit der Rückkehr ins deutlich schnödere Los Angeles der Schönen und Reichen. Dort erfahren wir in einer sehr behäbig erzählten Rückblende vom Schicksal des aussortierten Ex-Footballcracks Terry Brogan (Bridges), dessen Leben auf der Überholspur so gar nicht mit seinem stagnierenden Einkommen korrespondieren will. Also verdingt er sich als Privatdetektiv für den zwielichtigen Club-Eigner Jack Wise (ein junger James Woods gewohnt herrlich fies), dem seine Luxusfreundin Jessie (Rachel Ward) entlaufen ist. Doch als er sie schließlich findet, ist der ursprüngliche Auftrag bald vergessen ...
Vielleicht hätte es Taylor Hackford bei dieser klassischen Menage a trois belassen und all die sich anbietenden psychologischen Untiefen weiter ausloten sollen. Statt dessen schwenkt er in der zweiten Filmhälfte in Richtung gesellschaftskritischem Kriminaldrama um und wirft die beiden Turteltauben in einen Strudel aus Korruption, Machtgier und Intrigen. Jetzt rächt sich, dass die erste Filmhälfte ein wenig zu schwelgerisch die dann gar nicht mal so heiße Affäre ausgebreitet hatte. Der Kurswechsel kommt recht überhastet und das nun neue Spielfeld kann nur noch oberflächlich beackert werden. Das überrascht umso mehr, da es Hackford nur zwei Jahre zuvor in einer in vielerlei Hinsicht ähnlich gelagerten Mixtur aus Liebes- Gesellschaftsdrama noch deutlich schmackhafter hinbekommen hatte. Allerdings war da sein Offizier und Gentleman noch Richard Gere gewesen und dem konnte schon lange vor Julia Roberts kaum eine Zuschauerin widerstehen.
Ähnliches ist von Jeff Bridges nicht bekannt und „Against all Odds" liefert auch keinen Gegenbeweis. Bridges und Ward mühen sich redlich, aber so recht will man ihnen die gegenseitige Leidenschaft nicht abkaufen. Warum nur hat man Phil Collins immer noch prächtig funktionierendes Schmachtbrett „Against all Odds" lediglich im Abspann verbraten? Ein unverzeihlicher Fehler für die Empathiechancen im Romantikpart. Entsprechend überschaubar ist dann auch der Mitfiebereffekt, als der südkalifornische Intrigantenstadl das Kommando übernimmt. Da nützen auch die gekonnten Schmierlappenauftritte von James Woods und Altstar Richard Widmark nur noch bedingt. Die durchgängig spürbare Distanziertheit lässt keine tieferen Emotionen zu, egal ob schmachtend oder verachtend. Â
Am Ende bleibt ein stromlinienförmiger Thriller, der bestens als Zeitdokument für das 80er-Jahre Kino taugt, als zeitloses Genrestück aber weit weniger überzeugen kann. Der Titelsong war schon anno 1984 der weitaus größere Hit und durfte gar Oscarluft schnuppern. Da hatte das Publikum wohl schon damals den richtigen Riecher, denn auch in der Rückschau ist an diesem Votum nicht das Geringste auszusetzen. Sänger wie Schauspieler dürfte das allerdings kaum anfechten, sollten doch beide in reiferem Alter erst so richtig durchstarten. Das gilt auch für ihren jeweiligen Kultstatus, in dem sie gut drei Dekaden später, against all odds - also gegen jede Wahrscheinlichkeit - Mitte der 1980er, genüsslich schwelgen können. „Take a look at me now ..." sang Phil ja schon damals sehr prophetisch.
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