Eine Kritik von Lin Shao Yu (Bewertung des Films: 8 / 10) eingetragen am 21.05.2022, seitdem 110 Mal gelesen
Inhalt:
Japan, Mitte der 1850er Jahre, als das Shogunat des Samurai-Clans der Tokugawa, seit 1603 bestehend, immer mehr verfiel und seinem Ende entgegen ging.
Immer mehr Samurai werden zu Ronin, sind herrenlos und verarmen.
Auch Kiba Okaminosuke (Isao Natsuyagi) ist so ein Ronin, der durch das Land vagabundiert, in dem immer mehr Korruption, grausame Brutalität und Chaos herrschen.
Kiba wird von Beamten denen er begegnet, angeheuert, dabei zu helfen, 3 Gefangene zu ihrer Exekution nach Arakawa zu eskortieren.
Diese Gefangenen sind der Dieb Kihachi, die Mörderin Oren (Yuko Kusunoki), die einen Administrator tötete, und Magobei Kawazu (Ko Nishimura), ebenfalls ein Mörder. Dieser tötete einen Goldminenwächter.
So geht es denn auf einen überaus gefahrvollen Weg, immer wieder wird der Gefangenen-Transport (die 3 werden in Käfig-Körben eskortiert) von diversen Angreifern attackiert.
Darunter auch ein Dojo-Meister, der davon besessen ist, sich mit Kiba zu duellieren, ihn nur deshalb zu töten, um zu beweisen, dass der Schwert-Stil seiner Schule der Beste ist.
Die anderen Angreifer zählen zu der Bande von Jinroku, für den Magobei einst den Goldminenwächter tötete, damit dieser die Goldmine ausbeuten konnte.
Jinroku versprach dafür, Magobei aus der Gefangenschaft zu befreien. Leere Worte, denn nun will Jinroku, dass Magobei als unliebsamer Mitwisser beseitigt wird. Doch Kiba kann alle Attacken abwehren, er, der ein herausragender Schwertkämpfer ist.
Nachdem Kiba bei der Auslieferung der Gefangen geholfen hat, verhilft er Magobei zur Flucht, nachdem er dessen Schicksal erfuhr, und zudem Magobei sehr stark Kiba´s Vater ähnlich sieht. Kiba wurde als Kind Augenzeuge, wie sein Vater von einer Gruppe Ronin brutal getötet wurde.
Magobei und Oren entkommen, Kihachi wird indes getötet.
Magobei will sich nun an Jinroku und seiner Bande rächen.
Es kommt zu etlichen Kämpfen, Oren wird von der Bande gefangen gesetzt, und auch Kiba fällt in die Hände von Jinroku.
Kiba wird gefesselt und soll durch Auszehrung über einer Schlucht hängend, grausam zu Tode kommen.
Doch wird er von der verhaltensgestörten, offenbar schwer traumatisierten Oteru (Rumiko Fuji), die zum Dunstkreis der Bande zählt, aufgefunden.
Sie und letztlich vor allem Magobei, retten Kiba, der sich am Arm verletzt, zusammen mit Oteru in eine verlassene Hütte schleppen kann.
An der Goldmine kommt es zum dramatischen Show-Down zwischen Magobei und der Gang, zu welchem schließlich auch Kiba eintrifft.
Nunmehr überschlagen sich die Ereignisse, und ein überaus blutiges Schicksal nimmt seinen Lauf...!
Kritik:
"Samurai Wolf II", das ist natürlich das Sequel von "Samurai Wolf 1" (siehe mein Review auf dieser Website), im selben Jahr 1966 -nach anderen Angaben 1967- natürlich ebenfalls von Meister-Regisseur Hideo Gosha für die Studios von "Toei" in Szene gesetzt.
Wieder entstand ein spannender, visuell interessant komponierter (einmal mehr in Schwarzweiß, heutzutage als edles Material geltend), blutiger und knallharter Chanbara-Actioner, schnell (nur 71 Minuten Laufzeit), präzise inszeniert und sehr an einem Italowestern orientiert.
