Men in Black (1997) & Starship Troopers (1997) & Alien: Resurrection (1997)
Der Invasionsfilm boomte erheblich in den 50er Jahren. Im vor allem an Dystopien interessierten Sci-Fi-Film der 70er Jahre nahm er eher (etwa mit Philip Kaufmans "Invasion of the Body Snatchers" (1978)) eine Randerscheinung im Genre ein, in den 80er Jahren konzentrierte er sich vornehmlich auf kleine Produktionen unterschiedlicher Qualität. Mit dem immens erfolgreichen, auch aggressiv beworbenen Blockbuster "Independence Day" (1996) meldete er sich dann lautstark zurück; ein patriotisch auftretendes, die Gegner im Weltall findendes Bombast-Spektakel mit einer unglaubwürdigen Auflösung, die man bestenfalls als Hommage an H. G. Wells "War of the Worlds" (1898) begreifen konnte... beinahe zeitgleich ergänzt von Tim Burtons "Mars Attacks!" (1996), in dem Ironie und Parodie zentrale Elemente darstellten. Kurz vor diffusen Milleniums-Erwartungen und dem 100. Jubiläum von Wells' Invasionsklassiker ein günstiges Klima: und der Erfolg war dann auch gegeben.
Schon am 25. Juni 1997 wurde dann ein Film uraufgeführt (der hierzuland ab dem 11. November zu sehen war), in welchem wie in "Independence Day" abermals Will Smith als Hauptdarsteller mit dabei war: In Barry Sonnenfelds "Men in Black" haben die Außerirdischen längst Platz auf Erden gefunden; manche haben sich in ihrer Tarnung integriert und verfügen auch über die Aufenthaltsgenehmigung der geheimen Behörde MIB, andere legen ein untragbares Verhalten an den Tag. Der Cop James Edwards (Will Smith) wird nach einem Zusammenstoß mit einem Außerirdischen vom MIB aufgenommen – und muss bald mit seinem Kollegen (Tommy Lee Jones) einer schwerkriminellen außerirdischen Schabe nachspüren. Die Tonlage des Film, der auf ironisch-parodistischen Comicheften Lowell Cunninghams basiert, liegt irgendwo zwischen "Independence Day" und "Mars Attacks!" (mit welchem er sich den Komponisten Danny Elfman teilt); zugleich sind hier der Zitat-Charakter, das Spiel mit den Klischees, der Oberflächenreiz des Spektakels und die Unverbindlichkeit der sich teils selbst entlarvenden Satire zwischen Verschwörungstheorie, Hautfarbe und Einwanderungsängsten in ihrer Gemengelage mit der postmodernen Ausrichtung näher an Burton als an Emmerich. Produziert unter anderem von Steven Spielberg – der hier neben Größen wie Sylvester Stallone oder Barry Sonnenfeld selbst einen Cameoauftritt hat –, erwies sich "Men in Black" als zuverlässig erfolgreicher Popcornstreifen, der heute eher aus nostalgischen, weniger aus qualitativen Gründen reizen dürfte. Nach zwei zeitnahen Sequels folgte in den 2010er Jahren noch ein weiteres: Alle Filme sind vor knapp 3 Jahren auf Blu-ray herausgekommen: Fassungseintrag von Blaine
Wieder greller in die Satire-Ecke gerückt, kommt Paul Verhoevens "Starship Troopers" daher, der erstmals am 4. November 1997 zu sehen war: Hier sind es Die Menschen, die sich – im Krieg mit käferartigen Aliens, die unter anderem Asteroiden auf die Erde zu schleudern verstehen – auf einen fremden Planeten wagen, um dort aufzuräumen. Nach dem häufig als promilitärisch und faschistoid eingestuften Roman von Rober A. Heinlein zeigt Verhoeven eine Gesellschaft, in der sich Männer und Frauen beim Wehrdienst beweisen und sich so über den niederen Status von Zivilist(inn)en erheben können. Mit Hass, Wut, Abenteuerlust und Idealen wie Tapferkeit und Heldentum dienen die jugendlichen Protagonist(inn)en beim Militär, ziehen begeistert in die Schlachten, in denen sie Körperteile oder Leben lassen werden, derweil ein so strenges wie autoritäres Militärregime die Form aufrechterhält. Das Ganze lässt sich also so aufdringliche Satire wie als Splatter- und Actiongranate gleichermaßen genießen, was auf so manche Kritiker(innen) etwas unverbindlich wirkte: dem einigermaßen aufmerksamen Blick bleibt das postmoderne Pastiche faschistischer wie nazistischer Ästhetik kaum verborgen. An der Oberfläche zogen aber nicht zuletzt die kruden Gewaltexzesse die Aufmerksamkeit auf sich: Hierzulande flimmerte der Film entsprechend gekürzt über die Mattscheiben – was einer gewissen ironie nicht entbehrt, ist es doch in "Starship Troopers" gerade das faschistoide Regime, dass Gewalt vorschreibt und antrainiert, die mediale Vermittlung aber oft genug mit "Censored"-Balken ziert. Inzwischen liegt der Film ungeschnitten ab 16 Jahren vor: unter anderem als Touchstone-/Buena-Vista-/Disney-Blu-ray im Steelbook... wobei Disney wie Steelbook angesichts dieses Films auch eine ironische Anmutung aufweisen: Fassungseintrag von ray aja
Auch in "Alien: Resurrection", dem am 6. November 1997 uraufgeführten vierten Teil der Alien-Saga, die Invasionen trotz Weltall-Settings eher im Mikrokosmos der home invasion verhandelte, sind die Menschen in dieser Aliengeschichte nicht unbedingt die positiven Identifikationsfiguren: Sigourney Weaver spielt hier nach ihrem Opfertod im Vorgänger eine nach Jahrhunderten (wegen des Aliens in ihr) geklonte Ripley, die sich wie die Androidin Call (Wynona Ryder) als weit menschlicher erweist als die gewissenlosen Wissenschaftler oder auch einige Schmuggler (darunter Ron Perlman). Und so wie Ripley als Klon mit Alien-Genen, der zunehmend uneins über seine Identität ist, und Call als Androidin von der menschlichen Identität abweichen, so entzieht sich "Alien: Resurrection" des Franzosen Jean-Pierre Jeunet auch der Alien-Reihe: trotz des Anknüpfens an zahlreiche vertraute Elemente drückt Jeunet dem Stoff seinen eigenwilligen visuellen Stempel auf – sehr zum Unwillen vieler Fans. Ein postmoderner Stempel natürlich, zu dem das Thema der sich auflösenden Identität, der sich auflösenden Grenzen passt. Mittlerweile hat sich die Reihe selbst noch weiter aufgelöst: bis hin zum Spin-Off "Prometheus" (2012). Alle Filme der Reihe liegen in verschiedenen Fassungen in der nunmehr 5 Jahre alten 6-Film Collection von 20th Century Fox auf Blu-ray vor: Fassungseintrag von Gizmo84
In der zweiten Hälfte der 90er Jahre – und "The Fifth Element" (1997) ließe sich auch noch als Beispiel dieses Jahrgangs nennen – erlebten Invasions- und/oder Alien-Stoffe nicht bloß einen kleinen Höhenflug; sie nahmen auch vermehrt postmoderne Züge an und luden einigermaßen deutlich zum Spiel mit Zitaten, bekannten Motiven, Klischees und Parodien...
Registrieren/Einloggen im User-Center