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Thomas Crown ist nicht zu fassen (1968)

Eine Kritik von vodkamartini (Bewertung des Films: 6 / 10)
eingetragen am 06.04.2007, seitdem 1843 Mal gelesen



“Mehr Schein als Sein”


Wenn man an klassische Caper-Movies denkt, fallen einem sofort drei Beispiele ein: Rififi (1955), Topkapi (1963) sowie Thomas Crown ist nicht zu fassen (1968). Die Filme gelten unbestritten als Klassiker und sind somit unantastbar. Remakes werden argwöhnisch beäugt und fallen meist durch. An das Original reicht sowieso nichts heran.
Ein gutes Beispiel ist Norman Jewisons Thomas Crown ist nicht zu fassen (1968). Der Film gilt als zeitloser Prototyp des Caper-Movie. John McTiernans Neuinterpretation aus dem Jahre 1999 (Die Thomas Crown Affäre) mit Pierce Brosnan in der Titelrolle musste sich dann auch dem Vergleich mit dem berühmten Original stellen, den das Remake selbstredend verlor. Bei solchen Kräftemessen hat die Neuauflage meist schlechte Karten. Der Ruf des Originals ist übermächtig, Klassiker müssen einfach Spitzenfilme sein. Dagegen ist kein Kraut gewachsen.

Aber zunächst zum Plot:
Der erfolgreiche aber gelangweilte Millionär Thomas Crown (Steve McQueen) plant den perfekten Bankraub. Fünf Männer werden von Crown - der sich nicht zu erkennen gibt - unabhängig voneinander instruiert. Sie begegnen sich lediglich am Tag des Überfalls, um dann wieder in verschiedene Richtungen zu verschwinden. Crown beobachtet den Bruch aus der Ferne, die erbeuteten Millionen holt er später am vereinbarten Versteck ab. Die Polizei tappt völlig im Dunkeln. Erst als die freischaffende Versicherungsagentin Vicki Anderson auf den Plan tritt und den Kreis möglicher Verdächtiger geschickt eingrenzt, gerät Crown ins Visier der Fahnder. In der Folgezeit versucht sie mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln den aalglatten Crown in die Falle zu locken. Bis zum überraschenden Finale entwickelt sich ein fintenreiches Katz-und-Maus-Spiel.

Die Story ist raffiniert erdacht, hat Witz und Esprit und wartet mit einigen überraschenden Wendungen auf. Der Film selbst strahlt Klasse und Eleganz aus und hat mit Steve McQueen einen Superstar seiner Zeit als Hauptdarsteller. Auf der technischen Seite glänzt der Film durch den Einsatz der damals als revolutionär geltenden Split-Screen-Technik. Die Filmmusik erhielt eine Oscarnominierung, der Titelsong von Michel Legrand (Windmills of your Mind) gewann den Academy Award in der Kategorie „Best Song“. Wer nun aufgrund der aufgelisteten Superlative ein filmisches Meisterwerk erwartet, wird allerdings enttäuscht.

Sieht man den Film befreit vom Ballast des Klassikers und allen damit einhergehenden Assoziationen, so bleibt ein zwar unterhaltsamer, aber durchaus mit einigen Schwachstellen behafteter Heist-Thiller übrig. So ist der von Crown ausgeklügelte Bankraub zwar ein veritables Highlight, allerdings findet dieser temporeiche Auftakt keineswegs seine Fortsetzung im weiteren Verlauf des Films. Dieser plätschert erstaunlich spannungs- und überraschungsarm dahin. Lediglich das mit erotischen Anspielungen gespickte Schachspiel der Kontrahenten Crown und Anderson ist dem fulminanten Beginn in punkto Tempo, Spannung, Schnitttechnik und Raffinesse ebenbürtig.
Zwei (zugegebenermaßen) herausragende Sequenzen sind m.E. allerdings entschieden zu wenig, um einen Film als weit überdurchschnittlich einzustufen oder gar mit dem Prädikat Klassiker zu adeln. Aus heutiger Sicht wirkt Thomas Crown ist nicht zu fassen reichlich angestaubt und keineswegs zeitlos. Ironischerweise liest man dieselben Vorwürfe häufig im Zusammenhang mit McTiernans Neuauflage Die Thomas Crown Affäre. Aus meiner Sicht eine klare Fehleinschätzung. Das unterschätzte Remake mit Pierce Brosnan hat vielmehr hinsichtlich Tempo, Charme und Twists erheblich mehr zu bieten und ist der eindeutig bessere Film.

