Eine Kritik von Moonshade (Bewertung des Films: 5 / 10) eingetragen am 12.10.2021, seitdem 203 Mal gelesen
Wenn ich beliebig irgendwo „Amicus“ reinrufe, kriege ich als Echo fast ausschließlich „Horror-Anthologien“ zurückgespielt.
Klar, die britische Firma war in den 60er und 70er Jahren einer der engsten Konkurrenten der Hammer Films und wenn sie auch manchmal als B-Besetzung behandelt werden, hatten die Amicus-Filme doch unbestreitbar ihre ganz eigene Klasse und meistens auch das nötige Budget, um zu überzeugen.
Aber neben den berühmten Episodenfilmen hat die Firma natürlich noch reichlich anderes herausgebraucht, wenn auch vieles aus dem Phantastikbereich stammte. Und wie auch bei Hammer war Mitte der 70er der Ofen langsam aus.
Einer der letzten echten Gruselstücke der Amicus war dann auch 1974 eine Kuriosität namens „The Beast must die“, die aufgrund eines parallel existierenden Chabrol-Werks vermutlich den etwas seltsamen deutschen Titel „Mondblut“ bekam und sich als interessanter Genremischmasch erwies.
Tatsächlich haben wir es nicht mit einem handelsüblichen Werwolffilm zu tun, sondern mit einer Cluedo-ähnlichen Monsterjagd, bei der man wie weilend bei Agatha Christie aus einem festen Verdächtigenstamm den Werwolf herauskombinieren soll.
Angeleiert hat das alles der Millionär Tom Newcliffe – ein tougher Selfmade-Typ, elegant, hart, bissig, kultiviert – und schwarz ist er auch noch. Endlich mal was Neues (aber eigentlich nicht überraschend, da der Film während der Blaxploitationwelle entstand, bei der man sich auch noch anbiederte)! Der lädt sich auf sein schickes, abgelegenes und totalüberwachtes Landanwesen ein Häufchen People ein, von denen einer besagter Vollmondtäter sein müsste, weswegen der Gastgeber die Mondphase auch gesondert ausgewählt hat.
Wie dem so sein muss, darf sich nun jeder der Gäste mit seiner Vorgeschichte ansatzweise verdächtig machen und einer darf sogar versuchen, per Auto zu flüchten, was den Machern die Gelegenheit gibt, die unspektakulärste 10-Minuten-Verfolgungsjagd aller Zeiten einzubauen (vulgo: man fährt sich hinterher), die auch das letzte Paar Füße noch einschlafen lässt. Ansonsten läuft das alles mit der Intensität einer gut abgehangenen "Schirm, Charme und Melone -Folge ab, nur abzüglich des Humors, da sich Calvin Lockhart, offenbar enorm besorgt wegen der raren Hauptrolle, wie ein enorm angepisster Bad-Motherfucker gebärden musste/wollte, was so rabiat ausfällt, dass ich die Langmut der übrigen Gäste bewundernswert finden – selten einen so eckigen Protagonisten gesehen.
Das Schönste an dieser sonst verschenkten Chance von Film sind drei Castings: einmal Peter Cushings wunderbar erfolgloser Versuch als Archäologe und Werwolf-Fan einen deutschen Akzent zu verbreiten, dann Charles Grays pure Anwesenheit (eigentlich in jedem Film) mit dem üblichen aristokratisch-sauertöpfisch-latent-schwulen Timbre und nicht zuletzt der deutsche Darsteller Anton Diffring (der nur in England Karriere machte), der hier den Überwachungsspezialisten gibt und mit seiner sachlichen Darbietung sogar Lockhart deutlich aussticht.
Bekannt wurde das Quizduell dann noch durch den kurz vor dem Showdown platzierten „Werewolf Break“, in der man wie in einer Gameshow 30 Sekunden Zeit hatte, um sich für „seinen“ Verdächtigen zu entscheiden, bis es dann endlich in die Vollen ging. Blut gibt es wenig, Verwandlungseffekte sind auf das Finale beschränkt und wer es dann am Ende war, hat auch wieder einen doppelten Boden. Aber das bissl Action entschädigt nicht für die viele Langeweile in der ersten Filmhälfte und manch unerklärliche Vorgehensweise. Immerhin, wer „10 Little Indians“ mochte, der wird auch hier fündig – nur empfinde ich den Mangel an Spannung, den das Setting durchaus geboten hätte, leider nicht förderlich.
Insgesamt ein mittelprächtiger Eindruck bei verschenktem Potential – aber es war eh der Grusel-Schwanengesang, denn danach kam nur noch "Caprona" aus den Tiefen der Produktionsfirma, ehe auch bei Amicus langsam die Lichter verlöschten. (5/10)
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