Antoine et Antoinette (1947)
In Cannes erhielt der im September 1947 uraufgeführte "Antoine et Antoinette" seinerzeit eine Palme d’or. Jacques Beckers optimistische Komödie über die Beziehung zwischen einer (von einem benachbarten Händler begehrte) Verkäuferin und einem Druckereiarbeiter, deren eher bescheidene Lage in der Nachkriegszeit durch einen Lotteriegewinn verbessert zu werden scheint, würde nicht ihr Lotterielos plötzlich nicht mehr auffindbar sein, blieb lange Zeit äußerst beliebt, auch aufgrund der für Becker typischen Warmherzigkeit und leisen Fröhlichkeit. Dass neben den Hauptdarstellern Roger Pigaut und Claire Mafféi auch noch ein junger Louis de Funès kurz zu sehen ist, verlieht dem Film noch in den 70er- und 80er-Jahren einen zusätzlichen Reiz. Dem Eindruck einer so sympathischen wie sensiblen Milieustudie in der jungen Nachkriegszeit stand schon früh die Kritik gegenüber, der Regisseur würde mit dem optimistisch-humorvollen Blickwinkel die Umstände verzerren. Und heutzutage hat Beckers Film dann auch zugegebenermaßen an Relevanz verloren: stilistisch wirkt er heute zwischen der Avantgarde der 20er Jahre und der Nouvelle vague oder neben so strengen Foermalisten wie Robert Bresson eher etwas altbacken, inhaltlich wirkt er eher harmlos und mag Gedanken an heutige Feelgood movies wecken. Insofern verwundert es nicht, dass dieser einstige Hit Beckers – dessen ernsteren Klassiker "Casque d'or" (1952) oder "Le trou" (1960) heute noch auf größere Resonanz stoßen – ein wenig in Vergessenheit geraten ist. Wenn man jedoch mit klassischen Liebeskomödien etwas anfangen kann, dann dürfte man an "Antoine et Antoinette" ähnlich Gefallen finden wie einst die Jury in Cannes; zumal Nachkriegssetting und de-Funès-Auftritt durchaus auch einen Blick wert sind.
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