Tillie's Punctured Romance (1914)
Mack Sennett zählt zu den Urvätern des Filmkomödie, zu einem der ganz Großen des Slapstick, zu einem der Entdecker und Förderer vieler Stars des Genres: Charlie Chaplin, Roscoe 'Fatty' Arbuckle, Harold Lloyd, W. C. Fields, Gloria Swanson, die Keystone Cops, Marie Dressler oder Mabel Normand wären zu nennen. Weit über tausend Filme hat er produziert, bei über dreihundert Filmen – zumeist Kurzfilme – Regie geführt.
"Tillie's Punctured Romance" – uraufgeführt am 14. November 1914 – war nach über hundert Regiearbeiten Sennetts erster Langfilm: knapp 90minütig & zugleich die erste abendfüllende US-Komödie. Darüber hinaus ist dieses ambitionierte Projekt herausragend besetzt worden: viele seiner damaligen Stars traten in Haupt- und Nebenrollen auf – und Charlie Chaplin, der heutzutage mit Abstand populärste Star des Films, spielt hier seine erste große Rolle (für die er allerdings nur sehr begrenzt dankbar war, hielt er von diesem Streifen doch nicht sonderlich viel). Diese Rolle hat nicht allzu viel gemeinsam mit Chaplins späteren Kunstfiguren: als durchtriebener Betrüger gaukelt er einer vermögenden, wenngleich reichlich stämmigen, von gängigen Schönheitsidealen eher abweichenden, robusten und grobschlächtigen Dame seine Zuneigung vor, um sie gemeinsam mit seiner Freundin, die er allerdings im Laufe des Films nicht weniger hintergeht, gründlich auszunehmen. Der nicht sehr feinfühlige, bisweilen auch etwas gehässige Humor, der sich mit diebischer Freude dem unmoralischen Verhalten der männlichen Hauptfigur – welche ihrer gerechten Strafe am Ende nicht entgehen kann – widmet, gleicht mitsamt des turbulenten Finales die eher weniger aufsehenerregende Inszenierung ein bisschen aus. Besondere Erwähnung verdient der Film aber auch wegen der Rolle, die der Spielfilm selbst in diesem Film spielt: wie in anderen beachtlichen Filmen seiner Zeit (z.B. "Le mystère des roches de Kador" (1912), "Wo ist Coletti?" (1913)), spielt auch hier eine Filmvorführung im Film eine erstaunliche Rolle. Während dieser Vorführung wird Chaplin und seiner Freundin die Verwerflichkeit & Strafbarkeit ihres Handelns bewusst gemacht, außerhalb des Kinos sind diese Überlegungen dann allerdings wieder: aus den Augen, aus dem Sinn.
Erhältlich ist der Film – mit den übrigen Chaplin-Filmen der Keystone-Studios – beim BFI: Fassungseintrag von Hank Quinlan 1958
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