Eine Kritik von McClane (Bewertung des Films: 6 / 10) eingetragen am 27.12.2006, seitdem 750 Mal gelesen
Als eine Art verspätetes Quasi-Sequel zu „Haie der Großstadt“, welches aber nur die Geschichte der Hauptfigur Jahre später weiterführt, drehte Martin Scorcese „Die Farbe des Geldes“.
Bei dieser Hauptfigur handelt es sich um Fast Eddie Felson (Paul Newman), einen ehemaligen Billardprofi, der jedoch nicht mehr spielt. Stattdessen hat er ein recht lukratives Geschäft – als er auf einmal den jungen Vincent Lauria (Tom Cruise) spielen sieht. Dabei zeigt „Die Farbe des Geldes“, dass sich Eddie in Vincent selbst wiedererkennt und sich daher erstmal gönnerhaft ihm gegenüber verhält – jedoch nicht ohne Eigennutz wie man bereits ahnen kann, denn Eddie ist schon recht schlitzohrig.
Denn Eddie plant mit Vincent reich zu werden. Mit Hilfe von Vincents Freundin Carmen (Mary Elizabeth Mastrantonio) überredet er diesen mit ihm auf Tour zu gehen, um nach sechs Wochen Rumtouren an einem großen Turnier teilzunehmen…
Das Ganze geht dann in Richtung Turnier, wobei Eddie Vincent (und damit auch den Zuschauer) in die recht faszinierende Welt des Billard einführt: Wie man sein Talent richtig ausspielt, das Gewinnen nicht immer das Richtige ist, wie man mehr über seine Gegner herausfindet usw. Denn Eddies ist Philosophie ist es, dass Billard nicht nur auf dem Tisch gespielt wird, sondern das Drumherum entscheidend ist. Denn es geht ihm nicht nur um gewonnene Spiele, sondern auch mit Wetten und Siegen gewonnenes Geld, womit Vincent sich noch etwas schwertut.
Inszenatorisch beweist sich Scorcese mal wieder als Meister seines Faches, gerade die Billardspiele sind brillant inszeniert. Mit Nahaufnahmen der Kugeln, Schwenks über den Tisch und ähnlichen Tricks versetzt „Die Farbe des Geldes“ den Zuschauer stets mitten ins Geschehen. Auch sonst besitzt „Die Farbe des Geldes“ rein von der Inszenierung her genug Drive, um recht unterhaltsam daherzukommen.
Das hat der Film auch bitter nötig, denn im Endeffekt erweist sich „Die Farbe des Geldes“ leider als recht belanglos. Vincent zickt rum und verhält sich oft wider besseres Wissen falsch, Eddie versucht ihm immer etwas beizubringen und entdeckt dabei seine Liebe zum Spiel – und das war es bei fast zwei Stunden Laufzeit auch schon. Scheint es am Ende auf eine Art Finale hinauszulaufen, so endet die Chose dann mit etwas Schulterklopfen, während die Hauptfiguren in die Zukunft blicken, aber einen echten Abschluss gibt es nicht, zumal alle Konflikte des Films recht marginal sind.
Keinen Grund zum Meckern lässt dagegen Paul Newmans Schauspiel, der das alte Zocker-Ass mit viel Elan verkörpert. Auch Tom Cruise ist für seine frühen Jahre recht ordentliche, aber das wirklich gute Schauspiel sollte sich erst später einstellen. Mary Elizabeth Mastrantonio bleibt trotz viel Screentime eher unauffällig und kann nicht so wie bei anderen Performances punkten, während in Nebenrollen John Turturro und Forrest Whitaker positiv auffallen. Einen Gastauftritt hat Iggy Pop.
Wirklich langweilig ist „Die Farbe des Geldes“ sicher nicht und dazu noch gut gespielt, aber von der Story her einfach zu belanglos. Immerhin belanglos auf Scorcese-Niveau, aber für einen wirklich spannenden Film fehlen hier echte Konflikte, so interessant das Reich der Profizocker auch sein mag.
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