Eine Kritik von Stefan M (Bewertung des Films: 4 / 10) eingetragen am 13.10.2020, seitdem 227 Mal gelesen
Alles hat ein Ende. „Zum Glück“ möchte man noch anfügen, wenn man an den siebten und letzten Teil der Lümmel-Reihe denkt, der in gewisser Hinsicht zugleich ein passender Abschluss ist. In „Betragen ungenügend!“ geht es nämlich um das Ende einer Ära: Direktor Taft soll pensioniert werden, wenn auch nicht aus freien Stücken. Da er mittlerweile erkannt hat, dass Nachsicht gegenüber den Schülern manchmal besser ist, als sie zu bestrafen, zieht er das Unverständnis der Oberstudienräte Knörz und Blaumeier auf sich und erhält vom Kultusministerium, das das offenbar ganz ähnlich sieht, einen Blauen Brief. Natürlich kommt Pepe dahinter und erhält von Taft persönlich den Segen, allerlei Streiche auszuhecken, um die potenziellen Nachfolger – eben Knörz und Blaumeier – als unfähig darzustellen, denn der Direktor mag nicht immer auf einer Wellenlänge mit den Lausbuben geschwommen haben, tief im Inneren ist er doch einer von den Guten.
Wie nah er den Schülern eigentlich steht, zeigt sich dann auch in einer ausgedehnten Rückblende. Wie sich herausstellt, hatte der junge Taft (Ilja Richter!) es während der Schulzeit selbst faustdick hinter den Ohren und seinen Paukern ebenfalls den einen oder anderen Streich gespielt. Wie schon in „Wir hau’n die Pauker in die Pfanne“ steht also der Direktor selbst im Mittelpunkt, und die Streiche sind die üblichen Beigaben, darunter eine aufblasbare Gummipuppe, ein Drehstuhl, ein Namentausch sowie das unvermeidliche Schwarzpulver und ein paar Nebelkerzen, die einen Brand simulieren. Als Höhepunkt wird während einer Schulinspektion Vieh durch die Schule gejagt, was sinnbildlich für die Bezeichnung der Schüler als Tiere und Schweine stehen soll, als die Knörz die gesammelte Schülerschaft zuvor diffamiert hatte. Und zum Schluss singen alle „Wir wollen unser’n alten netten Direx wiederhaben“ auf die Melodie des Fehrbelliner Reitermarsches.
Für den letzten Teil hat Regisseur Franz Josef Gottlieb (zuvor waren Werner Jacobs für die Teile 1, 2, 4 und 6 und Harald Reinl für die Teile 3 und 5 verantwortlich) noch einmal einen Großteil des Casts aus dem Vorgänger „Morgen fällt die Schule aus“ gewinnen können, nämlich Hansi Kraus, Theo Lingen, Rudolf Schündler, Balduin Baas und Hans Terofal. Dafür fehlt Frau Knörz, geborene Pollhagen diesmal ganz, und auch Heintje war wieder weg. Dafür kehren Tafts Tochter Helena und ihr Mittlerweile-Gatte Dr. Kersten aus Teil 1 in die Story zurück, allerdings nicht in Gestalt von Gila von Weitershausen und Günther Schramm, sondern von Evelyn Opela und Ernst Stankovski. Evelyn Opela hatte auch in Teil 6 mitgespielt – allerdings als Fräulein Dr. Lang. Nicht mit dabei sind diesmal Papa Nietnagel, und auch Uschi Glas als Pepes Schwester kommt nicht nochmals zum Einsatz.
Für Fans der Reihe gibt es in „Betragen ungenügend!“ noch einmal das volle Programm an uralten Zoten und – dank der Abwesenheit von Heintje und Peter Alexander – nur gelegentlichen Musikeinlagen („Ja, mir san mit’m Radl da“ während einer Fahrradtour und besagtes „Wir wollen unser’n alten netten Direx wiederhaben“), das schon in den sechs vorangegangenen Teilen teilweise in Maßkrügen ausgeschenkt wurde, auch wenn bereits ab Teil 5 längst nicht mehr die Massen ins Kino liefen, die man bis einschließlich „Hurra, die Schule brennt“ gewohnt war. Das liegt nicht einmal daran, dass die deutsche Klamotte 1972 bereits out war – im Gegenteil: es sollten noch viele Jahre im Rückblick unfassbarer komödiantischer Verbrechen auf den deutschen Kinogänger zukommen –, aber vermutlich dämmerte es mittlerweile auch den Letzten im Publikum, dass Drehbuchautor Seitz ihnen im Prinzip sieben Mal denselben Film nur mit leichten Variationen vorgesetzt hat.
Ich gebe offen zu, dass ich mich von einer gewissen Sympathie für die Lümmel-Reihe nicht freisprechen kann. Noch heute bleibe ich hängen, wenn ich tagsüber durch das Programm zappe und eines der Dritten Programme diesen ausgelatschten Schuh von einer Filmreihe ausstrahlt, mittlerweile allerdings – und auch das muss ich zugeben – fast nur noch aus ungläubigem Staunen ob der Qualität der Gags. Und dann stelle ich mir die Frage, ob gerade diejenigen Darsteller, die in der Reihe mehrfach aufgetreten sind, denn wohl Spaß an ihren Rollen hatten oder hier halt nur mitgemacht haben, weil es Geld bringt. 4/10.
Unser News-Bereich wurde überarbeitet und wird in Kürze weiter ausgebaut werden, damit Sie stets aktuell über alle Neuigkeiten rund um die Welt des Films informiert sind.