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von PierrotLeFou

Vor 75 Jahren: Luigi Zampas tragischer Komödienklassiker über den Krieg

Stichwörter: 1940er Drama Fabrizi Italien Jubiläum Kitzmiller Klassiker Komödie Krieg Spielfilm Zampa

Vivere in pace (1947)

In Ländern, die nach dem Zweiten Weltkrieg als Täterland galten, gab es ganz offenkundig das Bedürfnis, auch die andere Seite hervorzukehren: die Anständigkeit der Leute, die nicht mitgemacht haben, die geholfen haben, wo es machbar war, die womöglich gar Widerstand geleistet haben. Roberto Rossellinis "Roma, città aperta" (1945) ist der große neorealistische Klassiker schlechthin und fällt – bei all seinen Qualitäten – durchaus in diese angreifbare Sparte. Auch Luigi Zampa wird dem Neorealismus zugerechnet – und auch sein vielleicht berühmtester Film, der am 17. März 1947 uraufgeführte, im Juli 1947 auf dem Locarno Film Festival gezeigte "Vivere in pace" bedient dieses Bedürfnis. Hierzulande dauerte es indes trotz des großen Erfolgs des Films (vor allem in Italien selbst sowie in den USA) bis zum Jahr 1952, ehe man sich Zampas Tragikomödie über die Kriegszeit anschauen konnte (wenn auch bloß in gekürzter Form) – immerhin geht die große Bedrohung dieses 1944 angesiedelten Films von den deutschen Besatzern aus; auch wenn einer der deutschen Soldaten – der den häufig in Filmen verwendeten, aber gar nicht einmal so typischen, womöglich der Popularität des Films "Hans Westmar" (1933) geschuldeten Namen Hans trägt – ebenfalls eine positiv konnotierte deutsche Figur darstellt.
"Vivre in pace" ist nicht unbedingt ein Film, der konkret am Nazismus oder Faschismus Kritik übt (und schon zeitnah gelegentlich für eine opportunistische Haltung gerügt wurde): eher ist der Krieg der Stein des Anstoßes, der das titelgebende Leben in Frieden unmöglich macht. Denn eigentlich verstehen sie sich prächtig: der Italiener (Aldo Fabrizi), der weiße US-Soldat, der farbige US-Soldat (John Kitzmiller in erster, zufällig zustande gekommener Filmrolle) und der deutsche Soldat... Letzterer sucht das Haus eines italienischen Bauern auf, bei dem ein verwundeter farbiger US-Soldat und sein weißer Begleiter Unterschlupf bekommen haben. Doch mit reichlich Alkohol eskaliert die Situation nicht, sondern man trinkt vielmehr – der Wirklichkeit etwas entrückt – Brüderschaft. Gerade auch für den Deutschen bleibt diese Erfahrung nicht ohne Folgen... die jedoch nicht bloß ihn das Leben kosten werden. Man kann die große Beliebtheit des durchaus nicht unsympathischen Films noch heute sehr gut verstehen, dürfte aber seine kaum politische Haltung und vor allem die vermeintlich harmlosen Späßchen um die Hautfarbe des Farbigen etwas kritischer wahrnehmen. Aber so oder so: als Unterhaltungsfilm wie auch als Beispiel für den damaligen Zeitgeist ist Zampas Klassiker auch nach 75 Jahren noch eine Sichtung wert.
Eine nicht einmal mittelmäßige DVD-Version ist für kleines Geld bei Polar Film zu bekommen, taugt aber im Grunde bloß als suboptimale Behelfslösung: Fassungseintrag von SpeedyGonzales76


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