Eine Kritik von niklas90 (Bewertung des Films: 7 / 10) eingetragen am 05.07.2009, seitdem 553 Mal gelesen
Nach einer wahren Begebenheit: Christian Bale spielt den amerikanischen Soldaten deutscher Abstammung Dieter Dengler, der im Vietnamkrieg über Laos abgeschossen wird und in die Hände der Vietcong gerät. Beim Überlebenskampf im Gefangenenlager hält ihn der Gedanke an die Flucht am Leben, bis er nach dem Ausbruch schließlich feststellen muss, dass der kaum zu durchquerende Dschungel von Vietnam die wahre Hölle ist.
So ziemlich jedes Vietnamdrama, das seit 1990 erschienen ist, musste sich der Frage danach stellen, ob es nach verschiedenen Meisterwerken des Genres wie "Platoon", "Full Metal Jacket", "Die durch die Hölle gehen" und "Apocalypse Now" noch eine Existenzberechtigung hat, oder ob es keinerlei neue Ideen und Aspekte zu bieten hat. Und nun ist es ausgerechnet der deutsche Autorenfilmer Werner Herzog, der 1997 bereits einen Dokumentarfilm über Dieter Dengler und seinen Überlebenskampf gedreht hatte, der einen wirklich gelungenen Vietnamfilm abliefert und im Vergleich mit den genannten Filmen im Grunde gar nicht mal so schlecht abschneidet, bzw. diesen weitestgehend umgeht.
Herzog tangiert die politischen Hintergründe des Kriegs kaum und verzichtet darüber hinaus weitestgehend auf Action-Sequenzen oder die ausführliche Darstellung von Kriegesschauplätzen, er erzählt ausschließlich die Geschichte von Dieter Dengler und die hat es definitiv in sich. So wird der amerikanische Soldat deutscher Abstammung sehr gut konstruiert, der im Gefangenenlager schnell zu einer Führungsperson unter den Gefangenen wird, die er schließlich größtenteils zur Flucht überreden kann und vor allem wegen dieses Gedanken an die Flucht, an seine Verlobte, an das Leben nach dem Entkommen nicht an der Passion zerbricht, die zudem sehr intensiv, aber auch relativ realistisch aufgebaut ist. Während der Einblick in das Gefangenenlager, der zu keinem Zeitpunkt übertrieben ausfällt, daher schonungslos und realistisch gerät und darüber hinaus auch die Mitgefangenen durchaus ordentlich konstruiert sind, werden die Leiden der amerikanischen Soldaten noch einmal gelungen und anders als in den meisten anderen Filmen aufgearbeitet, auch wenn der Film, der natürlich auch als Biografie angelegt ist, dabei monoperspektivisch die Amerikaner fixiert, aber man kann eben nicht alles haben. Mit dem anschließenden Überlebenskampf durch den Dschungel, der praktisch einer Odyssee gleichkommt, schlägt das Drama schließlich in einen Survival-Thriller um, ohne dabei unausgewogen zu wirken, wobei beim anschließenden Ende eindeutig zu dick aufgetragen wird, womit "Rescue Dawn" dann doch noch einen etwas faden Nachgeschmack hinterlässt.
Inszenatorisch leistet Herzog ebenfalls gute Arbeit, macht aber mehr Fehler, als bei seinem überaus gelungenen Drehbuch. So ist der Film mit seinem stellenweise etwas unharmonischen, plötzlich und willkürlich wirkenden Schnitt etwas holprig erzählt, womit sich der Anfang ein wenig in die Länge zieht, bis die Strukturen schließlich klarer werden und der Unterhaltungswert in Folge dessen steigt. Dann nimmt das Werk jedoch zunehmend an Fahrt auf, wobei Spannung und Dramatik schließlich im Ausbruch gipfeln, woraufhin der relativ atmosphärische Survival-Thriller folgt, der die Spannung zwar aufrecht erhält, aber dann doch so schleppend erzählt ist, dass er sie nicht weiter steigern kann. Besonders gut gelingen Herzog dabei die Aufnahmen des vietnamesischen Urwalds, für dessen Fotografie sich Herzog stellenweise vielleicht ein bisschen zu viel Zeit lässt, mit seinen schönen, malerischen, aber auch gefährlichen Seiten und diese surreale Schönheit allein, die optisch einiges bietet, kombiniert mit dem ruhigen, aber immer, wenn er gefragt ist, Akzente setzenden Score von Klaus Badelt und natürlich wegen der starken Darsteller entsteht so eine sehr dichte Atmosphäre, die bereits nach den Anfangsminuten kreiert wird und bis zum Ende kaum weicht. Unterhaltsam, temporär immer mal wieder spannend und darüber hinaus auch relativ interessant, weil eine wahre Begebenheit zu Grunde liegt, ist "Rescue Dawn" damit sehr unterhaltsam, auch wenn er sicherlich noch perfektioniert werden könnte.
Auch wenn er gelegentlich nicht sein komplettes Können, sein Potential aufblitzen lässt, ist Christian Bale, der zuvor unter Anderem in "Equilibrium" und "Batman Begins" überzeugen konnte, doch ein guter Darsteller und hierbei handelt es sich um einen seiner besten Filme. Bale spielt Dengler zu jedem Zeitpunkt überzeugend, ist charismatisch und präsent genug, um den Film, immer dann, wenn er gefordert ist, im Alleingang zu tragen. Dabei überzeugt er anfangs vor allem durch die authentische Darstellung eines starken Charakters, der auf die Flucht drängt und auch körperlich alles andere als gebrochen ist und stellt anschließend sowohl die physischen, als auch die psychischen Erschöpfungszustände derart schonungslos und realistisch dar, dass das Schicksal seiner Figur fesselt. Steve Zahn, der leider eher selten die Chance geboten bekommt, sein schauspielerisches Talent zu zeigen, nutzt seine Rolle, um sich zu beweisen und spielt seine, ebenfalls zunehmend leidende und zum Ende hin körperlich wie geistig gänzlich gebrochene, vollkommen erschöpfte Figur und ihre Odyssee vollkommen überzeugend. Zuletzt wäre vor allem Jeremy Davis, der körperlich grenzwertig weit abgemagert, das reine Elend des Gefangenenlagers offenbart und einen bleibenden Eindruck hinterlässt, noch positiv hervorzuheben.
Fazit:
"Rescue Dawn" stellt die Geschichte von Dieter Dengler hochinteressant dar und überzeugt dabei sowohl durch die gelungene Charakterkonstruktion, als auch durch den knallharten Einblick in das Kriegesgefangenenlager. Durchgehend atmosphärisch, vorbildlich fotografiert und damit spannend und unterhaltsam, sind es ausschließlich die narrativen Mängel, die den Unterhaltungswert stellenweise ein wenig vermindern, während die Darstellerleistungen über jeden Zweifel erhaben sind. Auf jeden Fall ein empfehlenswertes Vietnamkriegsdrama, das eine Geschichte erzählt, die es so noch nicht gegeben hat.
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