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Ambulance - Rette sich, wer kann! (2005)

Eine Kritik von McClane (Bewertung des Films: 5 / 10)
eingetragen am 23.03.2022, seitdem 189 Mal gelesen



Obwohl „Ambulance“ von den Lars Andreas Pedersen und Laurits Munch-Petersen eine eher niedrig budgetierte Angelegenheit ist, hat seine reduzierte Prämisse regelrechtes High-Concept-Potential – vielleicht auch der Grund dafür, dass der Stoff rund 17 Jahre später nochmal ein US-Remake erfuhr.
Das Original fackelt nicht lange, zeigt die Brüder Frank (Thomas Bo Larson) und Tim (Paw Henriksen) beim Begehen einer Verzweiflungstat: Die Mutter ist schwerkrank, das Geld für eine Spezialbehandlung in Kiel muss her, ein Banküberfall soll die Moneten dafür erbringen. Alles ganz schnell und easy, keine Verletzten, keine Toten, keine Schüsse, so lautet der Plan. Und natürlich kommt es genregemäß ganz anders. Beim nicht gezeigten, sondern vom Publikum nur gehörten Überfall wird geschossen, die Polizei steht auf der Matte, das Fluchtauto ist blockiert. Als kapern die glücklosen Kleinganoven das nächstbeste Vehikel, den titelgebenden Krankenwagen.
Bald lernen sie die Vorzüge ihres neuen Fahrzeugs kennen: Eine Sirene zum schnellen Durchkommen im Straßenverkehr und CB-Funk, der das Abhören der Polizei ermöglicht. Doch die Ambulanz hat auch ihre Nachteile: Sie ist durch ihre knalligen Farben leicht zu entdecken – und hinten befinden sich noch ein Patient mit Herzinfarkt und die Sanitäterin Julie (Helle Fagralid) im Wagen…

Das Tempo, das „Ambulance“ in den ersten 20 seiner rund 75 Minuten Laufzeit vorlegt, ist nicht von schlechten Eltern. Das titelgebende Vehikel und der Film an sich sind ständig in Bewegung, erinnern leicht an amerikanische High-Concept-Actioner wie „Speed“ oder „Final Call“, die auch nie wirklich stillzustehen scheinen. In Sachen Schauwerte muss „Ambulance“ da budgetbedingt zwei, drei Nummern tiefer stapeln, aber die Verfolgungsjagden und gelegentlichen Blechschäden treiben den Spektakelpegel ganz gut nach oben. Dabei profitiert der Film auch von seiner verdichtenden Prämisse: Drei Figuren, der Krankenwagen als rollende Location, die nie wieder verlassen wird, und das Ganze in Echtzeit, wirkt in seiner Konzentration intensiv und durchaus spannungsfördernd.
So spielt „Ambulance“ dann immer mit verschiedenen Deadlines, die gegeneinander in Stellung gebracht werden: Die kranke Mutter hat ohne Behandlung nur noch zwei Wochen, dem herzkranken Patienten bleibt ohne Krankenhausaufenthalt eine Spanne, die sich in Minuten bemessen lässt, der (zeitliche) Abstand der Polizeiverfolger wird mal größer, mal kleiner. Zudem muss immer wieder abgewogen werden, wie hoch die Gefängnisstrafe wird, sollte man erwischt werden: Hat man den Patienten nicht auf dem Gewissen, so wird sie kürzer ausfallen. Gleichzeitig erfährt man, dass Frank bereits sieben Jahre wegen Raubüberfällen im Bau war und keinesfalls dorthin zurückmöchte. Bei all diesen Fristen schwingt gleichzeitig eine interessante moralische Komponente mit: Die Brüder begehen den Überfall nicht aus selbstsüchtigen Motiven, wollen ja eigentlich keine Toten, müssen aber das Leben ihrer Geiseln gegen das der eigenen Mutter aufwiegen. Das gibt dem Film einen kleinen Subtext, der Spannungserzeugung und moralische Fragen verbindet. Als visuelles Leitmotiv dienen dabei die immer wieder eingestreuten Körperinnenansichten von schlagenden, verletzten oder stillstehenden Herzen, wenn die Figuren wahlweise ihr Leben oder ihre Werte verlieren können.
Es sind also gute Voraussetzungen, mit denen „Ambulance“ loslegt, doch nach rund einem Drittel gerät der Motor ins Stottern, was auch an der etwas unterentwickelten Charakterzeichnung liegt. Der Unfalltod des Vaters wird als wiederkehrendes Motiv eingebracht, ist phasenweise allerdings komplett im Hintergrund, später dann wieder megawichtig, die Spannungen zwischen den ungleichen Brüdern wirken teilweise eher vom Drehbuch forciert, nicht unbedingt organisch gegeben. Außerdem drosselt „Ambulance“ sein Tempo, trennt die Figuren kurzzeitig, nur um sie dann doch wieder zusammenzuführen und baut manche eher gewollte denn gekonnte Spannungspassage ein, etwa als die Brüder tanken müssen, eine Kleinfamilie die Zapfsäule blockiert und der Film immer wieder auf die Pistole in Franks Hand schneidet – das ist gänzlich unsubtil und mit der Brechstange. Auch mancher Twist wirkt gekünstelt (gerade im Finale), während der Film in seiner ersten Hälfte vor allem mit nachvollziehbaren Mitteln arbeitet: Julie will sich befreien, die Brüder fesseln sie darauf, was wiederum bedeutet, dass die Sanitäterin Hilfe bei der Versorgung des Kranken braucht usw. Gerade aus diesen realistischen Ereignisketten zieht „Ambulance“ in der ersten, klar besseren Hälfte seine Spannung.

