Eine Kritik von Boooshido (Bewertung des Films: 8 / 10) eingetragen am 03.11.2009, seitdem 490 Mal gelesen
Rescue Dawn
Kleiner Geheimtipp unter den so genannten Antikriegsfilmen.
Erzählt wird die wahre Geschichte von Dieter Dengler (gilt als einziger Amerikaner der es je schaffte aus einer vietnamesischen Gefangenschaft zu fliehen und zu überleben), welcher 1965 über Laos abgeschossen wird und anschließend in Gefangenschaft gerät. Ausdauer und Überlebenswille ermöglichen ihm die Flucht, doch gleichzeitig muss er akzeptieren dass der Dschungel ein zweites Gefängnis zu sein scheint. Er und sein Kamerad Duane (Steve Zahn) irren scheinbar ziellos durch die grüne Hölle und kommen sehr bald an ihre physischen und psychischen Grenzen.
„Rescue Dawn“ ist wohl zu allererst ein Drama. Die Herangehensweise von Werner Herzog an das Thema ist vor allem zurückhaltend und steht’s aus der Perspektive eines Beobachters zu sehen. Nach einem pyrotechnischen Einstieg (Napalm zerstört in Zeitlupe, und klassisch Begleitet, ganze Landstriche) reduziert Herzog das Tempo und konzentriert sich auf Information. Die Hauptfigur Dengler (Christian Bale) wird vorgestellt und als sympathischer junger Mann gezeichnet. Ein erstes großes Plus für Bale an dieser Stelle.
Ein geheimer Auftrag führt ihn mit seiner Einheit ins Kriegsgebiet, wo dann auch sein Abschuss passiert. Relativ unbeschadet kommt er mit dem Schrecken davon, doch der Vietcong ist ihm schon auf den Fersen. Was folgt ist seine Gefangennahme. Als er sich weigert ein Dokument zu unterzeichnen mit welchem er sein Land verraten würde, entwertet er quasi sein Ticket in die Hölle. Was folgen sind Folter und Demütigung. Allerdings befinden sich im Lager noch andere Gefangene, was die Lage im gegeben Rahmen erträglich erscheinen lässt.
Behutsam werden die neuen Charaktere eingeführt und mit ihnen, an dieser Stelle, unumgängliche Klischees verarbeitet. Doch Herzog verliert sich nicht in diesen zu oft propagierten Szenarien, sondern fühlt sich in die oft auch kauzige Gefühlswelt der Gefangenen hinein. Das macht diese sympathisch und vor allem glaubwürdig. Doch die Gefangenen resignieren und machen das Beste aus ihrer Situation. Viele kleine Anekdoten veranschaulichen dies und berühren. Lediglich Dengler sticht dabei immer wieder heraus, will er die anderen immer wieder zu einer Flucht überreden. Das diese irgendwann auch gelingt ist Geschichte. Doch das darauf folgende Schicksal der Flüchtlinge unterliegt einer filmischen Dramaturgie, welche somit nicht viele Überraschungen bereit stellt. Dies ist nicht unbedingt schlimm, sorgt aber nach einem wirklich starken Einstieg, für einen faden Beigeschmack und findet im pompösen, dann auch wieder zutiefst amerikanischen Happy End seinen Abschluss.
Was macht den Film aber trotzdem so sehenswert? Erzählstil, Charakterzeichnung und ganz eindeutig die Darsteller, allen voran Christian Bale, welcher hier neben seinen Part in THE MACHINIST, die beste Performance seiner bisherigen Kariere ablieferte. Als Batman ist er sicher erfolgreicher und bekannter geworden, doch hier ist er ein fähiger Darsteller. Steve Zahn lässt sich auch nicht lumpen und überzeugt als lebensfroher Mitläufer. Werner Herzog liefert hier ein intensives Survival Game, fernab sonstiger kommerzieller Verfilmungen, ab und legt den Focus vor allem auf die Figuren. Gelungen.
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