Eine Kritik von Cineast18 (Bewertung des Films: 5 / 10) eingetragen am 14.05.2022, seitdem 52 Mal gelesen
Unter Trash-Fans genießt Ed Wood, der offiziell schlechteste Regisseur aller Zeiten, bis heute Kultstatus. Und nicht nur sein berühmtestes Werk, „Plan 9 from Outer Space", hat zu diesem eher skurrilen Ruhm beigetragen, sondern auch dieses frühere Machwerk: „Bride of the Monster", im Deutschen auch gern als „Die Rache des Würgers" tituliert, ist ein typischer 50er-Jahre-US-Mad-Scientist-Grusler - nur viel schlechter als die meisten anderen.
Dabei hat der Streifen durchaus einen berühmten Namen zu bieten: Niemand Geringeres als Bela Lugosi kämpft sich als zentraler verrückter Wissenschaftler durch den Film. Mit seiner ausdrucksstarken Mimik, seinem charismatischen Auftreten und seinem sympathischen Akzent setzt er ganz klar das Zentrum der Handlung. Seine Szenen gehören zu den schönsten und interessantesten, und zum Glück hat er davon so einige. Wenn er mit teuflisch-fasziniertem Blick seinem „Monster" zusieht (einem Oktopus, dessen Dokumentaraufnahmen sehr schlecht einkopiert sind) oder seine finsteren Pläne erläutert, spürt man immer noch die intensive Aura, die ihn Anfang der 30er zum Horror-Star werden ließ. Seine Rolle ist ganz klar die Hauptattraktion des Films.
Böse Zungen könnten auch behaupten: die einzige. Denn was Wood hier einmal mehr an filmischem Unkönnen zelebriert, sucht schon seinesgleichen. Miese Darsteller, die ihre platten Dialoge hölzern vor sich hin rezitieren; Klischeefiguren, die ohne jegliche Charakterisierung ihre zugewiesenen Parts abspulen (die freche Journalistin, die gerettet werden muss, der toughe Cop, der sich zu dieser Mission berufen fühlt, eher dümmliche Nebenfiguren, die dem „Monster" zum Opfer fallen); dazu eine sinnlose Story, die zu keinem Zeitpunkt über mehr als Grundideen hinaus kommt - ein verlassenes Haus in den Sümpfen, in dem der Wissenschaftler seltsame Experimente durchführt (deren Funktionsweise nie richtig erklärt wird; ein typisches pseudowissenschaftliches Element der Trashfilme jener Zeit). Und als Höhepunkt des Irrsinns zwei wirklich absurde „Monster": zum einen Tor Johnson als stummer Diener und Handlanger des Wissenschaftlers, dessen Rolle sich auf nicht sehr gruseliges Entstellungs-Make-up und dumpfes Rumgrollen beschränkt, zum anderen ein Plastik-Riesenoktopus, der sich nie selbst bewegt, sondern dessen Opfer sich schreiend auf ihm herumwälzen und selbst die glibberigen Tentakel bewegen müssen. Diese Dimension von Billigkeit ist wirklich selten erreicht worden.
Im Grunde als die üblichen Zutaten, mit denen Ed Wood seine billig heruntergekurbelten Machwerke zu Meilensteinen des Trashfilms hat werden lassen. Und doch kann man an diesem Streifen durchaus seinen Spaß haben. Ebenso wie bei „Plan 9 from Outer Space" merkt man ihm einfach die Liebe zum Filmemachen an. Skurril-sympathische Figuren wie der trottelige und „Yes, Sir" abspulende Polizist Kelton und eben die Fallhöhe zwischen der billig-dilettantischen Inszenierung und einem immer noch so starken Darsteller wie Bela Lugosi machen „Bride of the Monster" zu einem unfreiwillig witzigen, aber dadurch eben doch unterhaltsamen Gruselstreifen, der zu keinem Zeitpunkt gruselt, aber immer wieder schmunzeln lässt. Ob schlecht einkopierte Dokumentaraufnahmen von Oktopussen, Gewittern und Alligatoren oder so lächerliche Dialoge und schwachsinnige Handlungsweisen der Figuren, dass es schon wieder lustig ist - hier zeigt sich, warum auch miese Trash-Filme richtig Spaß machen können.
Mit „Bride of the Monster" hat Ed Wood bereits gezeigt, was er (nicht) kann, aber auch, wie viel Liebe er dabei in sein Schaffen steckt. Für Freunde des absurd-idiotischen Films ist das also nicht zu Unrecht eine echte Perle des Genres. Und wer mehr über die chaotischen Produktionsbedingungen erfahren will, sollte sich Tim Burtons herrliche Hommage „Ed Wood" ansehen.
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