War es "Yojimbo - Der Leibwächter", 1961 von Akira Kurosawa in Szene gesetzt (siehe mein Review auf dieser Website), der zum Vorbild für Sergio Leone und die Italowestern wurde, so orientierte sich das japanische Chanbara-Kino Ende der 1960er Jahre umgekehrt am Italowestern. Und SO ist "Samurai Wolf II" -ebenso wie sein Vorgänger- denn auch wie ein Italowestern konzipiert:
Der schäbig-lumpige, und auch eigennützige Anti-Held, die grob-kalten Villains, eine erodierte Felslandschaft -die in der Tat sehr an die Tabernas-Halbwüste im Hinterland des andalusischen Almeria erinnert, wo die meisten Italowestern entstanden- mit verlassener Goldmine, der minimalistische Mundharmonika-Soundtrack, und vor allem die blutig-brutale Gewalt.
Das alles sind die Stilmittel mit denen Hideo Gosha seinen routinierten, straff inszenierten, eisenharten und spannenden Chanbara würzt.
Und dies in einer untergehenden Epoche, am Ende der Samurai-Herrschaft des Tokugawa-Shoguns, als Japan in Chaos und Korruption versank, Schmutz, Regen, Verzweiflung und verlorene Seelen die ums nackte Dasein und Überleben kämpfen.
Gosha zieht hier alle Register, konzentriert, stringent, ein hartes, blutiges Chanbara-Drama.
Gosha verlustiert sich geradezu darin: Die illustre Landschaft ala Italowestern, die alte, verlassene Goldmine steht wie in diesem für die Habsucht der Protagonisten, die löchrigen Papierwände der schäbigen Tatami-Zimmer und die anderen heruntergekommenen Örtlichkeiten für den Verfall der Ordnung in der Endphase der Edo-Ära und der Samurai-Herrschaft.
Inmitten dessen, der einsame, knallharte Kämpfer, der herrenlose, verarmte Samurai, wieder wie im ersten Teil von Isao Natsuyagi verkörpert. Wieder lumpig-schäbig im Aussehen, wieder grob im Benehmen, doch im Inneren die letzte Würde verteidigend, und für die gerechte Sache eintretend.
Natsuyagi überzeugt wieder, wie im ersten Teil, prägt und trägt er diesen Chanbara-Actioner.
Die Frauen, einmal mehr die traumatisiert-geschändeten, verlorenen Seelen. Rumiko Fuji brilliert fast als traumatisiert-verhaltensgestörtes Mädchen, Yuko Kusunoki in der Rolle der "Oren" steht ihr indes in nichts nach.
An der Seite, na ja nicht wirklich, auch er eher ein Einzelkämpfer hier, Ko Nishimura, der Rache-Engel, der sich verbittert-furios durch die Reihen seiner Feinde fightet. Auch seine Figur somit eine verlorene Seele, sie will nur noch töten, töten, töten.
Und die Villains, grobschlächtig, habgierig, hastig nach Auswegen suchend, wenn es brenzlig wird. Selbstredend fallen sie am Ende dem blutigen Kill-Count zum Opfer.
Das bringt mich abschließend zur Action. Wieder ein blutig-knallharter Chanbara-Schwertactioner, mit dem Katana wird hier ´gründlich´ getötet, zahlreiche Fights durchziehen diesen Streifen.
Wieder wirken die Kämpfe hastig, doch durchdacht choreographiert, die "Treffer" mit dem Schwert klar erkennbar, das Blut fließt in Strömen, und der von Habgier geprägte Hass und die Besessenheit der Protagonisten lässt die Fights noch brutaler wirken.
Hightlight, von der Action, der Dramatik und der Optik her, ist natürlich das überaus blutige Finale an der alten, verlassenen Goldmine... alles wie im Italowestern-Land und -Gewand.
"Samurai Wolf II", starkes, kernig-hartes und routiniert-konzentriert-intensives Chanbara-Kino ala Hideo Gosha, einem offenbar sehr kompetenten Regisseur in diesem Genre.
Gefiel mir noch einen Tick besser als "Samurai Wolf 1", der ja schon ziemlich gut war.
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