Beitrag

von PierrotLeFou

Vor 50 Jahren: Ende des Frühwerkes von Peter Bogdanovich?

Stichwörter: 1970er Bogdanovich Brown Drama Historienfilm Jubiläum Kahn Klassiker Komödie Literaturverfilmung O'Neal Spielfilm Tragikomödie USA

Paper Moon (1973)

Peter Bogdanovich war als Filmemacher erheblich von der Traumfabrik geformt worden; inhaltlich oder stilistisch wiesen die Filme regelmäßig über sich hinaus auf teils weit zurückliegende Phasen der Filmgeschichte. In "Targets" (1968), dem Regiedebüt, konfrontierte Bogdanovich hellsichtig zur rechten Zeit eine Horror-Ikone des gothic horror mit dem Terror der Gegenwart, mit Trauma und Amoklauf. "The Last Picture Show", einer der Höhepunkt des New Hollywood, behandelt in Schwarzweiß die zwei Dekaden zurückliegende Nachkriegszeit, in der die heranwachsenden Hauptfiguren ihr Coming of Age und – symbolisch im Untergang des örtlichen Kinos, in dem noch einmal ein John Ford gezeigt wird – einen Wandel des Umfeldes erleben. "What’s Up, Doc?" (1972) war dann eine screwball comedy par excellence: ein Subgenre, dem sich Bogdanovich noch bis "She's Funny That Way" (2014) widmen sollte. Und sein letzter Film blieb "The Great Buster" (2018), ein Porträt Buster Keatons.
Der am 9. April 1973 uraufgeführte "Paper Moon" reiht sich hier gut ein – und kann auch als eine Art Abschluss des Frühwerks gesehen werden, denn die folgende Henry-James-Verfilmung "Daisy Miller" (1974) kam zwar auch wieder reichlich nostalgisch daher, spielte aber in einer Ära vor der Etablierung der Filmkunst, am Ende des 20. Jahrhunderts, und erntete zudem schwächere Kritiken; wie auch "At Long Last Love" (1975), die Hommage an das Musical des Classical Hollywood, oder "Nickelodeon" (1976), der Versuch, dem Slapstick der Stummfilmzeit zu huldigen. "Paper Moon" war dagegen ein voller Erfolg: Wie "The Last Picture Show" kommt der Film in Schwarzweiß daher, angesiedelt während der Großen Depression; eine Zeit, die sich vor allem über schwarzweißen Kinobilder eingeprägt hatte, weshalb der Verzicht auf Farbe als Mittel der Authentizität angedacht war. Solcherart entfaltet Bogdanovich nach einem Roman Joe David Browns einen humorvollen Mix zwischen Melodram und Milieustudie: Ein Schwindler, der mit seiner unredlichen Masche Bibeln an frische Witwen bringt, soll eine junge Waise, bei der es sich womöglich um seine uneheliche Tochter handelt, zu fernen Verwandten fahren – und freundet sich auf der Fahrt nach und nach mit dem Mädchen an, die es ähnlich faustdick hinter den Ohren hat... Ein Familienfilm wie aus der Zeit des Classical Hollywood – beinahe auch von dessen Veteranen John Huston inszeniert –, mit  Ryan und Tatum O'Neal und Madeline Kahn vorzüglich besetzt.
Bei Eureka! ist der Film in der schönen Masters of Cinema-Reihe als Dual Format Edition herausgekommen: Fassungseintrag von ratz


Kommentare und Diskussionen

  1. Noch keine Kommentare vorhanden

Um Kommentare schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein.

Registrieren/Einloggen im User-Center

Details
Ähnliche Filme