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von PierrotLeFou

Vor 25 Jahren: Ein spiritueller Scorsese

Stichwörter: 1990er Biographie Dalai-Lama Deakins Drama Historienfilm Jubiläum Klassiker Mathison Monumentalfilm Religion Schoonmaker Scorsese Spielfilm USA

Kundun (1997)

Der Katholizismus prägte Scorsese früh, schlug sich schon in der ansonsten nicht sehr persönlichen Auftragsarbeit "Boxcar Bertha" (1972) nieder und zog sich durch weite Teile seines Schaffens, das sich insgesamt nur selten ganz zentral und in aller Deutlichkeit von der spirituellen Seite zeigte, wenn auch stets in einem politischen Kontext: Scorseses Jesus-Film "The Last Temptation Of Christ" (1988) nach einem Drehbuch des calvinistisch geprägten Kollegen Paul Schrader natürlich, aber auch der junge "Silence" (2016) ... und, hierbei ohne christlichen Kontext, der am 11. Dezember 1997 uraufgeführte "Kundun". "Kundun" zeigt, wie buddhistische Mönche in einem Jungen die 14. Wiedergeburt des Dalai Lama zu erkennen glauben und ihn in Lhasa auf seine Rolle vorbereiten, in die er nach und nach hineinwächst. Melissa Mathison schrieb das Drehbuch, wobei der Dalai Lama selbst mitgewirkt haben soll. Dementsprechend kann man dem Film eine fehlende Distanz durchaus vorwerfen; zugleich aber zeigt er doch auch eindringlich – zu den betörenden Klängen des Soundtracks von Philip Glass –, wie ein Glaube in einer Figur heranwächst, der vom Glauben der Anderen gespeist wird, was dem Film fernab von Fragen nach der Berechtigung eines solchen Glaubens interessante Seiten verschafft. Ganz ohne große Hollywood-Stars, aber mit eleganten Bildern von Roger Deakins und der Montage Thelma Schoonmakers, ist so ein sonderbar leiser Monumentalfilm entstanden, der auf allzu viel Spektakel verzichtet und sich angenehm viel Zeit nimmt...


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