Eine Kritik von Tool (Bewertung des Films: 9 / 10) eingetragen am 08.11.2002, seitdem 751 Mal gelesen
Das ist er also, einer DER Horrorfilme überhaupt. Clive Barker schuf in den 80er Jahren eine Figur, die auch einige Jahre später noch Bestand haben und in mittlerweile 5 Sequels erscheinen sollte. Nämlich den Pinhead. Der erste Teil, „Hellraiser - Das Tor zur Hölle", setzte damals neue Maßstäbe und wurde vergöttert, da Ähnliches zuvor nicht dagewesen ist. Denn er ist irgendwie kein wirklicher Horrorfilm, nimmt er teilweise sogar Züge eines Dramas an.
Zur Story: Frank Cotten ersteht eines Tages auf einem Markt einen geheimnisvollen Würfel. Als er daheim mit ihm herumexperimentiert, geschieht etwas Unfassbares. Aus dem Würfel kommen Ketten mit Haken an ihren Enden, die sich in die Haut Franks bohren. Dieser wird in Tausende von Stücken zerrissen.
In der nächsten Einstellung sieht man, wie Franks Bruder, Larry, und seine zweite Frau Julia in ein neues Haus einziehen, in das sie früher schon mal gelebt haben. Während Larry und ein paar Helfer das Haus einrichten, erinnert sich an die Affäre, die sie einmal mit Frank hatte. Als sich Larry dann an einem Nagel verletzt und viel Blut verliert, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Durch dessen Blut nämlich regeneriert sich der eigentlich tote Frank immer mehr. Er verlangt von Julia, ihm weitere Opfer zu bringen, denn umso mehr Blut er bekommt, desto schneller ist seine Regeneration. Also wartet Julia immer auf die Abwesenheit ihres Mannes und „besorgt" das nötige Blut, indem sie täglich in die Stadt fährt und neue Männer aufgabelt, mit nach Hause nimmt, wo sie dann von Frank grausam getötet werden. Als bald Kirstie, Larrys Tochter, die bei ihrem Freund zusammen wohnt, zufällig davon Wind bekommt, spitzt sich die Lage zu...
Wie gesagt, es gibt nicht das typische Gut-Böse-Schema, bei dem der oder die Gute eben der Held oder die Heldin ist, sondern es gibt mehrere Ebenen. Erstens wäre da Julia, die aufgrund ihrer frühren Zuneigung zu Frank, die auch jetzt noch teilweise Bestand hat, ihm das nötige Blut beschafft. Das eigentlich Böse, Frank, wird aber gegen Ende selbst Opfer, indem er von den sogenannten Zenobiten auf brutalste Weise getötet wird, weil Julia im Krankenhaus durch den Würfel das Tor zur Hölle aufgestoßen hat. Der Showdown findet also schon ohne Frank statt, sondern der „Endkampf" ist nur mit den Zenobiten. Ein Punkt, der „Hellraiser" so dramatisch macht, ist der, dass Frank ja nur das Blut will, dass er nicht weiter der entstellte, hässliche Mann sein muss, der den ganzen Tag im Boden des Hauses lebt, weil er sich mit seinem jetzigen Gesicht schwer oder gar nicht in die Gesellschaft integrieren kann. Erwartet jetzt sicher keinen Film mit enormen Tiefgang, SO dramatisch ist das Ganze auch wieder nicht. „Hellraiser" ist einfach nur intelligenter und hat mehr Sinn als die meisten anderen Werke des Genres.
Die Atmosphäre ist einmalig und vor allem einmalig düster. Selten habe ich eine so kühle, bedrohliche und finstere Atmosphäre eines Films miterlebt als die hier. Das Haus ist so richtig heruntergekommen, erinnert ein wenig an das aus „Fight Club". Dialoge finden sehr wenige statt, und wenn, dann wird auch nicht viel gesprochen. Man merkt, dass die Ehe zwischen Larry und Julia nicht mehr funktioniert und langsam aber sicher zugrunde geht, ohne dass sich die beiden jemals irgendwie streiten. Und durch die Tatsache, dass „Hellraiser" alles andere als dialoglastig ist, wird der Film hauptsächlich von den gezeigten Bildern getragen. Jene befassen sich hauptsächlich mit dem Haus und bei Bedarf mit den Opfern, Leichen, Pinhead und den Zenobiten. Somit wird alles ziemlich beängstigend und bedrückend, irgendwas Positives kann der Zuschauer da nicht bemerken. So sind eben die guten alten Horrorklassiker, anders als der Mainstream-Schund, der größtenteils die Zeit vieler Kino- und Videothekenvergänger vergeudet. Und das Geld. „Hellraiser" erinnert an „Sieben" z.B., was die Atmosphäre angeht. Alles nur negativ und bedrückend, positive Emotionen wie Freude oder Ähnliches. In Verbindung mit der Atmosphäre wäre da natürlich noch die Spannung zu erwähnen, die auch stets vorhanden ist, auch bei Szenen, die nicht unbedingt spannend sein müssten. Man hat eben andauernd ein bedrohliches Gefühl in der Magengegend.
Die Zenobiten jedoch sehen teilweise sehr lächerlich aus. Ich erinnere da nur an diesen einen, der schon irgendwie an „Bad Taste" erinnert. Ein fetter Zenobit mit einer Sonnenbrille ist nicht unbedingt das, was der Zuschauer sehen möchte, wenn er sich einen wirklich spannenden, atmosphärisch dichten Horrorklassiker ansieht. Aber naja. Die Spezial-Effekte sind genial, als Frank das erste mal als Entstellter auftaucht und er sich langsam so verwandelt, ist schon grandios gemacht. Ebenso die Szenen, in denen Frank auseinandergerissen wurde. Da wurde ebenfalls phänomenale Arbeit verrichtet.
Nicht nur aufgrund seines Namens ist „Hellraiser" Pflichtprogramm für jeden Filmfan. Nicht nur für die, die auf Horror und harte Filme stehen, sondern auch ganz allgemein. Er wird seinem Bekanntheitsgrad gerecht, er ist wirklich so gut wie viele sagen, denn er hat fast kein Manko. Wer einen richtigen Horrorfilm sehen will, in dem Atmosphäre und Spannung groß geschrieben werden, sollte sich „Hellraiser" ansehen. Aber wie gesagt, der Film muss man eigentlich gesehen haben, also jeder, der die Möglichkeit hat, die völlige Uncut-Version oder die deutsche DVD-Version zu sehen, sollte dies tun. Es lohnt sich! 9/10 Punkte
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