Beitrag

von PierrotLeFou

Vor 25 Jahren: Esoterische Filmphantasie von Claude Lelouch

Stichwörter: 1990er Drama Frankreich Girardot Jubiläum Klassiker Lelouch Spielfilm

Il y a des jours... et des lunes (1990)

Claude Lelouch begann seine Karriere als Filmemacher, als sich parallel zu ihm gerade die nouvelle vague entwickelte; ihr stand er zumindest mit dem Frühwerk "Une fille et des fusils" (1965) nahe, in dem er verspielt den Einfluss des Genrefilms auf eine Bande junger Herumtreiber schilderte und vom Gangsterfilm bis zum Italowestern ironisch gefärbte Verweise einfließen ließ. Die Macht des Kinos thematisierte er in vielen weiteren, oftmals autobiographisch geprägten Filmen, was ihm zu Beginn seiner Karriere mehrfach den Vorwurf der Selbstverliebtheit einbrachte. Auch die sich immer stärker herauskristallisierende Vorliebe für elegante Kamerafahrten und recht artifiziell wirkende Bildkompositionen legte die Kritik lange Zeit als geschmäcklerischen Manierismus aus, der zur Zeit der (allmählich wieder abklingenden) nouvelle vague so gar nicht en vogue war. Das breite Publikum erreichte Lelouch, der mit 'prätentiösen, banalen Unterhaltungsfilmen' seine Anhänger trotz allen Gegenwinds finden konnte, dennoch.

"Il y a des jours... et des lunes" ist wohl einer der schönsten und zugleich typischsten Filme Lelouchs: Lelouch ließ früh eine Vorliebe erkennen, unterschiedliche Personen und unterschiedliche Zeiträume in einem einzigen Film zu verhandeln, mit Vorliebe vor dem Hintergrund des Filmemachens und der Esoterik - eine Tendenz, die im Spätwerk immer weiter zunimmt. "Toute une vie" (1974) präsentiert die Familiengeschichte eines Filmemachers als Jahrzehnte übergreifende und (als Film im Film) bis in eine utopische Zukunft reichende Geschichte und "Partir, revenir" (1985) war ein vom Zweiten Weltkrieg bis in die damalige Gegenwart reichendes Familiendrama, welches nebenbei die Möglichkeit der Wiedergeburt behandelte und im Film selbst als Film geplant wird. "La belle histoire" (1992) gilt vielen als sein (3½stündiges) Hauptwerk, in welchem dieselben Figuren in vielen Reinkarnationen - von der Lebzeit Jesu Christi bis in die Gegenwart - aufeinandertreffen, sich in mehreren Leben lieben lernen, die Geheimnisse der Wiedergeburt lehren und in Israel einer alten Legende nachspüren. In "Viva la vie!" (1984) entpuppt sich zwar der heilsame Einfluss außerirdischer Mächte als Intrige, steht aber zumindest lange Zeit im Raum (während sich einmal mehr ein Lelouch-Film ausdrücklich und selbstreflexiv als inszenierter Film ausweist). "Il y a des jours... et des lunes" reiht sich da hervorragend ein: Ein alter Physiker fabuliert vom Einfluss der Vollmondes, der alle Menschen aufwühle, dann werden ein knappes Dutzend Figuren eingeführt, die der Film in der Folge begleiten wird und einmal mehr macht ein Erzähler zu Beginn darauf aufmerksam, worum es gehen wird: Über die erhitzen Taten einiger Menschen an einem Tag, an dessen Ende der Vollmond und das Vorstellen der Uhren auf die Sommerzeit stehen wird. Ein Mensch wird letztlich sterben, das steht zu Beginn fest: wer es ist und wie die - durch den unheilvollen Einfluss des Mondes gelenkten - Zusammentreffen zwischen den diversen Figuren, die kaum etwas miteinander zu tun haben, in diese Katastrophe führen, wird dann in den nächsten 100 Minuten gezeigt. Humor und Tragik, pathetische Musik, elegante Bilder und eine Prise Sentimentalität vereinen sich zu typischer Lelouch-Kost.
Black Hill/Koch Media bieten den Film für kleines Geld an - zwar einmal mehr ohne Untertitel (aber wenigstens in zwei Sprachfassungen), dafür jedoch ungekürzt und in brauchbarer Bildqualität: Fassungseintrag von unsociable


Kommentare und Diskussionen

  1. Noch keine Kommentare vorhanden

Um Kommentare schreiben zu können, müssen Sie eingeloggt sein.

Registrieren/Einloggen im User-Center

Details
Ähnliche Filme