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von Stefan M

Vor 25 Jahren: Eine Ode an den Slacker

Stichwörter: 1990er Buscemi Coen Elliott Goodman Jubiläum Klassiker Komödie Kriminalfilm Kultfilm Spielfilm USA

The Big Lebowski (1998)

Nachdem ihnen "Fargo" zwei Oscars beschert hatte, blieben die Brüder Joel und Ethan Coen ihrem bis dato bevorzugten Genre – der Komödie – weiterhin treu. In ihrem nächsten Film verzichteten sie dabei auf den ausgeprägten Pechschwarz-Bitter-Anteil und fügten ihm stattdessen eine leicht-lockere Note bei, die den am 18. Januar 1998 uraufgeführten "The Big Lebowski" zu einem DER Kultfilme der 90er-Jahre und vielleicht zu ihrem bis heute populärsten Film machte.

Obwohl eine Hommage an den Film noir (der Titel ist eine Anlehnung an den Raymond-Chandler-Roman "The Big Sleep"), was sich in der verworrenen Erzählstruktur niederschlägt, geht es dabei um keine Detektivgeschichte im klassischen Sinne, in der ein neuer Philip Marlowe wegen Mord ermittelt, sondern um den Faulpelz Jeffrey "Dude" Lebowski, der arbeitslos und ungewaschen im Bademantel sein Leben lebt, bevorzugt "White Russians" trinkt und einen beträchtlichen Teil des Tages mit seinen Kumpels Walter (John Goodman) und Donny (Steve Buscemi) an der Bowling-Bahn abhängt. So würde das vermutlich immer weitergehen, würden ihm nicht eines Tages zwei Männer auf seinen Lieblingsteppich pinkeln, weil die ihn mit seinem Namensvetter, einen Millionär, verwechseln. Daraufhin sucht er den echten Lebowski auf und verlangt Schadensersatz – und ehe er es sich versieht, gerät er damit in einen Strudel zutiefst irritierender Ereignisse: Die Frau des Millionärs wird entführt und Lösegeld erpresst, die Tochter des Millionärs glaubt an eine inszenierte Entführung und will Sex mit ihm, dem Dude wird sein Wagen gestohlen, und dann wären da ja auch noch die Nihilisten und ein Pornofilmproduzent, die irgendwie auch in die Sache involviert sind. Dabei wollte der Dude doch eigentlich nur einen neuen Teppich.

Dieses völlig absurde Szenario würzen die Coens mit einer Fülle von Zitaten, die in die Populärkultur einsickerten – ob das nun Walters Fluchkanonaden gegen alles und jeden sind, Donnys unschuldige Nachfragen, weil er mal wieder etwas nicht versteht, die dann ebenso selbstverständlich von Walter mit einem schroffen "Halt die Klappe!" abgewürgt werden, und natürlich der Dude selbst, der dem für ihn nicht mehr nachvollziehbaren Treiben um ihn herum mit zunehmender Resignation begegnet und meistens mehr an Walters fixen Ideen verzweifelt als an dem Entführungsfall. Darüber hinaus treibt sich hier noch ein Off-Erzähler (Sam Elliott) herum, der später auch im Film zwei Auftritte haben wird und dabei ein Loblied auf den Dude abstimmt, wie der so seinen Weg geht, obwohl er am Ende nicht einmal sonderlich viel für die Auflösung der ach so komplizierten Geschichte beigetragen hat.

Man muss schon etwas übrig haben für den abgedrehten und vor Schimpfwörtern nur so wimmelnden Coen-Universum, um "The Big Lebowski" etwas abgewinnen zu können. Belohnt wird man dann mit einem bis in die Nebenrollen (und Cameo-Auftritte) hervorragend besetzten und gespielten Film, der obendrein auch noch fantasievoll-schräge Traumsequenzen und eine großartige Songauswahl zu bieten hat.


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