Dreams That Money Can Buy (1947)
Es ist kein Zufall, dass Hollywood (hierzulande) gerne als Traumfabrik gelabelt wurde: Gerade die phantastischeren Filme schienen schon immer viel mit dem Träumen gemeinsam zu haben. Bei Méliès träumten immer wieder die Figuren von monströsen Abwandlungen jener Dinge, mit denen sie zuvor zu tun hatten, Fellini ließ in "La città delle donne" (1980) den Kinosaal als Bett erscheinen und betonte auch sonst vielfach die Nähe zwischen Traum und Film, nicht bloß Wes Craven ließ mit Freddy Krüger Figuren durch die Träume anderer Figuren wandeln (und meucheln), der Alptraum aus Ingmar Bergmans "Smultronstället" (1957) oder jener aus Hitchcocks "Vertigo" (1958) gehören zu den ganz großen Kinohighlights. Und nahezu immer bot der Traum die Möglichkeit, sich formal austoben zu können. Entsprechend fand auch die Avantgarde Gefallen am Traum und Hans Richter trommelte Mitte der 40er Jahre prominente Kollegen wie Max Ernst, Fernand Léger, Man Ray, Marcel Duchamp und Alexander Calder zusammen, um mit ihnen ein episodenhaftes Gemeinschaftswerk zum Thema Traum zu drehen, das die avantgardistische Tradition der 20 Jahre fortführen sollte. Dabei beginnt "Dreams That Money Can Buy" wie ein Spielfilm: Die Hauptfigur erkennt, dass sie sich auf den Verkauf von Träumen verlegen kann – und bringt dann die ganz unterschiedlichen, eigenartigen Täume an die Kund(inn)en oder erwirbt ihrerseits Träume von ihnen. Die Musikuntermalung stammt dabei von Louis Applebaum, Paul Bowles, John Cage, David Diamond und Darius Milhaud... Für Abwechslung hinsichtlich des Stils ist somit gesorgt – und tatsächlich fand "Dreams That Money Can Buy" dann auch großen Zuspruch; attestieren lässt sich allerdings auch eine recht gebremste Dynamik der Dramaturgie, in die sich die jeweiligen avantgardistischen Elemente fast ein wenig wie Fremdkörper einschieben. Und doch ist hiermit sicherlich ein Schritt getan, ohne den spätere Filme wie ein "Eternal Sunshine of the Spotless Mind" (2004), in denen Filmhandlung und visualisierte Innenwelten gelungen verschmelzen vielleicht nie angegangen worden wären. Auch wenn die von Hans Richter initiierte Überführung der Avantgarde in ein Spielfilm-Konzept nicht ganz ausgewogen wirkt (obgleich es einer gewitzten Reflexion des Kinos sehr nahekommt), lohnt sich der Blick auf diesen Klassiker, der kurioserweise gerade mit seinem zurückgewandten Blick auf die Avantgarde der 20er Jahre seiner Zeit doch auch wieder voraus war.
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