Eine Kritik von Der Mann mit dem Plan (Bewertung des Films: 4 / 10) eingetragen am 29.09.2004, seitdem 1178 Mal gelesen
Man kann "American Samurai" bestimmt vieles vorwerfen. Dass er billig sei, dass seine Darsteller mehr wegen ihrer Statur, als ihrer Schauspielkünste gecastet wurden, dass er strunzendoof sei... Eins allerdings nicht: Dass er nicht ehrlich zu sich selber sei. Denn innerhalb des Films passiert alles nach einem Credo: Es geht billige, dreckige, ultrabrutale Unterhaltung ohne Hintersinn. Schön. Wenn man das erst einmal akzeptiert hat, kann "American Samurai" in der Tat ganz okay sein.
Regisseur Firstenberg macht keinen Hehl daraus, dass seine Kain-&-Abel-Story nur ein ziemlich dürftiger Aufhänger für das spätere, an "Bloodsport" erinnernde Duell-Arena-Szenario, ist. Er verschwendet auch gerade mal das erste Drittel darauf, seine Handlung nahezu stichwortartig zu erzählen. Mark Dacascos spielt Kenjiro ist ziemlich angefressen, weil sein Papi, ein weiser Samuraimeister, seinen amerikanischen Zögling Drew (David Bradley), den er einst als Kind aus einem abgestürzten Flugzeugwrack barg, bevorzugt. Der Samuraidaddy scheint schnell zu erkennen, dass der westliche Drew schnell Fähigkeiten erlernt, die denen seines tatsächlichen Sohnes nahekommen. Als Kenjiro nicht den Weg des Samurais geht, sich anstatt dessen einer Yakuzabande anschließt, erbt Drew das prunkvolle Schwert der Familie. Eifersüchtig und entzürnt schwört Kenjiro auf Rache. Jahre später stehen sie die beiden ungleichen Brüder in einem Duell auf Leben und Tod in einer türkischen Arena gegenüber...
Nachdem der Zuschauer den erzählenden Teil des Films überstanden hat, und wir uns endlich mit den Käfigkämpfen in der wilden Türkei zuwenden können, spielt der Film nun endlich seine Reize voll aus: Die Fights sehen aus wie comichaft-überzeichnete Szenen aus Spielhallenkonsolen, so genannten Beat-'em-ups, bei denen die kuriosesten Kämpfer gnadenlos aufeinander eindreschen. Hier wird der Film zu einem Kampfsportfilm, der sich kaum mehr auf Dialoge oder einer halbwegs spannenden Weiterführung der Geschichte und glaubhafter Entwicklung seiner Figuren versteht, sondern der nur noch die verschiedensten Fights so spektakulär wie möglich in Szene setzen möchte.
Der Zuschauer beobachtet dabei sämtliche Kämpfe, egal ob Story-relevante Figuren an den Duellen teilnehmen oder nicht. Zu dem Zeitpunkt haben Regisseur und Zuschauer längst das Interesse an der eigentlichen Krimigeschichte verloren - nun steht das sportliche Spektakel der Martial Arts im Vordergrund. Die Kämpfe selber spielen sich auf typischem B-Film-Niveau ab: Nicht immer perfekt choreographiert, dafür aber (zumindest in der Unrated-Fassung) knüppelharte Gore-Effekte, die in ihrer graphischen Konsequenz für Überraschung sorgen.
Wie eingangs erwähnt ist der Film ehrlich zu sich selbst. Der Film ist kurz genug, um ihn als Pausenfüller eben mal in den Videorekorder einzuwerfen, und die "Handlungsszenen" sind auf ein Minimum reduziert, so dass man gar nicht gezwungen ist, viel Zeit auf die eher uninteressanten und langweiligen Dramen rund um den Protagonisten zu verschwenden. So gut "American Samurai" als platter Kloppereifilm mit harten Effekten funktioniert, so schmerzlich wird einem bewusst, dass er doch "nur" ein kleiner, schmutziger B-Film ohne Aussage oder filmhistorische Relevanz ist, als ein türkischer Polizist David Bradley fragt, ob dieser den Film "Midnight Express" gesehen habe, um auf die Gefährlichkeit türkischer Gefängnisse anzuspielen. Jenseits von Actionfilmen wie dieser, gibt es halt doch Filme, die so viel mehr Qualität, Aussage und Relevanz besitzen, dass "American Samurai" nie mehr als ein belustigender Lückenfüller sein wird.
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