Eine Kritik von niklas90 (Bewertung des Films: 9 / 10) eingetragen am 06.04.2008, seitdem 870 Mal gelesen
Sean Penn spielt einen verurteilten Kinderschänder, der in seiner Zelle auf seine Hinrichtung wartet. Eine Nonne, gespielt von Susan Sarandon, leistet ihm Beistand, stößt bei den Opfern Penns damit aber nur auf Verachtung und bei Penn selbst lediglich auf taube Ohren. Nur ihr Glaube gibt ihr die Kraft, den Kinderschänder zur Reue zu bewegen.
Das Ehepaar Tim Robbins, Susan Sarandon ist bekanntlich politisch überaus engagiert und präsentiert hier mit dem gemeinsamen Freund und Kollegen Sean Penn ihr persönliches Plädoyer gegen die Todesstrafe mit dem Titel "Dead Man Walking" (So wird der Verurteilte genannt, wenn er seinen letzten Gang antritt). Und die Story, die Robbins übrigens auch verfasste, beweist bereits, dass sie es ernst meinen. Statt dem Aufzeigen möglichst grausamer Hinrichtungen, präsentiert Robbins lieber die Geschichte eines Gefangenen, der, obwohl er seine Taten bereut, schließlich getötet wird. Die Charakterkonstruktion der beiden Hauptfiguren ist dabei überaus vielschichtig. Darüber hinaus lässt er auch die Befürworter der Todesstrafe zu Wort kommen, ohne deren Meinungen als falsch oder minderwertig darzustellen. Robbins beschäftigt sich aber auch mit dem eigentlichen Akt der Hinrichtung und mit dem Verfahren der Verurteilung, indem er Sarandon den Fall parallel zu ihren Gesprächen mit Penn wieder aufrollen lässt und auch einen Anwalt des Öfteren zu Wort kommen lässt. Im Gegensatz zu den meisten politisch orientierten Dramen, lässt Robbins in diesem Film auch die Religion zu Wort kommen und beschäftigt sich mit ethischen Werten und liefert damit so ziemlich alle Ansichten zur der Materie, die man sich wünschen kann. Alles in allem eine hervorragende und vielschichtige Story, mit der es Robbins wohl gelingen dürfte, einigen amerikanischen Zuschauern ihre geliebten Hinrichtungen madig zu machen.
Tim Robbins, der auch als Regisseur in Erscheinung tritt, setzt den Film überaus sparsam in Szene und vollendet damit dennoch das Meisterwerk. Die Filmmusik tritt meist in den Hintergrund, ist aber, wie bei Dramen üblich, die ganze Zeit über ruhig und getragen. Die Kulisse des Todestrakts ist überaus beunruhigend und verstörend, womit der Film auch hier seine Wirkung nicht verfehlt. Die Atmosphäre ist die ganze Zeit über sehr emotional und dramatisch. Gerade weil die Story so gut ist und weil die Umsetzung so stilsicher, wenn auch sparsam ist, kann der Film von Anfang bis Ende bestens unterhalten und ist damit auf jeden Fall empfehlenswert. Tim Robbins leistet also nach seinem Regiedebüt mit "Rob Roberts", das ebenfalls politisch orientiert war, gute Arbeit und beweist, dass er nicht nur als Darsteller zu den Besten in Hollywood gehört und rechtfertigt seine Oscar-Nominierung als bester Regisseur.
Die etwas spärliche Umsetzung verlangt natürlich, dass die Darsteller dieses Vakuum schließen, und das machen sie hervorragend. Susan Sarandon, die für ihre Darstellung mit dem Oscar ausgezeichnet wurde, beweist ebenfalls, dass sie es mit der Botschaft des Films ernst meint. Sie spielt die besorgte Nonne hervorragend und liefert echte Emotionen. Dies ist eine der besten schauspielerischen Leistungen, die ich jemals erleben durfte und nach ihren ebenfalls hervorragenden Leistungen in "Thelma & Louise", "Lorenzos Öl" und "Der Klient", kann man sie als eine der besten Darstellerinnen der 90er bezeichnen. Oscar-Preisträger Sean Penn leistet ebenfalls hervorragende Arbeit und zeigt in seiner Rolle als Mörder und Vergewaltiger erneut, wie er an sein Bad-Boy-Image gekommen ist. Durch den Kraftakt der beiden überragenden Hauptdarsteller erreicht "Dead Man Walking" endgültig den Status Meisterwerk.
Fazit:
Mit überragenden Darstellern und einer stilsicheren Umsetzung präsentiert Tim Robbins sein Plädoyer gegen die Todesstrafe. Er lässt auch die Befürworter der Todesstrafe zu Wort kommen und betrachtet das Thema aus allen wichtigen Blickwinkeln, ohne sich irgendwelcher Klischees zu bedienen und leistet auch bei der Charakterkonstruktion perfekte Arbeit. "Dead Man Walking" ist damit eines der vielschichtigsten, verstörendsten, vollendetsten und besten Werke der letzten Jahre und damit auf jeden Fall empfehlenswert.
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