Eine Kritik von --- (Bewertung des Films: 9 / 10)eingetragen am 19.03.2007, seitdem 1780 Mal gelesen "Es kommt einem teuer zu stehen, verrückt zu sein." Das ist wohl der Schlüsselsatz dieses Films, den ich eher zufällig nach Jahren wieder zu sehen bekommen habe und der mir gar nicht so grandios in Erinnerung geblieben war, wie er ist. Sicher hilft es, daß ich inzwischen "Die Dämonen" von Dostojewskij gelesen habe, deren Szenen den ganzen Film hindurch von einem Filmteam aufgenommen werden. Wenn man auch sicher nicht die Szenen in ihrem Kontext erkennen muß, so hilft doch ein Grundverständnis der von Dostojewskij genial beschriebenen verrückten Verschwörer, geleitet von einem genialen - oder sich genial dünkenden - Manipulator. Die junge Schauspielerin (?), die von  Valérie Kaprisky verkörpert wird, schlägt sich als Aktdarstellerin für einen Photographen durch, der sie sich nackt zur Musik bewegen läßt. Diese Szenen haben den Film wohl berühmt gemacht, sie sind auch wirklich eindringlich, aber doch nur ein Nebenaspekt des ganzen. Denn sie gerät in eine Filmproduktion mit einem Regisseur und zugleich Hauptdarsteller, der sich als ebensolcher Manipulator entpuppt, wie es die Hauptfigur der "Dämonen" ist. Es geht aber nicht nur um menschliche Abgründe von Liebe, Leidenschaft und Wahnsinn, Erfolg und Macht, sondern auch um einen tschechischen Dissidenten, der von der Staatsmacht erpresst wird und einen Ostblockpriester ermordet, der in Frankreich zu Besuch ist. (Die Szenen sind völlig an das Attentat auf Papst Johannes Paul II. angelehnt, das ein Jahr vor diesem Film stattgefunden hat!) Die junge Schauspielerin ist zwischen den beiden Männern hin- und hergerissen, versucht im Privaten wie im Film der von ihr geforderten Rolle gerecht zu werden und erlebt dabei eine Wandlung, die sie selbst zu einer Täterin - Manipulatorin - werden läßt - und zu einem neuen Kinostar. Genau das selbe sollte mit  Valérie Kaprisky durch diesen Film geschehen, wenn auch die Karriere lange nicht so erfolgreich verlaufen ist, wie sie nach diesem Durchbruch zu erwarten gewesen wäre. Neben den Darstellern überzeugen auch die Kameraeinstellungen und die Szenenmontage. Der Film verlangt einiges an Konzentration, Verstörungen und Frustrationen des Zusehers sind gewollt, schließlich soll er genauso manipuliert werden wie die Figuren Dostojewskis bzw. die Schauspieler, die Dostojewskis Figuren spielen, er soll aber auch erkennen daß er manipuliert wird, usw. Es ist also alles ziemlich verschachtelt und dennoch durch die Expressivität der Darstellung unterhaltsam. Nur das kollektive Verbeugen der Mitwirkenden auf offener Straße in der Schlußeinstellung habe ich doch ein wenig blöd gefunden. Wer sich von der weitgehend untergegangene Gattung des europäischen Autorenfilms ein Bild machen will, ist mit diesem reflektierten Film gut beraten, ebenso wer eine großartige junge Schauspielerin erleben will.
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