Un homme de têtes (1898)
Die Filme von Georges Méliès folgen zum Teil einer (oftmals episodischen) Handlung, die den heutigen Anforderungen an eine Spannungsdramaturgie kaum genügt, oder sie kommen gleich als eine Art Varietétnummer daher, in der eine Figur auf der Bühne ihre Kunststückchen und Zaubertricks vollführt, die freilich bloß in der filmischen Montage bewerkstelligt worden waren. Der 1898 veröffentlichte "Un homme de têtes" gehört in letztere Kategorie, zählt aber zu den ersten Filmen Méliès', in denen der Leinwand-Magier die Mehrfachbelichtung nutzte, um einzelne Figuren zu vervielfachen bzw. nur abgetrennte Teile von ihnen ins Bild zu rücken: Méliès selbst steht hier als Zauberkünstler vor der Kamera, der sich dreimalig den jeweils überraschend wieder auftauchenden Kopf vom Hals nimmt und ihn jeweils vor sich auf den Tisch legt. Gemeinsam mit den drei Köpfen und dem neuen vierten Kopf auf seinen Schultern singt er dann ein Lied, welches das Publikum dieses Stummfilms freilich nicht zu Gehör bekommt. Das ist heute nichts besonderes: Jeder YouTuber, der sich zum A-capella-Ensemble auffächert, macht sich auf anderen Wegen diese Ästhetik zunutze. Méliès lieferte seinerzeit noch einen verblüffenden Gag ab, den er insbesondere mit "Le mélomane" (1903) verfeinern sollte. Beide Filme sind heute kleine Kuriosa – und liegen auf der allerdings meist nur zu überzogenen Preisen erhältlichen arte VIDEO-DVD Méliès – The Magician vor: Fassungseintrag von Cine-Phil
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