Vom Tonfall ist das Ganze ein Zwischending. Über weite Strecken ist er ernsthaft und dramatisch, ohne jede fast schon nihilistische Düsternis zu erreichen, die viele Vertreter der später aufkommenden Nordic-Noir-Welle auszeichnete. Er ist aber auch kein Vertreter des schwarzen Humors, für den Dänemark durch Werke wie „In China essen sie Hunde“ oder die Filme Thomas Andersen Jensens bekannt wurde. Dennoch gibt es ein paar humoristische Einsprengsel, etwa die eher holprig eingebrachte Lernschwäche Tims, die ihn immer wieder dazu bringt, rechts und links zu verwechseln, doch diese wirken eher bemüht und stören eher, da sie wie ein Kontrast zu den Moralfragen und dem menschlichen Drama wirken, welches sich in der Extremsituation an Bord des Krankenwagens entfaltet.
Dort spielt Thomas-Vinterberg-Spezi Thomas Bo Larsen stark auf als Bruder, der unter besonderer Belastung steht: Er ist nicht nur Bankräuber und Kidnapper, sondern trägt als Ex-Knacki und Vater eines Sohnes eine zusätzliche Last, weshalb er um keinen Preis ins Gefängnis gehen will, was ihn deutlich rabiater und unmenschlicher als Tim wirken lässt. Den verkörpert Paw Henriksen durchaus solide, aber er bleibt im Schatten Larsens, ebenso wie Helle Fagralid als dritte Hauptdarstellerin dieses Kammerspiels auf Rädern.

„Ambulance“ bleibt ein interessanter Film, der sein Potential allerdings ungenutzt lässt. Die Charakterzeichnung ist etwas zu schwammig, manche Twists in der zweiten Hälfte wirken daher leicht forciert und auch das Tempo fällt nach dem atemlosen Auftakt leider merklich ab. Dabei hat die Mischung aus Actionthrill, moralischen Fragen und zwischenmenschlichem Drama ihren Reiz, gerade durch die Konzentration in Sachen Figuren und Schauplätze. Der ebenfalls aus Dänemark stammende „The Guilty“ konnte aus einer ähnlichen verdichteten Prämisse 13 Jahre später mehr Kapital schlagen – ironischerweise wurden beide Filme in kurzem Abstand von Hollywood geremaket, beide Male mit Jake Gyllenhaal in der Hauptrolle.


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