Auch mit der viel zitierten Chemie zwischen den Hauptdarstellern ist es nicht weit her. Obwohl durchgängig sexy gekleidet und mit gepfefferten Dialogwitz ausgestattet, wirkt Faye Dunaway irgendwie öde und bleibt seltsam blass. Der Funke zu Steve McQueen will einfach nicht überspringen.
Obwohl letzterer sich mächtig ins Zeug legt. McQueen gibt als gelangweilter aber gewitzter und ungeheuer charmanter Millionär eine der besten Vorstellungen seiner nicht gerade höhepunktarmen Karriere. Eigentlich abboniert auf wortkarge Einzelgänger, offenbart er in der Rolle des Thomas Crown ungeahntes komödiantisches Talent und glänzt durch eine enorme Spielfreude.
Neben der eleganten Ausstattung und der wegweisenden Split-Screen-Technik ist dann auch McQueens Leistung der große Pluspunkt des Films und lässt ihn letztlich doch etwas aus dem Thriller-Einerlei der 1960er Jahre hervortreten. Zusammen mit Humphrey Bogart und dem Clint Eastwood der 60er und 70er Jahre gehört McQueen zweifellos zu den coolsten Leinwandstars, die das Kino je hervorgebracht hat.
Diese enorme Leinwandpräsenz, gepaart mit natürlicher Lässigkeit sowie häufig auch einer ironischen Distanz zum Geschehen ist nicht erlernbar und daher auch selten anzutreffen. Folgerichtig ist diese unaufgesetzte, „natürliche“ Coolness zwar oft kopiert, aber nie erreicht worden. Schlechtere Mimen wie Stallone oder Schwarzenegger wirken dabei schnell unfreiwillig komisch, Charakterdarsteller wie De Niro oder Pacino oft zu verbissen und damit ebenfalls nicht authentisch. Von den aktuellen Leinwandgrößen spielt m.E. lediglich Bruce Willis in einer „Coolness-Liga“ mit Bogart, Eastwood und McQueen.
Die Rolle des Thomas Crown beweist eindrucksvoll McQueens Ausnahmestellung vor dem oben beschriebenen Hintergrund und bestätigt seinen Ruf als „King of Cool“. So ist Thomas Crown ist nicht zu fassen auch weniger ein Heist-Klassiker, als vielmehr ein Steve McQueen-Klassiker. Deshalb noch gute 6 Punkte.


Fazit:
Thomas Crown ist nicht zu fassen ist ein durchschnittlicher Vertreter des Caper-Movie, der zu Unrecht das Prädikat Klassiker trägt. Dem Film mangelt es in erster Linie an Tempo. Zudem - da keineswegs der raffinierte Coup, sondern vielmehr ein erotischen Katz-und-Maus-Spiel zwischen Gauner und Versicherungsagentin im Mittelpunkt steht - fällt die fehlende Chemie zwischen den Protagonisten besonders negativ auf.
Auf der Habenseite stehen die für die damalige Zeit revolutionäre Split-Screen-Technik, ein fulminanter Bankraub zu Beginn des Films sowie eine beeindruckende Vorstellung des Hauptdarstellers Steve McQueen. Die Leinwandikone der 60er und 70er Jahre zieht alle Register und ist in der Titelrolle die Personifikation von Stil, Eleganz, Charme und vor allem Coolness. Wer einen Steve McQueen ist Höchstform erleben will, ist hier also genau richtig. Wer allerdings einen zeitlosen, temporeichen und raffinierten Heist-Thriller erwartet, sollte lieber zu John McTiernans Remake von 1999 greifen. Entgegen der gängigen Theorie und vorherrschenden Ansicht ist die Neuauflage m.E. der weitaus bessere Film.

(6,5/ 10 Punkten)


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