Le Retour à la raison (1923)

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von PierrotLeFou

Vor 100 Jahren: Die Avantgarde schreitet voran

Stichwörter: 1920er Avantgarde Deutschland Experimentalfilm Filmreihe Frankreich Jubiläum Klassiker Kurzfilm Ray Richter Stummfilm

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Le retour à la raison (1923) & Rhythmus 23 (1923)

Gleichwohl sich frühe Beispiele der Avantgarde schon in den 10er Jahren finden lassen, sind es vor allem die 20er Jahre gewesen, in denen der Avantgardefilm zu voller Größe reifte. Hans Richter, einer seiner profiliertesten Vertreter, legte 1921 mit "Rhythmus 21" seinen ersten Film vor, der unter dem Einfluss des absoluten Films – inbesondere Walter Ruttmanns – und des Kubismus entstanden war. Weniger streng geordnet, etwas freier in seiner Form, gab sich dann bereits der folgende "Rhythmus 23", der am 1. Januar 1923 erstmals zu sehen war: Wie im Vorgänger wachsen und wandern Rechtecke durch das s/w-Bild, lassen sich hier allerdings auch zu diagonalen Bewegungen, Mustern und Verläufen hinreißen, was die Dynamik merklich steigert und einen lebhafteren Eindruck erweckt.
Im gleichen Jahr legte Man Ray, ein weiteres Urgestein der Avantgarde, seine ersten Filme vor – darunter "Le retour à la raison", der Rays Foto-Arbeiten, seine Fotogramme, ins Filmische überführte: Hier sind nur noch wenige Momente klar auf die 20er Jahre zu datieren, etwa die rasenden Lichter eines Karussells in der Schwärze der Nacht oder das dadaistische Mobile; die meisten Eindrücke jedoch – das Flackern des Bildes, die Sprünge zwischen den Einstellungen chaotischer Nagelhaufen, der schattierte nackte Oberkörper von Kiki of Montparnasse in ihrem ersten Filmauftritt – besitzen eine vergleichsweise zeitlose Ästhetik und hätten auch in der goldenen Experimentalfilm-Ära der 60er Jahre entstanden sein können, zumal Man Ray wie später ein Stan Brakhage das Filmmaterial selbst in seiner Materialität betonte. Dadaistischer Witz, der keinerlei Narration benötigt, und ein hohes Tempo zeichnen diesen Man-Ray-Klassiker aus, der alltägliche Objekte einer Abstraktion unterzieht, bis teilweise das Filmbild selbst in Fetzen zu reißen scheint und die Aufmerksamkeit auf die Konstruiertheit von Film an sich lenkt.
Mit anderen Avantgarde-Klassikern ist Rays Film bei Kino on Video auf DVD erschienen: Fassungseintrag von Der Kre-Lo

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