La vie et la passion de Jésus-Christ (1898)
Nur ein knappes Zehntel der Produktionen der Gebrüder Lumière wird zu den inszenierten Spielfilmen gezählt, denen meist weniger Aufmerksamkeit zuteil wird als den vermeintlichen Dokumentarfilmen. Doch eine Produktion sollte Filmhistoriker(innen) aufhorchen lassen: "La vie et la passion de Jésus-Christ" – ein Film in 13 Teilen, die einzeln vertrieben und in unterschiedlichen Kombinationen zusammengestellt werden konnten... und in ihrer Gesamtheit eine stattliche Laufzeit von 12 Minuten zustandebrachten, die ihrerzeit so ungewöhnlich anmuteten wie heutzutage ein Zwölfstünder. Die aus Kapiteln zusammengesetzte, episodenhaft-fragmentarische Handlung, die sich an den populären Stationen der Lebens- und Leidensgeschichte Jesu Christi orientiert, bringt zudem – noch auf recht primitive Weise – einen narrativen Charakter in den Film, wie man ihn in diesem Medium noch nicht gesehen hatte. Es dauerte jedoch bloß fünf Jahre, ehe ein drei- bis viermal längerer "La vie et la passion de Jésus Christ" von Lucien Nonguet und Ferdinand Zecca neue Maßstäbe setzte und eine raffiniertere Inszenierung des Stoffes lieferte, der bei den Lumières noch statisch und bühnenhaft daherkommt. Dennoch stellt "La vie et la passion de Jésus-Christ" einen ersten Schritt in Richtung der epischen, monumentalen Bibelfilme dar, die vor allem das Classical Hollywood späterhin durchziehen sollten.
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